Wie können Gespräche über Klimawandel gelingen? Dieser Frage geht der Physiker und Großvater Achim Bubenzer in seinem Buch „Opa, du hast es doch gewusst“, nach. Dabei klammert er auch das Spannungsfeld zwischen notwendiger ökologischer Radikalität und politisch-wirtschaftlichem Pragmatismus nicht aus.
Achim Bubenzer, Jahrgang 1949, appelliert mit seinem Buch an die Verantwortung seiner Generation. Im Hinblick auf die existenziell bedrohliche Klimakrise teilt er sie in verschiedene Kategorien ein: Leugner, Relativierer, Engagierte und Resignierte. Erkenntnisse im Umgang mit diesen Typen – und das macht sein Buch unterhaltsam – zieht er dabei häufig aus seinen Alltagsbegegnungen.
Relativierung statt Klimaleugnung
Es sollte nicht der einzige Bekannte bleiben, der so sein Buchprojekt mit inspirierte. Auch wenn sich Achim Bubenzer noch auf einigen Seiten an Klimaleugnern abarbeitet, gesteht er: Klimaleugner haben heute wegen der wissenschaftlichen Sachlage einen schweren Stand.
Vielmehr nehme die Anzahl der Resignierten und Relativierer zu, die meinen: Ja, es gibt die Klimakrise. Aber wir müssen pragmatisch bleiben, und deswegen können wir notwendige Maßnahmen zum Klimaschutz nicht im nötigen Umfang umsetzen. Eine Haltung, die auch für viele Politiker und Konzernlenker gelte, meint Bubenzer.
Mit gut nachvollziehbaren Zusammenfassungen und Vergleichen appelliert Bubenzer an das Verständnis seiner Leserinnen und Leser, vergleicht die Atmosphäre mit einer Allmende, deren Nutzung ebenso wie zum Beispiel die des Wassers gemeinsamer Regeln bedürfe. Und Eile sei geboten.
Weder Atomenergie noch CO²-Speicherung
Bubenzer benennt auch, was unumgänglich ist: den Ausstieg aus den fossilen Energieträgern. Atomenergie als Ersatz lehnt er gut begründet und kenntnisreich ab. Mit Solar, Wind und Investitionen in die Entwicklung von Energiespeichern hingegen könnte eine Versorgungssicherheit hergestellt werden, die der heutigen um nichts nachsteht.
Um das Ziel zu erreichen, setzt Bubenzer auf staatlich regulierte Marktmechanismen und den Gang durch die rechtlichen Instanzen. Aktionen von Gruppen wie der Letzen Generation hält er für verständlich, aber kontraproduktiv, weil sie die Gräben zwischen Aktivisten und konservativen Kreisen vertieften. Dennoch ist er wie die Letzte Generation auch davon überzeugt, dass Kompromisse nicht zum Ziel führen werden.
Achim Bubenzer setzt auf einen grünen Kapitalismus im Kampf gegen die Klimakrise. Andere bedeutende Ansätze der internationalen Debatte, die den kapitalistischen Markt und seinen Wachstumszwang als Grundproblem betrachten, spielen bei seinen strategischen Erwägungen keine Rolle.
Und, anders als es der Titel nahelegt, enthält sein Buch überhaupt keine Dialoge mit der Enkelgeneration. Achim Bubenzer hat das Buch offensichtlich für ein konservativ eingestelltes, älteres Lesepublikum geschrieben, dem es sicher einige Denkanstöße geben kann.
Mehr Literatur zum Thema Klimawandel
Buchkritik Michael E. Mann – Moment der Entscheidung
Noch ist der Untergang der Menschheit abzuwenden, meint Michael E. Mann, einer der führenden internationalen Klimatologen. Seine Einblicke in die Erdgeschichte machen Hoffnung, denn die physischen und technologischen Voraussetzungen für die Rettung seien noch gegeben, es mangele nur am politischen Willen.
Rezension von Gerhard Klas
Buchkritik Susanne Götze, Annika Joeres – Durstiges Land. Wie wir leben, wenn das Wasser knapp wird
Wie könnte sich sich die Klimaerwärmung zukünftig auf unser Alltagsleben auswirken? Diese drängende Frage wird in einer Art Zukunftsvision von den Autorinnen anhand des Wassers untersucht.
dtv Verlag, 288 Seiten, 20 Euro
ISBN 978-3-423-44314-2