Auch ein Wahlsieg von Oppositionsführer Benny Gantz bringt den Palästinensern wenig. „Er gilt als Falke, ist ausgesprochen gegen die Palästinenser eingestellt“, so Bettina Marx. Die Leiterin der Heinrich-Böll-Stiftung in Ramallah ist skeptisch, ob die Ankündigung von Premierminister Netanjahu, das Jordantal zu annektieren nur Wahlkampf ist.
„Alles deutet darauf hin, dass die Israelis die Palästinenser aus dem Jordan-Tal herausdrängen“, so die Expertin. Für den Nahost-Friedensprozess sei die Ära Netanjahu „vertane Zeit“ gewesen, ebenso für das Zusammenleben zwischen jüdischen Israelis und palästinensischen Israelis.
SWR2 Zeitgenossen Aharon Appelfeld, Schriftsteller
Aharon Appelfeld wurde 1932 in Czernowitz in der Bukowina geboren, als einziges Kind gebildeter, wohlhabender und assimilierter Juden. Nach dem Einmarsch der Deutschen 1940 wurden er und sein Vater in einem viele Wochen dauernden Marsch in ein Ghetto gezwungen. Dort verlor der 8-jährige seinen Vater und gelangte in die Wälder. Er überlebte als Gehilfe Krimineller und kam schließlich 1946 nach Palästina. Ein Jahr nur war er zur Schule gegangen, und seine Muttersprache Deutsch hatte er nahezu vergessen. In Israel lernte er Hebräisch, holte die fehlende Schulbildung nach, studierte und wurde Professor für Hebräische Literatur.
9.11.1964 Hannah Arendt und die "Banalität des Bösen"
9.11.1964 | Die jüdische Philosophin und ehemalige Heidegger-Schülerin Hannah Arendt beobachtete in Israel den Eichmann-Prozess und schrieb ihre Gedanken darüber in einem Buch mit dem Titel "Eichmann in Jerusalem: Ein Bericht von der Banalität des Bösen" nieder. Sie gelangte darin zu einer neuen Deutung der Nazi-Verbrechen. In einem Gespräch mit dem damaligen NDR-Redakteur und späteren FAZ-Herausgeber Joachim Fest erläuterte sie ihre Thesen.
Der Publizist Micha Brumlik sagte im Gespräch mit SWR2 über das Interview: "So recht Hannah Arendt im Grundsätzlichen hat, hat doch die historische Forschung inzwischen herausgefunden, dass sie sich in Adolf Eichmann getäuscht hat. Das war nicht nur ein Funktionär, sondern ein hasserfüllter und ressentimentgeladener Antisemit. Er hat damals in Jerusalem, flapsig gesprochen, eine Show abgezogen, auf die Arendt hereingefallen ist."