Ob „Räuber Hotzenplotz“ oder „Das kleine Gespenst“: Der Kinderbuch-Autor Otfried Preußler, der am 20. Oktober 100 Jahre alt geworden wäre, hat die Welt um einige Fantasiegeschichten bereichert. In seinen Büchern schuf er ein Arsenal pfiffiger Namen, Ortbezeichnungen und Begriffe, die man kennen sollte, will man sich als Preußler-Kenner klug hervortun.
Glossar
Abraxas
Buxtehude
Dimpflmoser
Kaffeemühle
Kaiser von Konstantinopel
Klafter Holz
Muhme
Neunauge
Pfefferpistole
Schwammerln/Schwammerlsuppe
Spritzenhaus
Abraxas: Der sprechende Rabe der „Kleinen Hexe“. Den Namen hat sich Otfried Preußler vermutlich beim ägyptischen Gnostiker Basilides ausgeborgt, der das Symbol des höchsten Urwesens als Abraxas taufte, aus dem die fünf Urkräfte Geist, Wort, Vorsehung, Weisheit und Macht hervorgingen.
Buxtehude: Reiseziel des berüchtigten Zauberers Petrosilius Zwackelmann im „Räuber Hotzenplotz“. Otfried Preußler behauptete später, er habe gar nicht gewusst, dass es den Ort wirklich gebe. „Der ist mir in die Feder geflossen.“
Dimpflmoser: Der blitzblank geschniegelte und geputzte Polizist mit der Pickelhaube aus dem „Räuber Hotzenplotz“. Nicht besonders helle – und das wollte Preußler zum Ausdruck bringen, indem er den bayerischen „Dimpfel“ alias Blödmann in dem Namen versteckte. Bei Preußler machte später wiederum der Kabarettist Gerhard Polt eine Anleihe, mit seinem Amtmann „Deutlmoser“.
Kaffeemühle: Ausgangspunkt aller Verwicklungen im „Räuber Hotzenplotz“. Schließlich klaut Hotzenplotz der Großmutter ihre Kaffeemühle, die bekanntlich „Alles neu macht der Mai“ spielen kann. Anfang der 60er-Jahre, als der Hotzenplotz erschien, waren automatische Kaffeemaschinen noch nicht wirklich in Sichtweite.
Kaiser von Konstantinopel: Muss bei Kasperl immer für den Tagtraum herhalten, dass er reich und mächtig wäre. „Wenn ich der Kaiser von Konstantinopel wäre...“ ist zugleich natürlich ein kleiner Vorgriff auf Rio Reiser: „Wenn ich König von Deutschland wär“.
Klafter Holz: Petrosilius Zwackelmann verdonnert Kasperl bekanntlich dazu, sechs Eimer Kartoffeln zu schälen, drei Klafter Holz zu sägen, spalten und aufzustapeln, den Fußboden zu schrubben und im Kräutergarten die leeren Beete umzustechen. Da Kasperl die Arbeitsaufträge permanent durcheinanderbringt, muss er am Ende nur Kartoffeln schälen. Wie gut, sonst hätte Kasperl womöglich den Fußboden zersägt oder die leeren Beete geschrubbt.
Muhme: Furchtbar, furchtbar altertümlicher Begriff für die Tante, bekannt auch aus Goethes „Faust“, in dem bekanntlich die Schlange die Muhme des Mephistopheles ist. Die Muhme Rumpumpel ist so etwas wie der Albtraum der „Kleinen Hexe“, die böse größere Schwester, die dafür sorgt, dass die kleine Hexe so gut wie nichts darf.
Neunauge: Die Gruselgestalt aus dem „Kleinen Wassermann“, die ihm im Traum erscheint und ihm die eigenen blinden Augen ankleben möchte.
Pfefferpistole: Wie gut, dass sie nur Pfeffer verschießt. Man muss furchtbar niesen, wenn der Räuber Hotzenplotz sein Schießgerät betätigt. Aber Schlimmeres geschieht nicht.
Schwammerln respektive Schwammerlsuppe: Eigentlich ganz harmlos, aber wehe, es befindet sich ein „Knallpilz“ unter den gesammelten Pilzen. Dann könnte es mit der Schwammerlsuppe ganz gewaltig danebengehen. Legendäre List aus dem zweiten Band des „Hotzenplotz“, mit der der Räuber ordentlich hereingelegt wird.
Spritzenhaus: Das Feuerwehrhaus, vor allem aber das provisorische Gefängnis für den Räuber Hotzenplotz. So zivil, wie es im Städtchen der berühmten Geschichte zugeht, gibt es eben kein richtiges Gefängnis.
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„Ich glaube an die Existenz von magischen Kräften“, sagte Otfried Preußler einmal in einem Interview. „Jeder, der einen Menschen liebt, entwickelt magische Kräfte, das ist die weiße Magie. Und die schwarze Magie ist der Hass.“