Kultur

#StandWithUkraine – Solidarität und Entsetzen der Kultur-Szene

Stand

Russlands Krieg gegen die Ukraine erschüttert die westliche Welt. Auch die internationale Kulturszene reagiert. Viele Künstler*innen und Institutionen bekunden ihre Solidarität mit der Ukraine, fordern aber auch, den Kontakt zur russischen Kulturszene aufrecht zu erhalten.

Stuttgarter Tanzchef Gauthier: russische Künstler*innen unterstützen

Der Leiter der Stuttgarter Tanzcompagnie Gauthier Dance, Eric Gauthier, geht infolge des russischen Angriffs auf die Ukraine davon aus, dass seine Auftritte in Moskau und St. Petersburg abgesagt werden. Zugleich zeigt er sich bestürzt über die Auswirkungen des Ukraine-Krieges auf Kulturschaffende in Russland. Er hält es aber für wichtig, die Künstler dort zu unterstützen. Wenn man anfange, russischen Tänzern keine Jobs mehr zu geben und nicht mehr auf Tournee nach Russland zu gehen, dann sei das schwierig und „das tötet auch die Kunst. Und das ist es nicht, was alle in meiner Branche wollen.“

Nigel Kennedy spielt für Ukraine-Flüchtlinge Stück aus Anti-Kriegsfilm ein

Aus Solidarität mit den Geflüchteten aus der Ukraine hat der britische Star-Geiger Nigel Kennedy (65) ein Stück aus dem Anti-Kriegsfilm „Furyo - Merry Christmas, Mr. Lawrence“ eingespielt und dazu ein Video gedreht. Die aktuelle Lage habe ihn dazu gebracht, sagte Kennedy, der seit Jahren in einem kleinen polnischen Dorf etwa 200 Kilometer entfernt von der polnisch-ukrainischen Grenze lebt. Die Situation der Flüchtlinge an der Grenze und die unmittelbare Nähe seien sehr bedrückend, sagte er der Deutschen Presse-Agentur in Berlin.

„Violins Not Violence“

Mit seinem Video will Kennedy auch an die Organisation „Violins Not Violence“ anknüpfen, die in die Not geratenen Menschen Musikinstrumente zur Verfügung stellt. Viele flüchtende Musiker*innen aus der Ukraine könnten ihre Instrumente nicht mitnehmen. Kennedy rief deshalb dazu auf, auch Musikinstrumente für Geflüchtete zu spenden.

Videoarbeiten ukrainischer Künstler*innen in München

Aus der Ausstellung  „A Letter from the Front“
AntiGonna (*1986), „Enter the War“, 2017

Das Haus der Kunst in München widmet Film- und Videoschaffenden aus der Ukraine eine Ausstellung. „A Letter from the Front“ zeigt seit heute, 23. März, 19 Arbeiten der vergangenen 15 Jahre aus der Ukraine. Laut Angaben des Ausstellungshauses ist das Projekt ein Bekenntnis gegen die Invasion in der Ukraine und ein Bekenntnis zu den ukrainischen Künstler*innen. Einige von ihnen seien noch in belagerten Städten eingeschlossen oder geflüchtet.

„Die Werke können als Vorahnung einer offensichtlichen und unvermeidlichen Katastrophe gesehen werden, die in der Geschichte der Ukraine zu oft greifbar war.“

Abramović versteigert Performanceteilnahme in New York

Marina Abramovic (l) bei der Performance «The Artist is Present» im März 2010 im Museum of Modern Art New York.
Die schon legendäre Dauer-Performance „The Artist is Present“ fand 2010 im Museum of Modern Art statt. Abramović saß dabei drei Monate lang Tag für Tag auf einem Stuhl, um Besuchern in die Augen zu blicken.

Die serbische Performancekünstlerin Marina Abramović lässt aktuell die Teilnahme an zwei Neuauflagen ihrer bekannten Performance „The artist ist present“ online versteigern. Die Performances mit den Höchstbietenden der Auktionen soll zum Ende ihrer aktuellen Ausstellung „Perforamtive“ in einer New Yorker Galerie stattfinden. Der Erlös der Auktionen, die am Freitag, 25. März, enden, ist für die humanitäre Hilfe in der Ukraine bestimmt.

Die 2010 erstmals aufgeführte Performance von Abramović wurde im Netz zuletzt bei einem Meme verwendet, nachdem Wladimir Putin seine Staatsgäste mehrfach an einem sechs Meter langen Tisch zum Vier-Augen-Gespräch getroffen hatte.

Stuttgarter Kunstmuseum: Ukrainehilfe mit freiem Eintritt

Mit dem Motto „Spenden statt Eintritt zahlen“ eröffnet das Kunstmuseum Stuttgart am Wochenende ihre Ausstellung von Tobias Rehberger. Besucher*innen erhalten am Samstag, 26. März und Sonntag, 27. März freien Eintritt und werden stattdessen um Spenden für Menschen in der Ukraine gebeten. Nach Angaben des Kunstmuseums sollen die Spenden dem Projekt „Ukraine Jetzt“ von ARTHELPS zugute kommen. ARTHELPS ist eine Initiative von Künstlern, die mittels der Kunst Bedürftigen helfen will.

Spielehersteller Epic Games unterstützt Ukrainehilfe mit Millionenbetrag

Für zwei Wochen sollen alle mit dem populären Onlinespiel Fortnite erzielten Einnahmen für die humanitäre Hilfe für die Ukraine verwendet werden. Wie der Spielehersteller mitteilte, will sich auch Softwaregigant Microsoft mit seiner Spieleconsole Xbox an der Aktion beteiligen, die gestern, 20. März, startete.

Ein Kind spielt ein Spiel auf einem Mobiltelefon mit einem Bild des Fortnite-Spiels auf dem Computerbildschirm im Hintergrund.
Spielen und Spenden: Nach einem Tag generierte das Computerspiel Fortnite bereits Spendenmittel in Höhe von 32,5 Mio. Euro.

Die Gelder will Fortnite-Entwickler Epic Games an die UN-Organisationen UNICEF und UNHCR, dem Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen sowie an die US-amerikanische Stiftung Direct Relief weiterleiten.

PEN-Präsident Yücel nach Gedanken zu Nato-Engagement in der Kritik

Fünf Ex-PEN-Präsidenten fordern den Rücktritt ihres aktuellen Präsidenten Deniz Yücel. Dieser hatte bei der Lit.cologne-Eröffnung vergangener Woche gefordert, den Luftraum über der Ukraine zu sperren und über ein Eingreifen der NATO in der Ukraine räsoniert. Damit habe er gegen die Charta des Internationalen PEN verstoßen und sei somit nicht um Ausgleich bemüht gewesen, so Petra-Reski in der FAZ.

Netzwerk unterstützt Kultur- und Medienschaffende aus der Ukraine in Deutschland

Das neu gegründete Netzwerk „new-start.media“ will geflüchtete Ukrainer aus der Kultur- und Medienbranche in Deutschland unterstützen. Der Bundesverband Schauspiel (BFFS) startete die Initiative zusammen mit Verdi, ARD, ZDF, Deutschlandradio sowie verschiedenen Verbänden und Organisationen.

„Wir wollen einen Teil dazu beitragen, dass unseren Kolleginnen und Kollegen aus der Ukraine und aus Russland eine berufliche Perspektive für die Zeit des Exils und Unterstützung bei der Suche nach Beschäftigung geboten wird“, erklärten ver.di und der Bundesverband Schauspiel am 17. März in Berlin. Ziel sei es, für aus der Ukraine Geflüchtete schnellstmöglich ein mehrsprachiges Portal mit Stellenangeboten der Kultur- und Medienbranche einzurichten.

Das für Kultur und Medien zuständige ver.di-Bundesvorstandsmitglied Christoph Schmitz sagte: „Der von der russischen Regierung begonnene Krieg richtet sich auch gegen unsere Kolleginnen und Kollegen aus Kultur und Medien.“

Beteiligt sind bisher die ARD, der Bundesverband Digitalpublisher und Zeitungsverlage (BDZV), der Bundesverband Schauspiel, Deutschlandradio, Reporter ohne Grenzen, die Produzentenallianz, der Tarifverband Privater Rundfunk, der Medienverband der Freien Presse, die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) und das ZDF. Das Netzwerk steht offen für weitere Verbände und Gewerkschaften der Branche.

Benefizkonzerte für die Ukraine mit Malion Quartett und Eliot Quartett

Kurz nach Kriegsausbruch haben die Mitglieder des 2018 gegründeten „Malion Quartett“ beschlossen, gemeinsam mit dem vielfach preisgekrönten „Eliot-Quartett“, Benefiz-Konzerte zu spielen. Das junge Streichensemble hat Wurzeln in Deutschland und der Ukraine, zwei der „Eliots“ stammen aus Russland. Nun stehen alle gemeinsam auf der Bühne für die Ukraine. Kunscht! hat die beiden Ensembles bei Proben in Frankfurt getroffen.

Ballett-Star Smirnowa flüchtet vom Bolschoi-Theater in die Niederlande

Die Primaballerina des Bolschoi-Balletts, Olga Smirnowa, 2021
Russlands prominente Tänzerin Olga Smirnowa erklärte bei Telegram, sie sei mit allen Fasern ihrer Seele gegen den Krieg.

Die russische Star-Ballerina Olga Smirnowa (30) kehrt Russland den Rücken. Sie hat das Bolschoi-Theater in Moskau wegen des Ukraine-Kriegs verlassen und will zum Niederländischen Nationalballett wechseln. Sie habe es nie für möglich gehalten, dass sie sich für Russland schämen müsse.

Das Nationalballett teilte am Mittwoch, 16.3., mit, Smirnowa habe sich "klar" zu der russischen Invasion in der Ukraine geäußert, die es für sie unmöglich mache, weiter in ihrem Heimatland zu arbeiten. Dessen Direktor Ted Brandsen sagte, es sei für das Nationalballett ein "Privileg", dass Smirnowa dabei sei.

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SWR