Was hat Verdauung mit Lyrik zu tun? Sehr viel, wenn man die faszinierenden Gedichte von Alexandru Bulucz liest.
Im Eröffnungsgedicht gibt Alexandru Bulucz eine Erklärung über sein poetisches Verfahren ab. „Schreiben sei Verdauungsstunde, Darmkontrakt“ heißt es da.
Diese Zeilen sind halb im Scherz formuliert, aber auch sehr ernst gemeint. Von „Entzündungswerten“ möchte das lyrische Ich, das sich hier weitgehend mit der Autorenstimme deckt, nichts wissen. Bulucz hält nichts von sprachlicher Diät. Er möchte aufs Ganze gehen, aus dem Vollen schöpfen und am liebsten jene Kulturtradition, die ihm nah ist, auf sprachliche Weise verdauen.
Das Verdauungsthema ist zentral in dem Band, aber es geht Alexandru Bulucz keineswegs darum, sich im sprachlichen Dreck zu suhlen, sondern vielmehr um die Frage nach dem Ende von Leben und Liebe, von geistiger und stofflicher Materie.
In einem Nachwort verweist Bulucz auf Dostojewskis Helden Raskolnikow aus dessen Roman „Verbrechen und Strafe“ und damit auf die Motive, die auch den in Rumänien geborenen Lyriker umtreiben: nämlich die „Perspektiven auf den Tod“. Er sei „bemüht“, sagt Bulucz, „vom Ende her zu schreiben“. Durchaus erstaunlich, dass diese zahlreichen Ballaststoffe, um mal im Bild zu bleiben, keine lyrischen Verdauungsprobleme, sondern eine wohlgeformte, und zwar dunkel-witzige Poesie entstehen lassen.