23.12.1977

Hanns-Eberhard Schleyer spricht über die Ermordung seines Vaters Hanns Martin Schleyer

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Autor/in
SWR2 Archivradio

Hanns-Eberhard Schleyer, ältester Sohn des von der RAF am 5. September 1977 entführten und am 18. Oktober 1977 ermordeten Arbeitgeberpräsidenten Hanns Martin Schleyer, lehnt schärfere Gesetze aufgrund der Ereignisse ab. Er fordert aber von den "meinungsbildenden Kräften" und Sympathisanten, sich zur demokratischen Grundordnung zu bekennen.

Hanns-Eberhard Schleyer fordert Auseinandersetzung mit dem Terrorismus-Phänomen

Das Interview beginnt auf der Gefühlsebene. Ihm, Hanns-Eberhard Schleyer, fehle sein Vater als ein Mensch, dem man vertrauen konnte. Als sein Vater entführt worden war, habe er Hilflosigkeit verspürt, sei dann aber aktiv geworden und habe Gespräche mit allen möglichen "Verantwortlichen der Republik" geführt. Jetzt stelle er die Forderung, sich mit dem Phänomen des Terrorismus auf der politisch-moralischen Ebene auseinandersetzen.

Neue Gesetze wie Sicherheitsverwahrung oder die Wiedereinführung der Todesstrafe stünden für ihn außer Diskussion. Aber man müsse, so Hanns-Eberhard Schleyer, den Literaten und Journalisten jetzt, in der Nachbetrachtung, zeigen, welche Verantwortung sie haben. Sie müssten deutlicher zur Grundordnung stehen, "rückhaltlos zum Grundgesetz".

Der Fehler, der zum Terrorismus geführt habe, sei passiert, als "meinungsbildende Kräfte" den jungen Menschen gesagt hätten, dieser Staat sei so morbide, dass nichts anderes mehr hälfe, als Gewalt gegen Sachen und Personen. Sympathisanten solle man "anprangern", und von allen fordern, sich zur demokratischen Ordnung zu bekennen. 

Aus der Archivdatenbank

Hanns-Eberhard Schleyer, ältester Sohn des am 18.10.1977 ermordeten Hanns-Martin Schleyer: Zu kurzer Abstand, um die Erfahrungen der letzten Wochen ausdrücken zu können / Weiterleben im Sinne des Vaters / Aktivitäten während der Entführung des Vaters / Bundesregierung hat Familie getäuscht, da der Krisenstab von Anfang an den Geiselaustausch ablehnte und somit die Hoffnung auf Rettung des Vaters weckte / Gefühl der Angst nur während der Forderung, mit Lösegeld an einen von den Terroristen genannten Ort zu fliegen / Benutzte Bild-Zeitung als Sprachrohr, um Standpunkt der Familie einer großen Leserschaft zu vermitteln / Persönliche Konsequenzen: Mitarbeit in Hanns-Martin-Schleyer-Stiftung und möglicherweise politische Tätigkeit / Politische Konsequenz heißt die geistige Auseinandersetzung mit dem Phänomen Terrorismus auf der geistig-moralischen Ebene / Meinungsbildende Kräfte im Lande, Literaten, Journalisten und Politiker, müssen deutlicher positiv Stellung zur Wertordnung des Staates beziehen, trotz aller Kritik / In der Jugend entstand durch Kritik der Meinungsmacher der Eindruck, dass der Staat morbide ist und nur Gewalt eine grundsätzliche Änderung herbeiführen kann / Diejenigen, die kein Bekenntnis zur Grundordnung der BRD abgeben wollen, sollten angeprangert werden und mit denen sollte man sich massiv auseinandersetzen

6.9.1977 Attentat auf Hanns Martin Schleyer: Augenzeugenbericht

6.9.1977 | Ein Augenzeuge schildert die Ereignisse nach dem Anschlag auf den Arbeitgeberpräsidenten: Böllerschüsse, Pulvergeruch und fürchterliche Schreie. | RAF

14.10.1977 Flugzeugentführung steht in Zusammenhang mit Schleyer-Entführung

14.10.1977 | Die Entführung der Lufthansa-Maschine "Landshut" gerät in eine dramatische Phase. Der Pressesprecher der Bundesregierung beendet die Nachrichtensperre. | RAF

19.10.1977 Hanns Martin Schleyers Leiche in Mühlhausen gefunden

19.10.1977 | Im französischen Mühlhausen wird die Leiche von Hanns Martin Schleyer gefunden. Die Sondersendung des Südwestfunks beginnt mit Mutmaßungen über die Ermordung des Arbeitgeberpräsidenten Schleyer, die sich im Laufe des Abends bestätigen. Die Bundesregierung beantwortet keine Fragen und erklärt "die Stunde der Fahndung" für gekommen.

Geschichte der RAF in Originalaufnahmen

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