Der 24. Oktober markiert den Tag der Bibliotheken. Grund genug, in die Abteilungen zu sehen und zu lauschen, in denen es nicht nur zu lesen, sondern auch viel zu hören gibt.
Probieren geht über Studieren
Einfach mal ausprobieren, lautet das Motto in der Abteilung Musikbibliothek der Stadtbibliothek Stuttgart. Abseits der Bücherregale und Trägergestelle für Noten und CDs steht dort neben Drumset, Bass und Gitarre ein E-Piano, und zwar hinter Glasscheiben in einem separaten Klangstudio.
2011 ist die Stuttgarter Zentralbücherei in das neue Haus am Mailänder Platz umgezogen. In der modernen Architektur sind auf 8 Stockwerken die Fachabteilungen untergebracht, eine davon ist die Musikbibliothek, zu finden im ersten Stock.
Testen statt Kaufen
Musik hörbar machen und vor allem zugänglich und praktizierbar für die Nutzer und Nutzerinnen ist die Leitidee, die einige Musikbibliotheken in den letzten Jahren sehr konsequent umgesetzt haben.
In Ludwigshafen etwa hat innerhalb der Stadtbibliothek die Musikbibliothek ein „Ideen-Werk“ eingerichtet. Man kann sich in Hörsessel mit Bluetooth-Verbindung setzen, kann an Laptops oder iPads mit entsprechender Software seine digitale Musik bearbeiten oder aber mit Kopfhörern auf dem Kopf auf dem hochwertigen Stage-Piano spielen.
Über die „Bibliothek der Dinge“ in Ludwigshafen können Nutzer auch einige Musikinstrumente ausleihen und Equipment für DJs oder Bands. Ein praktisches Angebot, wenn man mal Geräte braucht, sie aber nicht gleich kaufen will.
Gleichzeitig ist die Ausleihe von Noten noch immer verlässliches Kerngeschäft der Musikbibliotheken. Aber auch hier geht es deutlich in Richtung verbesserter Nutzerfreundlichkeit: Die Stadtbibliothek Reutlingen bietet zum Beispiel Zugang zur Online-Notendatenbank „nkoda“. So kann man sich mit seinem Bibliotheksausweis seine eigene digitale Musikbibliothek selbst zusammenstellen.
Musikinstrumente ausleihen – So einfach wie die Buchausleihe
In Stuttgart sind die Nutzerzahlen sehr zufriedenstellend. Das dortige Angebot wird so gut genutzt, dass demnächst zu Bass, Gitarre, Piano und Drumset weitere Instrumente wie E-Geige und E-Cello dazu kommen.
Viele neugierige Nutzer sehnen sich nach dem „Einfach-mal-ausprobieren“, ein Wunsch der in Stuttgart gerne erfüllt wird. An mehreren Metern hängen dort Bongos, eine Mandoline, ein Banjo, ein Waschbrett und viele andere Musikinstrumente.
Für 2 Monate plus einmal Verlängerung kann man ein Instrument mit nach Hause nehmen. Außer gerissenen Saiten sei bislang noch nie etwas Ernsthaftes an den Instrumenten kaputt gegangen, beteuert die Bibliotheksleitung.
Mehr als Bücher: Ein Plädoyer für die Bibliothek Drei Gründe, warum wir Bibliotheken auch in Zukunft brauchen
Wer braucht schon meterlange, staubige Bücherregale, wenn es doch im Internet Informationen per Mausklick gibt? Wir alle! Denn Bibliotheken haben mittlerweile viel mehr zu bieten.
Die Suche nach neuem Alten
Einen etwas anderen Ansatz bieten die Landesbibliotheken. Die Pfälzische Landesbibliothek erhält bei jeder Herausgabe von Printmedien der Region ein sogenanntes Pflichtexemplar, vor allem für wissenschaftliche Interessierte gibt es hier Medien zum Ausleihen.
Doch nicht nur Studierende oder Wissenschaftler gehören zu den regelmäßigen Besuchern der Pfälzischen Landesbibliothek Speyer, auch viele Hobbymusiker finden sich dort ein, erklärt Dr. Daniel Frommer, Fachreferent der Musik an der Pfälzischen Landesbibliothek. Auch Kirchenmusiker stöbern hier gerne durch die Archive um z. B. nach neuen Orgelstücken zu suchen.
Denn die Pfälzische Landesbibliothek beherbergt nicht nur aktuelle Schriften, sondern ein Konglomerat an musikalischen Quellen, wie z. B. den historischen Domchorbestand aus dem 19. Jahrhundert, knapp 30 Minuten Fußweg trennen den Speyrer Dom und die Landesbibliothek.
In Speyer oder überall
Doch nicht nur die Bewohner Speyers nutzen die Landesbibliothek, in ganz Deutschland und sogar der ganzen Welt können die Digitalisate der musikalischen Sammlung genutzt werden. Durch die ortsunabhängige Recherche erlangen die Sammlungen weltweit an Bedeutung für Interessierte.
Bibliotheken: Die Welt von früher, heute und morgen
Die Bedeutung der Sammlung vor Ort sollte jedoch auch im 21. Jahrhundert nicht unterschätzt werden. Das Bild eines eifrigen Forschers, der in den Archiven nach noch unbekanntem Material sucht, ist gar nicht mal so fernab der Realität, wie man zunächst denken mag.
Daniel Frommer erzählt von einem Bariton, der in der Landesbibliothek nach Material für seine Konzerte suchte. Besonders der regionale Schwerpunkt der Bibliothek und der Sammlung bietet Musizierenden und Forschenden einen Mehrwert, den Verlage teils nicht bieten können.
Nicht selten führen Funde auch zu Konzerten in der Landesbibliothek, sodass die Musik der Vergangenheit nicht nur in Schriftform ihren Weg in die heutige Zeit findet.
Als abgeschlossen kann die Sammlung bei Weitem nicht bezeichnet werden, noch immer wird fleißig gesammelt, sodass auch in ferner Zukunft wunderschöne Musik erklingen kann – auch aus 2024.
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