Richtiges Üben für Musiker*innen

Sportpsychologe empfiehlt: Musikalische Ziele setzen statt sturem Üben

Stand
Das Gespräch führte
Ines Pasz
Onlinefassung
Dominic Konrad

Weniger üben, dafür aber qualitativ besser – das ist nur eine der Devisen von Hauke Siewertsen. Der studierte Cellist und Sportpsychologe unterrichtet an der Musikhochschule Hannover und wirbt dafür, beim Üben auch immer mal wieder den Kopf einzuschalten, sich Ziele zu setzen und „viel mit der Klangvorstellung zu arbeiten“.

Öfter auch mal beim Üben den Kopf einschalten

Übung macht den Meister – von dieser Volksweisheit können gerade Instrumentalistinnen und Instrumentalisten ein Lied singen. Das Üben am Instrument ist für sie ihr täglich Brot. Dabei kann man aber auch schnell in die Falle tappen, weiß Cellist und Sportpsychologie Hauke Siewertsen. Denn stundenlanges mechanisches Üben sei nicht der einzige Schlüssel zum Erfolg.

Grundsätzlich sollte man beim Üben auch seinen Kopf anstrengen, erklärt Siewertsen. Stures Wiederholen habe zwar auch seinen Sinn, um das Muskelgedächtnis zu trainieren, dennoch sollte man vor lauter Motorikübungen nicht vergessen, das Stück an seine musikalischen Vorstellungen anzupassen. Man sollte mit klaren Zielen und Klangvorstellungen üben, so Siewertsen.

Sportpsychologe Hauke Siewertsen
Hauke Siewertsen lehrt am Institut für Musikphysiologie und Musiker-Medizin der Musikhochschule Hannover.

Verbindung zwischen musikalischen und sportlichen Ansätzen

Er selbst habe während seines Cello-Studiums mehrere körperorientierte Verfahren zum Proben ausprobiert, erklärt Siewertsen: Er setzte sich etwa mit der Alexander-Technik und der Feldenkrais-Methode auseinander. So sei er schließlich auch zu seinem Studienfeld in der angewandten Sportpsychologie gekommen.

Heute unterrichtet und forscht der Cellist am Institut für Musikphysiologie und Musiker-Medizin der Musikhochschule Hannover. Im Rahmen seiner Lehrtätigkeit bietet er etwa Überblicksseminare zu körperorientierten Probenansätzen und mentalem Training an.

Welche Sportarten eignen sich für Musiker?

Gerne werde Instrumentalistinnen und Instrumentalisten das Schwimmen ans Herz gelegt, erklärt Siewertsen im Interview mit SWR Kultur. Es ist gelenkschonend und trainiert das Herz-Kreislauf-System trainiert. Darüber hinaus empfehle er auch, die Tiefenmuskulatur zu trainieren und Übungen zu machen, die den Stütz- und Bewegungsapparat unterstützen.

Generell sollten sich Musiker*innen auf der Suche nach neuen sportlichen Herausforderungen fragen, wie gut sich der Sport dosieren lässt. Außerdem sollte man auf ein erhöhtes Verletzungsrisiko achten: Es sei schon etwas dran, dass man Streicherinnen und Streichern eher kein Tennis empfehle.

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Weitere Infos und Studien gibt’s hier:
https://www.youtube.com/watch?v=ddmwrZXjSkI
https://www.rnd.de/wissen/macht-musik-gesund-eine-meta-studie-aus-australien-zeigt-positiven-effekt-auf-psychische-gesundheit-GJMUDIAGLFB7ZDHBFTB2NSRJDI.html
https://jamanetwork.com/journals/jamanetworkopen/fullarticle/2790186
https://www.nature.com/articles/s41893-022-00847-2.epdf
https://www.medizin.uni-muenster.de/fakultaet/news/sars-cov-2-geht-ins-auge-coronavirus-infiziert-die-menschliche-netzhaut-und-kann-sich-darin-vermehren.html
https://www.bbc.com/news/science-environment-60860397
https://www.eurekalert.org/news-releases/947397
https://www.instagram.com/dr_flojo/?hl=de
https://www.youtube.com/channel/UCmL20nYmFNuarJYxQ1diNEA

Dr. med. Florence Randrianarisoa ist Ärztin, Moderatorin und Content-Creatorin. Sie studierte zuerst Medienkulturwissenschaft und Medienmanagement in Köln und Rom. Danach Humanmedizin, ebenfalls in Köln und im karibischen Fort-de-France. Nach ihrer Promotion und mehreren Jahren als Ärztin im Krankenhaus ist Florence mittlerweile als Fernsehmoderatorin und Medizinjournalistin tätig. Auf ihrem YouTube-Kanal "Dr. Flojo" erklärt sie medizinische Themen so, dass man sie auch versteht.

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Redaktion: Sophie König und Chris Eckardt
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