Gespräch

Ralph Ludwig – „Irrschweifen und Lachen“

Stand
Interview
Katharina Borchardt

„Irrschweifen und Lachen“ heißt ein neuer Erzählband mit 21 Geschichten und Essays von den Antillen. Die Texte wurden eigens für diese Anthologie verfasst – die meisten auf Französisch, drei auf Kreolisch. Kreolische Originaltexte haben Seltenheitswert auf unserem Buchmarkt. Wie schön also, dass sie diesem Band im Original enthalten sind.

Herausgeber Ralph Ludwig ist Romanist an der Universität Halle-Wittenberg. Er ist spezialisiert auf Kreol-Sprachen und spricht selbst auch das Kreolisch der Karibik-Insel Guadeloupe. Im Gespräch mit Katharina Borchardt (SWR Kultur) erklärt er die Herkunft des Kreolischen und liest auch eine Textpassage vor.

Die Begriffe „Irrschweifen und Lachen“ stehen in diesem Band zentral, weil sie zwei tief in der kreolischen Kultur verankerte Bewegungen beschreiben. Aufgrund der Verschleppung afrikanischer Sklaven in die Karibik und des Zuzugs europäischer Glückssucher und Freibeuter wurde den karibischen Gesellschaften schon früh das Irrschweifen eingeschrieben. Dies hat auch das Denken der Region geprägt, das Ludwig sehr zeitgemäß findet.

„Der Autor Édouard Glissant von der Insel Martinique sieht im Irrschweifen eine Form des Entdeckens“, erklärt Ludwig. „Man kann nur zu etwas gedanklich Neuem kommen, wenn man Grenzen überschreitet, wenn man sich nicht in gerader Linie auf etwas zu bewegt“, sagt Ludwig und ergänzt: „Glissant fand, ein Stück Opazität, ein Stück Überraschung, ein Stück vielseitiger Verstricktheit müssen wir allem und jedem zugestehen. Auch das ist ein wesentlicher Teil des Irrschweifens.“ Eine verführerische Art des Denkens! Zu der auch das Lachen gehört. „Lachen ist eine Haltung“, findet Ludwig. „Lachen ist etwas, was über materielle Schwierigkeiten und über Kummer hinweghilft. Lachen ist eine Art, sich zu befreien.“

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