Eine Bodenoffensive im Gaza-Streifen ohne zivile Opfer durchzuführen, wird eine sehr schwierige Aufgabe für die israelische Armee, meint der Militärexperte Wolfgang Richter. Das habe damit zu tun, dass die Terrororganisation Hamas ihre Strukturen bewusst in der zivilen Infrastruktur untergebracht habe.
Die tunnelartigen Anlagen befänden sich etwa unter Krankenhäusern, Schulen oder Wohngebäuden. Im Gespräch mit SWR2 erläutert der Experte, inwieweit die aktuelle Situation auch zu einem Flächenbrand in Nahost führen kann.
Forum Krieg und Terror – wie geht es weiter in Gaza
Thomas Ihm diskutiert mit
Dr. Muriel Asseburg, Politologin, Stiftung Wissenschaft und Politik
Benjamin Hammer, Journalist, Deutschlandfunk
Dr. Matthias Schmale, UN-Seniormanager
Tagesgespräch Nahost-Experte Michael Lüders zu Israel: "Der Westen hat Anteil daran“
Die israelische Regierung schlägt gegen die Hamas-Angriffe zurück – unter anderem lässt sie gerade weder Strom noch Lebensmittel in den Gazastreifen. Der Nahost-Experte Michael Lüder sieht dieses Vorgehen im SWR-Tagesgespräch kritisch. "Das Ganze ist problematisch, denn es ist die Verhängung einer Kollektivstrafe – und die ist völkerrechtlich ein Kriegsverbrechen", so Lüders. Emotional sei der Wunsch Israels nach Vergeltung nachvollziehbar, aber hier würden alle Menschen im Gazastreifen von den Vergeltungsmaßnahmen erfasst. Das sei falsch und werde den Widerstandsgeist der Palästinenser nicht brechen.
Lüders spricht von einer "Quittung für eine völlig verfehlte Polik". "Die Menschen im Gazastreifen sind vollständig abhängig von Israel und den Entscheidungen der Regierung, sie haben wenig Perspektive. Und über Jahre und Jahrzehnte kocht dort die Wut hoch und das ist jetzt explodiert", meint Lüders. Daran habe auch der Westen seinen Anteil, denn er hat nichts gegen die Situation der Palästinenser unternehmen, so der Nahost-Experte im Gespräch mit SWR2 Aktuell-Moderator Florian Rudolph.