„Das wird man ja wohl noch sagen dürfen“, so heißt eine Gesprächsreihe über Meinungsfreiheit in Sachsen, Thüringen und Brandenburg, wenige Wochen vor den Landtagswahlen in Ostdeutschland.
Organisiert wird die Reihe von der Schriftsteller-Vereinigung PEN Berlin, bei der auch der Germanist und Publizist Dirk Oschmann mitdiskutieren wird, Autor des Buchs „Der Osten. Eine westdeutsche Erfindung“.
„Ostdeutsche fühlen sich bei Meinungsfreiheit an die DDR erinnert“
Menschen aus der ehemaligen DDR hätten im öffentlichen Raum lange nicht sagen können, was sie wollten, so Oschmann. Dafür habe es damals nur den privaten Raum gegeben.
Inzwischen dürfe man aber auch im privaten Raum nicht mehr alles sagen. Das Heranrücken des Politischen und des Sprachlichen im Alltag sei ein wichtiger Faktor. Inzwischen fühle er selbst im privaten Raum eine Art Beobachtung oder Überwachung, so Oschmann. Falsche Worte könnten auch außerhalb des privaten Umfelds Konsequenzen haben.
„Viele Ostdeutsche haben das Gefühl, nicht Teil der Gesellschaft zu sein“
In der Wissenschaft, der Justiz und den Medien sind Ostdeutsche auch über 30 Jahre nach der Wende immer noch in der Minderheit. Das habe gravierende Folgen, so er Buchautor, denn wer das Gefühl habe, nicht gehört und repräsentiert zu werden, bekomme am Ende den Eindruck, nicht Teil der Gesellschaft zu sein.
„Der deutsche Raum ist traditionell von westdeutschen Perspektiven bestimmt“, glaubt der Buchautor. Das liege auch daran, dass die großen Medienhäuser und Fernsehanstalten fast ausschließlich in westdeutscher Hand seien. Es gebe immer nur „den einen Blick“: vom Westen auf den Osten. Dieser werde „pathologisiert“, was das Vertrauen der Menschen in die Demokratie beschädige.