Müllgeschichte

Ein Haufen Müll: Müll als Spiegel der Menschheitsgeschichte

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Interview
Kristine Harthauer

„Ohne Massenkonsum können wir unseren Müll heute nicht verstehen“, sagt der Historiker Roman Köster in SWR2. In seinem neuen Buch „Müll: Eine schmutzige Geschichte der Menschheit“ beschäftigt er sich mit der Menschheitsgeschichte anhand des Mülls, den wir täglich produzieren.

Ab dem 19. Jahrhundert wuchs die Müllgesellschaft

Bereits der Urmensch habe in seiner Höhle Müll produziert und Sachen weggeworfen, aber was und in welcher Menge hat sich im Laufe der Geschichte sehr stark verändert, sagt Köster. Früher habe man Essensreste und Fäkalien weggeworfen, in der Vormoderne dann Objekte aus Metall und Keramik, die „irgendwann zum Kompost werden“. Erst im 19. Jahrhundert entwickelte sich unsere Gesellschaft durch das schnelle Wachstum der Städte und der Durchsetzung des Massenkonsums „in eine Müllgesellschaft wie wir sie heute leben“, so Köster.

Zusammensetzung von Müll immer komplexer und problematischer

Dazu kommt ein weiteres Problem: Im Laufe der Geschichte wurde die Zusammensetzung von Müll immer komplexer und problematischer, ein Beispiel dafür sei die chemische Komposition von Plastik: „Eine Plastikflasche braucht mindestens 100 Jahre, bis sie sich auflöst“, erklärt der Historiker.

Wir brauchen neue Wege des Konsums

Verschiedene Studien zeigen, dass eine Veränderung des Lebensstils das Potential hätte, 20 Prozent Müll zu vermeiden. „Was gar nicht so wenig ist“, kommentiert Köster, aber das würde seiner Meinung nach das Problem nicht beseitigen. „Wir müssen neue Wege finden zu produzieren und konsumieren“, so seine Forderung.

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