Die Beschäftigung mit Tonbändern, die von Giacinto Scelsi bespielt wurden, brachte mir eine überraschende Erkenntnis: Melodien – im traditionellen Sinne kantable Melodien! – sind auch in kleinsten Mikrointervallschritten möglich. Die vergleichsweise groben Transkriptionen der Werke Scelsis, die meist nicht präziser notieren als mit Vierteltönen, haben diese Qualität der Musik unkenntlich werden lassen. (Die Tonbänder sind leider öffentlich kaum zugänglich.)
Wie schon in meinem 9. Streichquartett und im Trompetensolostück "I can't breathe" versuche ich jetzt auch in meinem Oktett für 8 Posaunen Mikromelodien zu komponieren. Fast didaktisch nähere ich mich dabei von Viertel- und Sechsteltönen bis zu Achteltonschritten, die jeweils äußerst präzise intoniert werden müssen.
Das Werk ist für einen Raum mit großer Nachhallzeit komponiert. Die Musiker müssen eng beisammenstehen, um sich genau hören zu können. Das Werk ist nicht als polyphones Gewebe konzipiert, sondern als weitgehend homophone, sich nur gelegentlich aufsplitternde Klangmasse.
Das "Oktett für 8 Posaunen" ist meiner Partnerin Mollena Williams gewidmet. Ihre Energie, ihre Lebenskraft, der Reichtum ihrer Persönlichkeit – das ist (so hoffe ich) in die Musik genauso eingeflossen wie die Spiritualität unserer Beziehung.
English
Examining tapes that were recorded by Giacinto Scelsi revealed something astonishing to me: melodies, cantabile melodies in the traditional sense, are also possible using the smallest microintervals! And yet the often rough transcriptions of Scelsi’s works, that do not use the more precise notation of quarter tones, make the quality of this music unrecognizable. (The tapes themselves are unfortunately scarcely available to the public).
As already in my "Ninth String Quartet" and in the piece for trumpet solo "I can't breathe", I am trying in my Octet for 8 Trombones to compose micromelodies. In an almost didactic fashion, I approach from quarter and sixth-tones to ACHTE tone steps that require highly precise intonation.
The work is composed for a space with a long reverberation. The musicians need to stand close together, to be able to hear one another exactly. The work is not conceived as a polyphonic texture, but as a largely homophonic, only occasionally AUF sonic mass.
The "Oktett für 8 Posaunen" is dedicated to my partner Mollena Williams. Her energy, her vitality, her wealth of personality: I hope that has flowed into the music just as the spirituality of our relationship.
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- Georg Friedrich Haas, Oktett für 8 Posaunen
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