Buchkritik

Achim Bubenzer – Opa, du hast es doch gewusst!

Stand
Autor/in
Gerhard Klas

Wie können Gespräche über Klimawandel gelingen? Dieser Frage geht der Physiker und Großvater Achim Bubenzer in seinem Buch „Opa, du hast es doch gewusst“, nach. Dabei klammert er auch das Spannungsfeld zwischen notwendiger ökologischer Radikalität und politisch-wirtschaftlichem Pragmatismus nicht aus.

Achim Bubenzer, Jahrgang 1949, appelliert mit seinem Buch an die Verantwortung seiner Generation. Im Hinblick auf die existenziell bedrohliche Klimakrise teilt er sie in verschiedene Kategorien ein: Leugner, Relativierer, Engagierte und Resignierte. Erkenntnisse im Umgang mit diesen Typen – und das macht sein Buch unterhaltsam – zieht er dabei häufig aus seinen Alltagsbegegnungen. 

Mein berufliches Engagement für die Themen Solarenergie und Nachhaltigkeit ließ bei mir gar nicht erst den Gedanken aufkommen, die Menschheit könnte den Wettlauf gegen die Erderhitzung verlieren. Bis mich auf einer Strategietagung bei einer hitzigen Debatte über Klimaschutz einer meiner engsten Kollegen abends beim Bier mitleidig ansah und meinte: „Du bist doch verrückt. Sei mal realistisch: Der Klimawandel ist nicht mehr aufzuhalten. Genieß Dein Leben und gib Ruh!“ 

Relativierung statt Klimaleugnung 

Es sollte nicht der einzige Bekannte bleiben, der so sein Buchprojekt mit inspirierte. Auch wenn sich Achim Bubenzer noch auf einigen Seiten an Klimaleugnern abarbeitet, gesteht er: Klimaleugner haben heute wegen der wissenschaftlichen Sachlage einen schweren Stand.

Vielmehr nehme die Anzahl der Resignierten und Relativierer zu, die meinen: Ja, es gibt die Klimakrise. Aber wir müssen pragmatisch bleiben, und deswegen können wir notwendige Maßnahmen zum Klimaschutz nicht im nötigen Umfang umsetzen. Eine Haltung, die auch für viele Politiker und Konzernlenker gelte, meint Bubenzer.  

Dieses Handlungsmuster des Wegschauens und Augenverschließens ist natürlich zutiefst menschlich und sogar verständlich. Es entspricht den ersten Reaktionen auf eine schlimme Nachricht, die uns überfordert, sei es eine lebensbedrohliche medizinische Diagnose, [..] die Aussicht auf einen ruinösen Rechtsstreit oder eben die Prognose der Klimawissenschaften.  

Mit gut nachvollziehbaren Zusammenfassungen und Vergleichen appelliert Bubenzer an das Verständnis seiner Leserinnen und Leser, vergleicht die Atmosphäre mit einer Allmende, deren Nutzung ebenso wie zum Beispiel die des Wassers gemeinsamer Regeln bedürfe. Und Eile sei geboten. 

Es besteht die konkrete und akute Gefahr, dass in 50 bis 100 Jahren weite Teile unserer Erde nicht mehr bewohnbar und Millionen von Menschen auf der Flucht vor Hitze, Überflutung, Hunger und Krieg sein werden.  

Weder Atomenergie noch CO²-Speicherung 

Bubenzer benennt auch, was unumgänglich ist: den Ausstieg aus den fossilen Energieträgern. Atomenergie als Ersatz lehnt er gut begründet und kenntnisreich ab. Mit Solar, Wind und Investitionen in die Entwicklung von Energiespeichern hingegen könnte eine Versorgungssicherheit hergestellt werden, die der heutigen um nichts nachsteht.

Um das Ziel zu erreichen, setzt Bubenzer auf staatlich regulierte Marktmechanismen und den Gang durch die rechtlichen Instanzen. Aktionen von Gruppen wie der Letzen Generation hält er für verständlich, aber kontraproduktiv, weil sie die Gräben zwischen Aktivisten und konservativen Kreisen vertieften. Dennoch ist er wie die Letzte Generation auch davon überzeugt, dass Kompromisse nicht zum Ziel führen werden.  

Mit dem Klima [..] kann man keine Deals aushandeln. Die Natur ist der Boss. Und der ist völlig leidenschaftslos, weder gut noch böse. Aber: er ist fair und berechenbar. Denn er hat seine Regeln, die Naturgesetze, ihre Zusammenhänge und komplexen Wechselwirkungen, unseren Naturwissenschaftlern zur Erforschung offengelegt. 

Achim Bubenzer setzt auf einen grünen Kapitalismus im Kampf gegen die Klimakrise. Andere bedeutende Ansätze der internationalen Debatte, die den kapitalistischen Markt und seinen Wachstumszwang als Grundproblem betrachten, spielen bei seinen strategischen Erwägungen keine Rolle.

Und, anders als es der Titel nahelegt, enthält sein Buch überhaupt keine Dialoge mit der Enkelgeneration. Achim Bubenzer hat das Buch offensichtlich für ein konservativ eingestelltes, älteres Lesepublikum geschrieben, dem es sicher einige Denkanstöße geben kann.  

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Gerhard Klas