Im Radio verkündet Admiral Dönitz die bedingungslose Kapitulation der Deutschen Wehrmacht. Damit endet ein Krieg, der zum ersten Mal in der Geschichte auch mit dem Rundfunk als Propagandamittel geführt wurde. Was hat das Radio im Krieg bewirkt?
Die Töne im Kontext
Christoph König im Gespräch mit dem Rundfunkhistoriker Prof. Konrad Dussel
Originalaufnahmen in voller Länge
23.3.1933 Hitlers Machtübernahme im Parlament
23.3.1933 | Adolf Hitlers tritt erstmals im Parlament auf. Er kündigt an, den vermeintlichen Reichstags-Brandstifter hinrichten zu lassen. Das Ermächtigungsgesetz wird verabschiedet. | Der Reichstag vor Hitler: Parlamentsdebatten 1931 bis 1933
25.3.1933 Joseph Goebbels: "Der Rundfunk gehört uns!"
25.3.1933 | Am 25. März 1933 – nur einen Tag nach dem Ermächtigungsgesetz, mit dem Adolf Hitler Deutschland faktisch zur Diktatur gemacht hat – bestellt sein junger Propagandaminister Joseph Goebbels die Intendanten der Reichsrundfunkgesellschaft ein und hält einen ausufernden Vortrag darüber, wie er den Rundfunk im Sinne der Regierung einspannen will. "Wir machen gar keinen Hehl daraus: Der Rundfunk gehört uns und niemandem sonst. Den Rundfunk werden wir in den Dienst unserer Idee stellen und keine andere Idee soll hier zu Worte kommen!", sagt er, während er hörbar auf das Pult klopft.
23.9.1933 Hitlers erste Reichsautobahn: Spatenstich bei Frankfurt am Main
23.9.1933 | Hitler und Autobahn – das gehört im kollektiven Gedächtnis der Deutschen zusammen. Dafür hat Hitler gesorgt, obwohl die Pläne deutlich älter sind und aus der Weimarer Zeit stammen. Es ist der 23. September 1933: Spatenstich für den ersten Autobahnabschnitt Frankfurt – Darmstadt. Den inszeniert Hitler als feierliche nationale Zeremonie. Die Aufnahme beginnt scheinbar harmlos mit der Beschreibung schöner Sommerwiesen, geht mit Sieg-Heil-Rufen weiter und findet in einer aufschlussreichen Rede Adolf Hitlers ihren Höhepunkt.
2.7.1935 Wie der NS-Rundfunk sein soll – Reichssendeleiter Hadamovsky
2.7.1935 | Zur 12. Funkausstellung in Berlin skizziert Reichssendeleiter Eugen Hadamovsky die Ideen für den deutschen Rundfunk in seiner Rede an die Mitarbeiter der Reichs-Rundfunk-Gesellschaft am 2. Juli 1935.
7.12.1938 Sigmund Freud über die Psychoanalyse und die Gründe seiner Flucht
7.12.1938 | 1938, nach einigem Zögern, entscheidet sich der 82-jährige Sigmund Freud (* 6. Mai 1856), seine langjährige Heimat Wien zu verlassen. Vorausgegangen ist der Anschluss Österreichs ans Deutsche Reich im März 1938 – und die Folgen für Wiener Juden: zunehmend judenfeindliche Maßnahmen und unangemeldete Besuche von SA und Gestapo.
Aber die Flucht aus Österreich ist nicht einfach, Großbritannien und die USA müssen Druck machen, Freunde eine "Reichsfluchtsteuer" vorstrecken, damit Freud mit dem Orientexpress nach Paris ausreisen darf. Von dort geht es weiter nach London, wo er am 6. Juni 1938 in der Victoria Station ankommt und von einem großen Presseaufgebot empfangen wird.
Freud lebt sich erstmal ein. Die BBC möchte ihn interviewen, doch aufgrund seines Alters ist ihm eine Live-Sendung nicht mehr zuzumuten. So bereitet er einen kurzen Text vor, den er in seiner Wohnung ins Mikrofon eines BBC-Reporters spricht. Zunächst erklärt er in wenigen englischen Worten sein Lebenwerk: Unter dem Einfluss eines älteren Freundes – damit meint Freud vermutlich seinen Kollegen Josef Breuer – habe er einige neue und wichtige Fakten über das Unbewusste, über Triebe und so weiter entdeckt. Doch die Menschen hätten seinen Erkenntnissen nicht geglaubt, es habe zunächst viel Widerstand gegeben, der Kampf sei noch nicht vorbei.
Dann wechselt Freud plötzlich ins Deutsche und fasst in einem Satz die Gründe für seine Flucht zusammen. Es ist die einzige Originalaufnahme Sigmund Freuds in den deutschen Rundfunkarchiven.
I started my professional activity as a neurologist, trying to bring relief to my neurotic patients. Under the influence of an older friend and by my own efforts I discovered some important new facts about the unconscious in psychic life, the role of instinctual urges and so on. Out of these findings grew a new science, Psychoanalysis, a part of psychology and a new method of treatment of the neuroses. I had to pay heavily for this bit of good luck. People did not believe my facts and thought my theories unsavoury. Resistance was strong and unrelenting. In the end I succeeded in acquiring pupils and building up an international Psycho-Analytic Association. But the struggle is not yet over. Im Alter von 82 Jahren verließ ich infolge der deutschen Invasion mein Heim in Wien und kam nach England, wo ich mein Leben in Freiheit zu enden hoffe. My name is Sigmund Freud.
10 Monate nach dieser Aufnahme stirbt Freud am 23. September 1939 in London.
1939 Schüler üben Umgang mit "Volksgasmaske"
1939 | Hitler und das NS-Regime bereiten den Krieg vor und stimmen die Bevölkerung darauf ein. Hier mit einer Übung an einer "Luftschutzhauptschule", an der Schüler die "Volksgasmaske" ausprobieren. Quelle: Deutsches Rundfunkarchiv
1939 Einrichtung von Luftschutzräumen
1939 | In Wohngebäuden werden in Vorbereitung auf den sich ankündigenden Krieg zunehmend Luftschutzräume eingerichtet. So wie im folgenden Vorzeigebeispiel in Schlesien."Wenn hier Fliegeralarm ist“, so der Reporter, "werden Schallplatten aufgelegt, damit die Stimmung gut ist". Quelle: Deutsches Rundfunkarchiv
29.7.1939 Luftschutzübung in Berlin
29.7.1939 | Ein Luftangriff auf Berlin wird simuliert. Zum Abschluss der Übung bedankt sich der Kommandeur bei der Bevölkerung. Sein Fazit: Wer sich an die Empfehlungen halte, habe bei einem Angriff nichts zu befürchten.
1939 Kampf gegen Tuberkulose: Die Röntgen-Reihenuntersuchungen
1939 | Um Tuberkulose-Erkrankungen frühzeitig zu erkennen und so die Ansteckungsgefahr einzudämmen, wurde 1939 die Röntgen-Reihenuntersuchung eingeführt. Der Mediziner Hellmuth Ulrici erläutert Ende 1939 im Rundfunk die Wichtigkeit der neuen Untersuchung.
1.9.1939 "Seit 5:45 Uhr wird jetzt zurückgeschossen" – Hitler erklärt Kriegsbeginn und Pakt mit Stalin
1.9.1939 | Bei seiner Reichstagsrede zum Kriegsbeginn am 1. September 1939 donnert Adolf Hitler immer wieder frenetischer Applaus entgegen. Er rechtfertigt den Überfall auf Polen mit einem angeblichen polnischen Angriff auf den Sender Gleiwitz in Schlesien. Jetzt schieße man eben „zurück“.
1.9.1939 BBC-Nachrichten zum Kriegsbeginn
1.9.1939 | Die BBC-Nachrichten zum Kriegsbeginn am 1. September 1939. Deutschland hat Polen angegriffen und zahlreiche Städte bombardiert. Großbritannien und Frankreich haben eine Generalmobilmachung angeordnet. Abends werde das Parlament in London zusammenkommen. Auch "Herr Hitler" wird mit einigen Äußerungen zitiert.
1.9.1939 Ex-US-Präsident Herbert Hoover: „USA sollen sich aus Krieg raushalten“
1.9.1939 | Herbert Hoover war zwar seit 1933 nicht mehr Präsident der Vereinigten Staaten, aber immer noch außenpolitisch aktiv. Er hatte nicht erwartet, dass Hitler Polen tatsächlich angreifen würde.
24.9.1939 Heile Welt bei der Reichsgartenschau in Stuttgart
24.9.1939 | Der Rundfunk soll im „Dritten Reich“ möglichst breite Teile der Bevölkerung ansprechen. Es gibt lange Reportagen und Interviews verschiedener Berufsgruppen, Vereine oder NS-Organisationen. Regionen und Städte werden porträtiert, wichtige Feiern oder Ereignisse. Ein Beispiel ist der Bericht von der Reichsgartenschau in Stuttgart 1939.
14.3.1940 NSDAP-Funktionär Walter Groß über Rassenpolitik im Krieg
14.3.1940 | "Rassenpolitik im Krieg" – zu diesem Thema hält Walter Groß, Leiter des Rassenpolitischen Amtes der NSDAP, einen Vortrag auf einer Kundgebung in Linz. Es ist der 14. März 1940, anwesend sind Vertreter der Partei und der Wehrmacht. Groß propagiert die Zwangssterilisation von sogenannten "Erbkranken" und "Asozialen". Deutlich zeigen sich hierbei die rassenhygienischen Vorstellungen der NS-Regierung. Bereits im Juli 1933 hatte sie "das Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses" verabschiedet und damit die Grundlage für die Zwangssterilisation von vermeintlich "erbkranken" Menschen geschaffen. Ein solches Gesetz fordert Walter Groß in seinem Vortrag auch für sogenannte "Asoziale". Mit dem Begriff bezeichneten die Nazis Menschen, die gegen die Normen der (nationalsozialistischen)Gesellschaft verstießen. Darunter Obdachlose, Bettler und Prostituierte.
Zu dem Zeitpunkt waren die "Euthanasie"-Morde der Nazis bereits im vollen Gange und die als "asozial" stigmatisierte Personen wurden in Konzentrationslager verschleppt, in Anstalten eingewiesen oder zwangssterilisiert - auch ohne eigenes Gesetz. Bei dem Vortrag handelt es sich um eine der wenigen programmatischen Verlautbarungen aus dem engeren Führungskreis zum Vorgehen gegen sogenannte "Asoziale".
29.5.1940 Noch meldet die Wehrmacht Erfolge
29.5.1940 | Der Krieg findet auch im Rundfunk statt. Wichtig sind die Lageberichte der Wehrmacht. Anfangs sind sie noch von Erfolgsmeldungen geprägt und bleiben nah an der Realität. Erst als sich das Blatt wendet, lässt man das wahre Ausmaß der Niederlagen lieber unerwähnt. Im Jahr 1940 ist die Wehrmacht noch auf dem Vormarsch. Der Lagebericht vom 29. Mai 1940 meldet den Sieg gegen das britische Expeditionsheer.
11.3.1941 Kabarett gegen Hitler: Annemarie Hase im deutschen Dienst der BBC
11.3.1941 | Die BBC wollte die Bevölkerung direkt ansprechen. Das Programm umfasste Musik und Reden von Exilanten, aber auch Kabarett. Die emigrierte Kabarettistin Annemarie Hase tritt hier in ihrer Figur als „Frau Wernicke“ auf. Im Ausschnitt geht es um die sogenannten Feindsender, die im Deutschen Reich verboten sind.
18.3.1941 Thomas Mann spricht aus Kalifornien zu den "Deutschen Hörern"
18.3.1941 | Thomas Mann sendet im Krieg 55 Radioansprachen, die er an seine Landsleute adressiert. „Deutsche Hörer“ heißt die Sendereihe. In seinem Exil in Kalifornien nimmt er seine Reden auf Platte auf. Diese werden per Luftpost nach New York gebracht und von dort wiederum per Kabel nach London übertragen. Die BBC sendet die Aufnahmen schließlich über Langwelle auch ins deutsche Reichsgebiet. Die erste dieser Aufnahmen stammt vom 18. März 1941. Anschließend hören wir eine weitere vom Dezember desselben Jahres. Da ist auch die Tonqualität besser.
8.12.1942 Krieg im Äther: Russische Störsender überlagern deutsche Propaganda
8.12.1942 | Im Zweiten Weltkrieg war auch der Rundfunk ein Schlachtfeld. Die Kriegsparteien versuchten, die Übertragung des gegnerischen Funks zu stören. Im Archiv findet sich eine eindrucksvolle Aufnahme. Während der deutschen Lagemeldung ist dröhnend Laut Gegenpropaganda zu hören, vermutlich von russischer Seite gesendet. Ein Sprecher brüllt: "Wo ist Rommel?", "in Italien geht alles drunter und drüber", "alles Lügen" oder "aus Russland kommt niemand zurück".
3.2.1943 Niederlage von Stalingrad in den Nachrichten
3.2.1943 | Monatelang dauerte die Schlacht von Stalingrad im Winter 1942/43. 700.000 Menschen kamen ums Leben. Es ist die vor allem psychologische Wende im Krieg gegen die Sowjetunion. Am 3. Februar kommt auch das Oberkommando der Wehrmacht nicht umhin, die Niederlage zu verkünden.
30.8.1944 Reichsrundfunk berichtet über Alfred Wegener und die Kontinentalverschiebung
30.8.1944 | Der Reichsrundfunk berichtet über Alfred Wegeners Theorie der Kontinentalverschiebung. Wegener hatte diese 1912 vorgestellt, allerdings waren seine Belege noch schwach.
21.7.1944 Nach Hitler-Attentat: "Warnkuckuck" warnt vor Luftangriffen
21.7.1944 | Einen Tag zuvor hatte die Gruppe um Claus Schenk Graf von Stauffenberg versucht, Adolf Hitler umzubringen, doch der Führer überlebte. Darum geht es in der Nachrichtensendung als ein Warnzeichen ertönt, der sogenannte Warnkuckuck. Ein Fliegerangriff steht in Stuttgart bevor. Der Sender wird deshalb abgeschaltet. Zuvor sind, wie üblich gegen Kriegsende, die Luftlagemeldungen zu hören, hier im Reichssender Stuttgart. Nach den Lagemeldungen folgen die Nachrichten vom 21. Juli 1944.
18.10.1944 Verlogene Trauerrede auf Erwin Rommel
18.10.1944 | Generalfeldmarschall Erwin Rommel (15. November 1891 bis 14. Oktober 1944), der "Wüstenfuchs", ist tot. Offiziell gestorben bei einem Autounfall in der Folge einer Embolie. In Wahrheit hatte sich Rommel das Leben genommen, unter Druck gesetzt von Hitlers General Ernst Maisel. Rommel war in Ungnade gefallen, nicht nur, weil er als verantwortlicher General die Invasion der Alliierten in der Normandie nicht verhindern konnte, sondern vor allem, weil es Material gab, das ihn in Verbindung brachte mit den Hitlern-Attentätern vom 20. Juli. Rommel wurde vor die Wahl gestellt: Volksgerichtshof – oder Suizid. Rommel nahm die Zyankalikapseln. Weil er aber in der Bevölkerung so beliebt war, wurde darüber nicht gesprochen, vielmehr schlachtet das NS-Regime Rommels Tod noch einmal propagandistisch aus. So auch beim Staatsakt im Rathaus von Ulm, wo Generalfeldmarschall Gerd von Rundstedt am 18. Oktober die Trauerrede hält.
30.1.1945 Hitlers letzter verzweifelter Rundfunkauftritt
30.1.1945 | Als die Wehrmacht auf dem Rückmarsch war, ließ sich Hitler wesentlich seltener im Radio hören als in den ersten Kriegsjahren. Einmal meldete er sich nach dem gescheiterten Attentat am 20. Juli 1944, und noch ein letztes Mal zum 12. Jahrestag der Nationalsozialistischen Regierung am 30. Januar 1945. Militärisch war die Wehrmacht längst in der Defensive: Die Truppen der West-Alliierten standen schon am Rhein, während im Osten die sowjetische Armee bis 80 km vor Berlin vorgerückt war.
Dabei resümiert Hitler noch einmal sein verzerrtes Geschichtsbild, ruft die Bevölkerung noch einmal zum Kampf auf und fordert von allen im Land höchste Opferbereitschaft. | Mehr Rundfunkaufnahmen aus der NS-Zeit: http://x.swr.de/s/nszeit | Der SWR2 Archivradio-Katalog: http://x.swr.de /s/archivradiokatalog | Folgt uns auf Twitter: https://twitter.com/SWR2Archivradio
5.4.1945 Nazi-Sender „Werwolf“ ruft zum Widerstand gegen Besatzer auf
5.4.1945 | Die Alliierten dringen immer weiter vor. In den von ihnen eroberten Gebieten haben sie teilweise Ausgangssperren verhängt. Der nationalsozialistische Sender „Werwolf“ ruft zum Widerstand auf. Reichsführer SS Heinrich Himmler hatte die Aufstellung der Untergrundorganisation „Werwolf“ gegen Ende des Zweiten Weltkriegs befohlen.
Februar 1945 Luftangriff auf Dresden – Drei Perspektiven
Februar 1945 | Der Luftangriff der Alliierten auf Dresden vom 13. bis 15. Februar 1945 gehört zu den massivsten des Zweiten Weltkriegs. Weit mehr als 20.000 Menschen kamen dabei ums Leben. Es gab offenbar nur wenige Rundfunkberichte, zumindest sind kaum welche erhalten geblieben. Zu den wenigen gehören die folgenden drei. Sie unterscheiden sich stark, je nachdem, wer spricht: ein Soldat, ein Berichterstatter der sogenannten Propagandakompanie und eine Mutter.
16.4.1945 Radioansprache von Anita Lasker nach ihrer Befreiung aus Bergen-Belsen
16.4.1945 | Am 15. April 1945 wurde die 19-jährige Anita Lasker von britischen Truppen aus dem KZ Bergen-Belsen befreit. Schon einen Tag später berichtete sie im deutschen Programm der BBC, was sie erlebt hatte.
15.4.1945 Zwei Mädchen nach ihrer Befreiung aus Bergen-Belsen im BBC-Interview
15.4.1945 | Am 15. April 1945 befreiten britische Truppen das Konzentrationslager Bergen-Belsen. Unmittelbar danach führt BBC-Kriegsreporter Patrick Gordon Walker Interviews mit Überlebenden.
Die erste ist die 14-jährige Olga Schlossberg. Sie hatte mehrere Konzentrationslager überlebt. Die Aufnahme mit ihr dauert nur 40 Sekunden.
Der Interviewer Patrick Gordon Walker arbeitete damals für das deutschsprachige Programm der BBC.
In einem zweiten Interview befragt Patrick Gordon Walker ein belgisches Mädchen, die 15-jährige Hetty Esther Werkendam, ebenfalls kurz nach der Befreiung aus Bergen-Belsen. Sie schildert die Trennung von ihrer Mutter und die Misshandlung ihres Vaters im Lager. Hetty Werkendam, ihre Eltern und ihre zwei Brüder überlebten das Konzentrationslager. Viele andere Verwandte wurden jedoch ermordet. Nach dem Krieg zog die Familie zunächst in die Niederlande. Hetty heiratete und nahm den Namen ihres Mannes, Verolme, an. Als dieser starb, zog Hetty Verolme 1954 nach Australien, wohin ihre Eltern schon vorher ausgewandert waren.
Der Interviewer, Patrick Gordon Walker wiederum, wurde später britischer Außen- und Bildungsminister. Im SWR2 Archivradio gibt es eine weitere Aufnahme mit ihm, in der er ebenfalls im April 1945 einen SS-Unterscharführer über seine Erlebnisse in Auschwitz, Dachau und Bergen-Belsen befragt.
Buchkritik Volker Ullrich - Acht Tage im Mai. Die letzte Woche des Dritten Reiches
Finales Inferno - Volker Ullrichs Darstellung der letzten Tage des Dritten Reichs überzeugt durch die Vielfalt der Perspektiven und Schauplätze. Ein Geschichtslesebuch sowohl für Kenner wie auch für Kennenlerner. Rezension von Wolfgang Schneider. Verlag C.H. Beck, München 2020 ISBN 978-3-406-74985-8 317 Seiten 24 Euro