Die badische Stadt Kehl, an der französischen Grenze gegenüber Straßburg gelegen, wurde am Ende des Zweiten Weltkriegs evakuiert. Die Bevölkerung musste Kehl verlassen, das französische Militär besetzte die Stadt.
Frankreich setzt Washingtoner Abkommen um
Im Washingtoner Abkommen von 1949 verpflichtet sich Frankreich, Kehl bis 1953 wieder freizugeben. Dies geschieht in mehreren Schritten.
Am 8. April 1953 erfolgt schließlich die vollständige Freigabe. Es ist ein für die Region bedeutendes Ereignis. Die letzten Sperrzäune werden entfernt, doch aufgrund der Kriegsschäden können viele Kehler noch nicht in ihre alten Wohnungen zurück.
Im Bild: Blick auf den "französischen" Stadtteil der südwestdeutschen Stadt Kehl am am 6. Oktober 1950 . Nach der Evakuierung durch Frankreich durfte nach und nach ein Teil der ursprünglich 12.000 Einwohner Kehls zurückkehren, Dreiviertel des Stadtgebiets wurden 1950 aber noch immer von französischen Soldaten und ihren Familien bewohnt.
5.1.1955 Robert Schuman plädiert für Europa-Armee
5.1.1955 | Schon in den 1950er-Jahren gab es Pläne für eine gemeinsame europäische Verteidigung. Frankreich, das heute zu den stärksten Befürwortern eines solchen Projekts gehört, war damals aber dagegen und ließ die Pläne scheitern. Dem französischen Parlament war die Militarisierung Deutschlands nicht geheuer. Das führte zu Verstimmungen und war ein Dämpfer für die deutsch-französische Annäherung. Der Europapolitiker Robert Schuman versucht mit einer Rede im Ludwigsburger Schloss die Wogen zu glätten. Schuman hatte zu dem Zeitpunkt kein politisches Amt, aber er war vorher immerhin schon französischer Ministerpräsident und Außenminister und hatte in diesen Ämtern viele deutsch-französische bzw. europäische Gemeinschaftsprojekte forciert. Anders als viele seiner französischen Landsleute hatte er keine Befürchtungen, dass Deutschland im europäischen Verbund zu mächtig werden würde. Er war ein ausdrücklicher Befürworter einer Europa-Armee – vor allem aus Sorge vor den Entwicklungen in der Sowjetunion. Schuman plädiert in dieser Rede am 5. Januar 1955 auch für das Ziel einer Wiedervereinigung Deutschlands.
20.12.1960 Fremdes Frankreich: Reisebericht aus Karlsruhes Partnerstadt Nancy
20.12.1960 | Nach dem Zweiten Weltkrieg versuchen die Regierungen von Frankreich und der Bundesrepublik Wege zu finden, damit ihre Bürger die gegenseitigen Ressentiments abbauen. Städtepartnerschaften und deutsch-französische Schüleraustauschprogramme sollten dafür sorgen, dass sich die Menschen aus beiden Ländern besser kennenlernen. Das beginnt schon, bevor Konrad Adenauer und Charles de Gaulle 1963 den Elysée-Vertrag unterzeichnen. Doch wie exotisch solche Austausch-Programme damals waren, wird in der folgenden Reportage deutlich. Kurz vor Weihnachten 1960, am 20. Dezember, schickt der Südwestfunk Reporter Werner Stenzel nach Nancy im französischen Lothringen. Nancy ist die Partnerstadt von Karlsruhe. Der Reporter schildert seine Eindrücke aus einer französischen Mädchenschule – aber vorher nimmt er das Radiopublikum noch mit auf die abenteuerliche Reise ins gefühlt so ferne Frankreich. Zum Glück war vier Jahre vorher schon eine Straßenbrücke von Kehl nach Straßburg gebaut worden.
25.5.1968 Studentenrevolte in Frankreich: Daniel Cohn-Bendit "unerwünschte Person"
25.5.1968 | Streiks und Proteste legen im Frühjahr 1968 Frankreich lahm. Die Medien berichten von bürgerkriegsähnlichen Ausschreitungen. Die Filmfestspiele in Cannes werden ein Fiasko. Staatspräsident Charles de Gaulle geht auf manche Forderungen der Studierenden ein, um Entgegenkommen zu signalieren. Unter anderem verspricht er, für mehr Arbeitsplätze zu sorgen das Pensionsalter auf 60 Jahre zu senken. Eine der Hauptfiguren ist der 23-jährige Soziologiestudent Daniel Cohn-Bendit. Während eines Aufenthalts in Deutschland wird er zur unerwünschten Person erklärt, die Wiedereinreise nach Frankreich wird ihm verweigert. Über all das berichtet dieser Hintergrundbericht vom 25. Mai 1968, der am Ende auch auf die zunehmend unruhige Situation an den deutschen Hochschulen eingeht.
Archivradio-Gespräch Die Geschichte der deutsch-französischen Freundschaft
Die Beziehung Deutschland-Frankreich spielt für Europa heute wieder eine besondere Rolle. Diese Freundschaft fiel nicht vom Himmel – sie wurde mühsam erarbeitet. Das SWR2 Archivradio dokumentiert die Entwicklung in zahlreichen Originalaufnahmen. (Aktualisierte Produktion von 2013)