Der Österreichische Buchpreis 2021 geht an Raphaela Edelbauer für ihren Roman "Dave". Den Schweizer Buchpreis gewinnt Martina Clavadetscher mit "Die Erfindung des Ungehorsams". Beide Romane behandeln in ganz unterschiedlichen Geschichten das Thema Künstliche Intelligenz.
Österreichischer Buchpreis an Raphaela Edelbauer für "Dave"
Raphaela Edelbauer wurde am 8.11. im Rahmen der Buch Wien-Woche der Österreichische Buchpreis verliehen für ihren Roman "Dave".
Im Mittelpunkt von Edelbauers dystopischem Roman steht der Programmierer und Ich-Erzähler Syz. Er arbeitet zusammen mit tausenden anderen an der Programmierung einer künstlichen Superintelligenz: "Dave" soll die erste alles übergreifenden KI werden, ausgestattet mit menschlichem Bewusstsein. Und Syz soll mit seinen Erinnerungen quasi das Muster für dieses zu programmierende Bewusstsein sein.
Das kann nicht gut gehen. Dass sich Syz in eine junge Ärztin verliebt, ist nicht das einzige unvorhergesehene Ereignis.
Schweizer Buchpreis an Martina Clavadetscher für "Die Erfindung des Ungehorsams"
Clavadetscher verknüpft in ihrem Roman drei Erzählebenen. Iris lebt in Manhattan. Abends gerät sie ins Erzählen. Sie hat angeblich eine Halbschwester, Ling. Die arbeitet in China in einer Fabrik für Sexpuppen. Dort hilft sie dabei, einer Puppe Sprache und Kommunikation beizubringen. In einem dritten Erzählstrang geht es um Ada Lovelace (1815–1852), Mathematikerin und Tochter des Dichters Lord Byron.
"Martina Clavadetscher hat einen Roman über künstliche Intelligenz geschrieben, wie es ihn noch nicht gab: formal avanciert und hochgradig sinnlich. Keine Dystopie mit raunender Technologiekritik, sondern ein waghalsiger Text, der den künstlichen Wesen Leben einhaucht. Im Roman wird spürbar, wie erst unsere Sehnsüchte und Nöte den Maschinen Macht verleihen. Clavadetscher verschmilzt die Erzählkunst mit den Mitteln von Lyrik und Drama. Und sie unterläuft die kategoriale Trennung zwischen Mensch und Maschine. Die Erfindung des Ungehorsams ist eine Hymne an das Erzählen als emanzipatorische und urmenschliche Kraft."
Künstliche Intelligenz
lesenswert Feature Klone wie wir? Robotik, KI und CRISPR in der Literatur
Roboter, die Gefühle haben. Klone als Organdepots. Eine optimierte Gesellschaft durch genetische Manipulation. Autorinnen und Autoren wie Margaret Atwood, Ian McEwan und Kazuo Ishiguro entwickeln literarische Zukunftsvisionen, die ebenso spannend wie erschreckend sind.
Buchkritik Ian McEwan - Maschinen wie ich
Wir entwickeln Maschinen, um die Komplexität der Welt zu bewältigen, aber verstehen wir auch, was da entsteht? Und welchen Platz werden die Menschen künftig einnehmen? Ein Thesenroman von Ian McEwan.
Rezension von Brigitte Neumann.
Aus dem Englischen von Bernhard Robben
Diogenes-Verlag
ISBN 978-3-257-60958-5
25 Euro
Weitere Literaturpreise 2021
Literatur Georg-Büchner-Preis 2021: Clemens J. Setz bekommt den renommierten Literaturpreis
Der Georg-Büchner-Preis 2021 geht an den österreichischen Schriftsteller Clemens J. Setz. Ursprünglich 1923 während der Weimarer Republik als hessischer Kulturpreis ins Leben gerufen, wird der Georg-Büchner-Preis seit 1951 von der Akademie für Sprache und Dichtung als Preis für deutschsprachige Literatur vergeben. Er gilt als wichtigste literarische Auszeichnung Deutschlands.
Literatur Deutscher Buchpreis an Antje Rávik Strubel für ihren Roman "Blaue Frau"
Antje Rávik Strubel erhält den Deutschen Buchpreis 2021 für ihren Roman „Blaue Frau“. „Mit existenzieller Wucht und poetischer Präzision schildert Antje Rávik Strubel die Flucht einer jungen Frau vor ihren Erinnerungen an eine Vergewaltigung. Schicht um Schicht legt der aufwühlende Roman das Geschehene frei“, heißt es in der Jury-Begründung.
Literatur Preis der Literaturhäuser für Ingo Schulze - Schreiben zwischen Verwirren und Entwirren
„Ohne Vorleser fiele der ganz Haufen auseinander“ heißt es an einer Stelle in einer der Erzählungen in Ingo Schulzes Erzählband „Tasso im Irrenhaus“. Für seine Gabe, das Publikum nach wenigen Minuten in seinen Bann zu ziehen hat der Schriftsteller in diesem Jahr den Preis der Literaturhäuser verliehen bekommen. Zur Auftaktveranstaltung seiner Lesereise im Stuttgarter Literaturhaus wird Schulze selbst zum Vorleser und damit zum Vermittler zwischen seinem Werk und den Menschen, der Literatur im Allgemeinen den Dingen, die er mit seinem Schreiben in den Fokus rückt.
Literatur Prix Goncourt 2021 geht an den senegalesischen Schriftsteller Mohamed Mbougar Sarr
Der wichtigste Preis für französischsprachige Literatur geht 2021 an den senegalesischen Schriftsteller Mohamed Mbougar Sarr mit „La plus secrète mémoire des hommes“ („Das geheimste Gedächtnis der Menschheit“).