Das Wissen: Archivradio-Gespräch

Die Neumühle-Bande – Ein pfälzisches Gangster-Epos

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Interview
Christian Decker
Moderator/in
Gábor Paál
Gábor Paál

Gábor Paál im Gespräch mit dem Historiker Christian Decker, Institut für Pfälzische Geschichte und Volkskunde

Morde und Überfälle rund um Zweibrücken

Eine große Gangster-Geschichte wird ab dem 7. Februar 1949 vor dem Landgericht Zweibrücken verhandelt: 32 Angeklagte, 126 Straftaten: ein aufsehenerregender Prozess. Eine Serie von Morden und Überfällen rund um Zweibrücken hatte die Region zwischen 1945 und 1947 in Atem gehalten. Eine ganze Siedlung mit diversen verfeindeten Familienbanden war darin verstrickt.

Die Tonaufnahmen vom Gerichtsprozess existieren heute noch. Er war geprägt von "Wildwestszenen unter den Augen der Richter", wie die Presse damals schreibt. Er endete mit drei Todes- und zahlreichen "Lebenslänglich"-Urteilen. Doch damit war der Schrecken nicht vorbei. Zwei Täter fliehen aus dem Gefängnis. Ein Bruder wird versehentlich erschossen. Im Hintergrund soll eine geheimnisvolle Frau als Bandenchefin fungieren – die ganze Geschichte zieht sich bis in die 1960er-Jahre.

Rassismus: Unprofessionalität bei Justiz, Polizei und in den Medien

Der Prozess machte bundesweit Schlagzeilen – und er gibt ein eindrückliches Bild von der Situation der Nachkriegszeit: Eine überforderte Polizei, ein weit verbreiteter Rassismus – und Medien, die das Prinzip der Unschuldsvermutung noch nicht verinnerlicht hatten. Der Südwestfunk berichtet quasi live aus dem Gerichtssaal – in einer Art, wie sie heute undenkbar wäre.

Der Prozess war einer letzten großen Strafprozesse vor Inkrafttreten des Grundgesetzes.

SWR 2019

Historische Originalaufnahmen

1951 Neumühler Banden-Prozess: Großfahndung nach Gefängnisausbruch (4/4)

1951 fliehen zwei der verurteilten Neumühlen-Bande-Verbrecher aus dem Gefängnis. Im Verlauf einer mehrwöchigen Großfahndung mit 500 Polizisten erschießt die Polizei einen Mann.

1949 Neumühler Banden-Prozess: Interviews außerhalb des Gerichtssaals (3/4)

Interviews mit Beobachtern des Neumühler Banden-Prozesses und Beteiligten. Es geht um die Siedlung Neumühle, die jenische Sprache und die mühsame Ergreifung der Täter durch die Polizei. Auch die Tochter des ermordeten Müllers berichtet.

März 1949 Neumühler Banden-Prozess: Plädoyer und Todesurteile (2/4)

März 1949 | Das Plädoyer des Staatsanwalts im Neumühler Banden-Prozess klingt brutal. Er beschränkt sich nicht auf Fakten, sondern argumentiert mit dem Menschenschlag, spricht von "Zigeunern" und "animalischen Instinkten".

Nationalsozialismus "Asoziale" und "Berufsverbrecher" – Die verleugneten Nazi-Opfer

Obdachlose, Suchtkranke oder Prostituierte wurden von den Nazis verfolgt – als "Asoziale" bzw. "Berufsverbrecher". Erst 2020 erkannte der Bundestag diese Opfergruppe an. Warum so spät?

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