Man könnte meinen, dass in unserer digitalisierten Welt Bibliotheken längst überflüssig geworden sind. Wer braucht schon meterlange, staubige Bücherregale, wenn es doch im Internet Informationen per Mausklick gibt? Wir alle! Denn Bibliotheken haben viel mehr zu bieten als nur Bücherausleihe.
1. Bibliothek der Dinge
2. Bibliothek als Treffpunkt
3. Bibliothek als Wissensort
1. Nicht nur Bücher: Bibliothek der Dinge
Andere Medien wie Filme, Zeitschriften oder Computerspiele bieten Bibliotheken schon lange an. Doch auch Gebrauchsgegenstände können immer öfter in Bibliotheken ausgeliehen werden. In den sogenannten Bibliotheken der Dinge gibt es unter anderem auch Haushalts- und Technikgeräte.
In der Stadtbibliothek Koblenz können zum Beispiel eine Slackline, ein Bohrhammer oder Hanteln ausgeliehen werden. Die Bibliothek in Ludwigsburg dagegen hat eigenen Angaben zufolge einen technischen Schwerpunkt und bietet unter anderem Roboter und Einplatinencomputer zum Programmieren an.
Bibliotheken der Dinge schonen mit ihrem Angebot Ressourcen und tragen damit zu einem nachhaltigeren Umgang bei. Leihen statt Kaufen – das macht auch bei Gegenständen, die man nur einmal oder selten braucht, Sinn und ist damit ein nützliches erweitertes Angebot der Bibliothek.
Von Gitarre bis Kunst: Spezielle Angebote von Bibliotheken
Darüber hinaus bieten einige Bibliotheken im Südwesten sogar noch Spezielleres an. In den Bibliotheken in Stuttgart und Ulm können zum Beispiel auch Musikinstrumente ausgeliehen werden: von Trommeln und Rasseln, über Gitarren und Ukulelen bis Cembalos.
Die Stadtbibliothek Koblenz bietet außerdem eine Artothek an, wo man sich Kunstwerke zeitgenössischer Künstlerinnen und Künstler für drei Monate ausleihen kann.
2. Gegen die Einsamkeit: Bibliotheken als Treffpunkt
Die Stadtbibliothek Ludwigshafen zu einem modernen Ort der Begegnung und Inspiration machen, das ist ein Ziel von Tanja Weißmann, Leiterin der Bibliothek. Eine Studie der Bertelsmann Stiftung hatte erst im Juni darauf aufmerksam gemacht, dass sich vor allem junge Menschen immer öfter einsam fühlten. Und auch Einsamkeit im Alter spiele eine Rolle, sagt Tanja Weißmann.
Deshalb können Bibliotheken als sogenannter dritter Ort neben Wohnung und Arbeitsplatz zu wichtigen Treffpunkten werden. In Ludwigshafen wurde die Jugendbibliothek „Freiraum“ entsprechend gestaltet: „Da haben wir darauf geachtet, dass es besonders gemütlich ist, mit Upcycling-Atmosphäre; als Ort, wo man sich schöne Sachen ausleihen kann, wie Romane und DVDs. Wo man auch reden und einfach abhängen kann“, sagt Tanja Weißmann.
Angebot im Landesbibliothekszentrum geht weiter Begleithund hilft Studierenden in Koblenz erneut bei Prüfungsstress
Bereits im Sommer konnten sich gestresste Studierende mit Hilfe eines pädagogischen Hundes eine Lernpause gönnen. Ab dem 7. November ist Little Joe wieder im Einsatz.
Vielfältiges Veranstaltungsangebot
Darüber hinaus bieten die meisten Bibliotheken regelmäßig Kultur- und Bildungsveranstaltungen an und fördern dabei zum Beispiel die Lesekompetenz von Kindern.
Spaß am Lesen – Wie Kinder für Bücher begeistert werden
Als Orte für Austausch und Begegnung sieht der Deutsche Bibliotheksverband in einem aktuellen Bericht daher bei Bibliotheken das Potenzial Innenstädte wiederzubeleben. „Gerade an Sonntagen werden die Angebote der Bibliotheken, die pilotweise bereits an Sonntagen öffnen können, besonders häufig als Begegnungs- und als Lernort besucht“, so der Verband.
3. Wissen ist Macht: Bibliotheken als Wissensort
Natürlich ist auch das Internet voll mit Informationen – von Artikeln auf Wikipedia bis hin zu Video-Tutorials zu nahezu jedem erdenklichen Thema. Egal ob Waschmaschinen-Reparatur, Pflanzen-Pflege oder der Erklärung historischer Ereignisse.
Kleiner Fun Fact: Im Netz lässt sich auch finden, was Bibliotheken damit zu tun haben, dass wir im Internet „surfen“ und nicht laufen, schwimmen oder cruisen. Eine Bibliothekarin hat's erfunden. 1992 schrieb Jean Polly für eine Fachzeitschrift für Bibliothekare einen Aufsatz zur Internetnutzung. Dafür wählte sie die Überschrift „Surfing the Internet“. Bibliotheken sind also auch Orte für Kreativität und Innovation.
Tag der Bibliotheken 2024 Vier Bücher, in denen die Bibliothek im Mittelpunkt steht
Bibliotheken: Orte der Utopie und Zerstörung. Viele Schriftsteller waren fasziniert von ihnen, zum Beispiel Monika Helfer, Elias Canetti, Robert Musil und Jorge Luis Borges.
Kostenfreier Zugang
Vor allem aber halten sie, genau wie das Internet, Wissen und Informationen für uns bereit. Wir können uns weiterbilden, lernen und damit auch die Welt besser verstehen. Und das kostenlos. Wir hinterlassen keine Daten bei unseren Suchanfragen und sind nicht vom Algorithmus einzelner Unternehmen abhängig.
Bibliotheken bieten kostenfreie Bildungsangebote. Auch wenn das Ausleihen nur gegen Gebühr möglich ist, so ist doch der Zugang zu öffentlichen Bibliotheken kostenlos. Somit ermöglichen sie auch Menschen mit wenig Geld oder aus bildungsfernen Haushalten einen Zugang zu Bildung, Wissen und natürlich auch zu Literatur.
Außerdem haben Studien gezeigt, dass unser Textverständnis bei gedruckten Texten besser ist als bei digitalen. Es kann sich also in mehrfacher Hinsicht lohnen, bald mal wieder in eine Bibliothek zu gehen.
Mehr zum Tag der Bibliotheken
Sehnsuchtsorte für Leseratten Nicht nur für Bücherwürmer! Die schönsten Bibliotheken im Südwesten
Bibliotheken sind Paläste des Wissens, des Austauschs und der Bewahrung niedergeschriebener Geschichte. Im Südwesten finden sich einige der schönsten und bedeutendsten Bibliotheken Deutschlands. Gehen Sie mit uns auf Entdeckungsreise!
Essay Zum selbstverständlichen Luxus der Öffentlichen Bibliothek
Jonas Fansa erzählt von den jüngsten Entwicklungen der Branche, beleuchtet den sozialen Beitrag von Bibliotheken und blickt auf die aktuellen Herausforderungen der Kulturinstitution.
Von Jonas Fansa
SWR 2024