Es gibt Musik, die im besten Sinne des Wortes eintönig ist: Wenn extrem lang gehaltene Klänge erden, verbinden und auf Existentielles verweisen. Ein Phänomen, das nicht nur die Komponisten der Alten wie Neuen Musik interessierte, sondern mitunter geräuschhaft auch unseren Alltag durchzieht. Nach der Kunst der Monotonie fragt dieses für den Prix Europa nominierte Musikfeature auf (fast) nur einem Ton.
Autor Julian Kämper nimmt uns mit auf eine klangliche Reise durch die Welt der Monotonie in der Musik. Dabei bedeutet Monotonie nicht immer gleich Langeweile. Das stellt etwa György Ligetis „Musica ricercata I“ unter Beweis, das einen eindringlichen Teppich aus Klängen webt.
Pierre-Laurent Aimard spielt Ligeti
Stattdessen können einzelne Töne tiefere Emotionen und Spannungen ausdrücken, etwa in Rossinis „Ciro in Babilonia“, wo eine Sängerin mit nur einem Ton große Wirkung erzielt. Monotonie kann in der Musik nicht nur eine Herausforderung, sondern auch eine Quelle der Gemeinschaft und des Ausdrucks sein.
Expertinnen und Experten für Muikgeschichte, aber auch Yogalehrerinnen philosophieren über das Verhältnis von Klang, Resonanz und menschlicher Erfahrung. Der Einsatz von Klang als verbindendes Element wird eindrucksvoll durch das Beispiel des „Om“ veranschaulicht, das sowohl eine spirituelle als auch eine gemeinschaftliche Bedeutung trägt. Eine Einladung, die Schönheit und Komplexität von Monotonie in der Musik neu zu erleben.
Klingende Städteporträts Zwischen Lärm und Stille: Tokio
Lärm und Stille, Profanes und Poetisches prallen in dieser Stadt aufeinander. Durchgeschüttelt nach einer ratternden U-Bahn-Fahrt, hält der Tokio-Reisende inne beim Betrachten eines Falters beim Bambus. Mit Texten von Durs Grünbein, Yasunari Kawabata, Michiko, Imma von Bodmershof, Wieland Wagner, Mantaro, Chora und Issa und Musik von Helmut Lachenmann und Toshio Hosokawa.
Abendkonzert „Was noch“ – Das SWR Vokalensemble beim Eclat Festival 2024
Die Höhle, die Nacht, die Stille, das Zögern. Uralte Instrumente kommen aus Tiefen hervor, Nacht-Worte klingen in Viertel- und Obertönen wie in einem menschlichen Ur-Gesang. Das SWR Vokalensemble bewegt sich in diesem Festival-Konzert abseits des Gewohnten: gesangstechnisch in der neuen Komposition von Mia Schmidt, bei Michael Reudenbach in vereinzelter Positionierung und minutiöser Choreografie der Sänger und Sängerinnen. Zu den neuen Chorwerken treten zwei Uraufführungen aus dem internationalen Projekt Global Breath des Trompeters Marco Blaauw.