Mikis Fontagnier hat Musikvideos für alle große Namen der Hip-Hop-Szene gemacht. Für das Video zu „Hey Du“ von Sido wurde er sogar mit einem Echo ausgezeichnet. Hinter ihm liegt ein langer Weg aus einer Hochhaussiedlung zum Erfolg.
Zusammen mit seinem Bruder wuchs Mikis Fontagnier in einem Hochhausviertel in Mannheim auf. Schon als Kind hörte er leidenschaftlich gern Musik. Vor allem zu seiner Mutter hatte er immer ein inniges Verhältnis. „Sie hat mich wie einen Engel behandelt und mir mein Selbstbewusstsein gegeben“, sagt Mikis Fontagnier in der SWR Kultur-Doku.
Mikis Mutter war alleinerziehend, hatte zwei Jobs und schob Nachtschichten als Krankenschwester. Ihre beiden Söhne waren nachts als illegale Sprayer unterwegs – bis die Polizei eines Morgens vor der Wohnungstür stand.
Mikis Fontagnier: „Die Cops haben mich wegen Graffiti gejagt"
Das sei dann das Ende seiner Graffiti-Karriere gewesen. „Ich hatte so unglaublich viele Sozialstunden, ich glaube zwischenzeitlich 1500. Ich habe alles Mögliche gemacht, wie zum Beispiel Täter-Opfer-Ausgleich, um mich da rauszuwinden und die Schule beenden zu können. Das hat schon meinen Charakter geformt irgendwie.“
Vor 12 Jahren starb Mikis' Mutter an Krebs. Das habe ihm und seinem Bruder Pablo den Boden unter den Füßen weggezogen. „Es hat uns aber im Nachhinein auch stärker gemacht", sagt Mikis.
Über 400 Musikvideos: Von Rap und Hip-Hop über Pop bis Schlager
Zur Arbeit mit Musikvideos ist er zufällig gekommen: Mikis jobbt bei einer Hip-Hop-Internetshow. Als ein Kameramann ausfällt, springt er ein und beweist sein Talent. Kurze Zeit später produziert er dann für den Rapper Sprachtot sein erstes eigenes Video. „Das war schon ein geiles Gefühl“, sagt Mikis, ein Gefühl etwas erschaffen zu haben – zum ersten Mal außerhalb vom Graffiti.
Seitdem hat Mikis Fontagnier etwa 400 Musikvideos produziert, vor allem für Musiker*innen aus der Hip-Hop-Szene. Aber auch für Vanessa Mai, Andrea Berg und Roland Kaiser hat er schon Musikvideos produziert. Seine Biographie und all das, was er so erlebt hat, spiegelt sich auch oft in seinen Videos wider.
Drei besondere Musikvideos von Mikis Fontagnier
Kool Savas: „AMG“
MoTrip (feat. Haftbefehl): „Mama“
Sido: „Hey Du“
Einer seiner treusten Kunden ist Kool Savas, für viele der King des Deutsch-Rap. Schon bevor sie sich 2008 zum ersten Mal trafen, war Mikis ein großer Fan.
Langjährige Freundschaft und Zusammenarbeit mit Kool Savas
Für Kool Savas hat er beispielsweise die Videos zu „Deine Mutter“ und „AMG“ produziert. Das sei ein recht teures Video gewesen, sagt Kool Savas. Darin stehen er und Alies mit einem Auto auf einer Brücke und rappen.
Beim Dreh hatten sie keine Genehmigung und haben die Brücke einfach selbst gesperrt. „Wir standen auf einer wichtigen Brücke in Bayern und auf beiden Seiten waren zweihundert Meter Stau. Das geht halt nur mit solchen Menschen, das war cool“, sagt Kool Savas.
Blumen für die verstorbene Mama
Das Video zu „Mama“ von MoTrip feat. Haftbefehl hat auch einen persönlichen Hintergrund. Am Ende kaufen die beiden Rapper Blumen für die im Song besungene Mama. Das wurde in direkter Nähe zu dem Friedhof gedreht, wo Mikis' Mutter begraben ist.
„Und deshalb kaufen die auch Blumen für meine Mama. Das hat es für mich natürlich sehr besonders gemacht, dass ich das so umsetzen durfte“, sagt Mikis.
Echo: Ein Meilenstein in der Karriere
Für das Musikvideo zu „Hey Du“ von Sido bekam Mikis Fontagnier 2010 den Echo für das beste Musikvideo. Für ihn war das ein Meilenstein in seiner Karriere und eine Anerkennung:
„So ein Echo heißt halt: 'Ok, der kann das.' Auch für jemanden, der mich nicht kennt. Deshalb was das schon fast wie ein Diplom.“
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