Es gibt viele Vorstellungen davon, wie die Zukunft aussehen könnte: Beispiele dafür finden sich in Science-Fiction-Filmen und in Entwürfen zeitgenössischer Möbeldesigner. Dem Zusammenhang zwischen Film und Design geht die Ausstellung „Science Fiction Design – Vom Space Age zum Metaverse“ auf die Spur.
![Sofalandschaft wie in einem Raumschiff (Foto: Zyva Studio X Charlotte Taylor) Sofalandschaft wie in einem Raumschiff](/swrkultur/kunst-und-ausstellung/1715962850189%2Cvitra-design-science-fiction-neo-chemosphere-nyva-studio-100~_v-16x9@2dS_-6be50a9c75559ca1aaf1d0b25bae287afdcd877a.jpg)
Exponate in futuristischer Inszenierung
Der argentinische Künstler und Designer Andrès Reisinger zeigt am Vitra Design Museum in Weil am Rhein mehr als 100 Sammlungsobjekte. Die frühesten Exponate stammen aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts und schlagen den Bogen über das sogenannte Space Age der 1960er- und 1970er-Jahre bis hin zu Design-Objekten für virtuelle Zukunftswelten.
![Elegante Möbel im Raumschiff Enterprise 1968 (Foto: CBS Photo Archiv) Elegante Möbel im Raumschiff Enterprise 1968](/swrkultur/kunst-und-ausstellung/1715960764965%2Cvitra-design-science-fiction-raumschiff-enterprise-100~_v-16x9@2dS_-6be50a9c75559ca1aaf1d0b25bae287afdcd877a.jpg)
Illustre Beispiele dafür sind die ikonische Form des Raumschiffs Enterprise, die perfekt symmetrischen Gänge im Raumschiff von „2001 – Odyssee im Weltraum“ und die eleganten Science-Fiction-Möbel in „Star Wars“. Die Art und Weise, wie wir uns die Zukunft vorstellen, wurde vor allem von Designern kreiert, sagt die Kuratorin der Ausstellung.
Gerade in Filmen finden wir sehr viele Möbel und Ausstattungsgegenstände, die von Regisseuren bei Designern gefunden und als Requisiten für ihre Raumschiffe und für ihre Szenerien benutzt wurden. Genau wie die Science Fiction ist das Design immer am Puls der Zeit.
Kuratorin Nina Steinmüller im Gespräch mit SWR Kultur
Design beeinflusst unsere Zukunftsbilder
Viele Möbel des „Space Age“ aus der Zeit des Wettlaufs um die Eroberung des Weltraums in den 1960er-Jahren stammen von Designern wie Joe Colombo, Verner Panton oder Luigi Colani.
![Der Aluminium-Stuhl von Joris Laarman entstand 2013 als 3-D-Druck (Foto: Vitra Design Museum, Foto Jürgen Hans) Der Aluminium-Stuhl von Joris Laarman entstand 2013 als 3-D-Druck](/swrkultur/kunst-und-ausstellung/1715962849825%2Cvitra-design-science-fiction-aluminium-chair-100~_v-16x9@2dS_-6be50a9c75559ca1aaf1d0b25bae287afdcd877a.jpg)
Sie entwerfen Möbel und Wohnlandschaften, die mit ihren organischen Formen und glänzenden Plastikoberflächen futuristisch aussehen, aber ebenso die Lebens- und Wohngewohnheiten grundlegend neu denken sollen. Technologische Innovationen beeinflussen Designer bis heute.
Die Ausstellung zeigt etwa den ersten 3-D-Druck aus dem Jahr 2013: Der niederländische Designer Joris Laarman entwarf den „Aluminium Gradient Chair“. Andrès Reisinger hingegen plant futuristische Traumlandschaften mit ballon- und kugelförmigen Objekten.
![Designer Andrès Reisinger entwarf das Sofa in organischen Formen (Foto: Reisinger Studio) Designer Andrès Reisinger entwarf das Sofa in organischen Formen](/swrkultur/1715933661998%2Cvitra-design-science-fiction-the-shipping-reisinger-100~_v-16x9@2dS_-6be50a9c75559ca1aaf1d0b25bae287afdcd877a.jpg)
„Viele dieser sehr jungen Gestalter heutzutage, die sich im digitalen Raum bewegen, orientieren sich an Science-Fiction-Bildern, aber auch an vielen anderen Bereichen“,, sagt Kuratorin Nina Steinmüller. „Wir können noch nicht so genau fassen, in welche Richtung das geht, wir finden es aber sehr spannend.“
Klassische Bedingungen für Designer im digitalen Raum
Das Spiel mit Gravitation und die Aufhebung der Schwerkraft in digitalen Entwürfen bieten Designern mehr Möglichkeiten der Gestaltung. Sobald die Objekte analog produziert werden, stehen die Designer vor der Herausforderung, die Grenzen des Produktdesigns auszuloten und eventuell zu überschreiten.
Vor allem Andrès Reisinger ist mit Industriedesign, Kunsthandwerk, Innenarchitektur und Konzeptkunst bekannt geworden. Er gründete die Reisinger Studios, ein multidisziplinäres Designstudio in Barcelona.
![Anouk Wipprecht designte das Kleid für die Automarke Audi (Foto: Anouk Wipprecht & Audi) Anouk Wipprecht designte das Kleid für die Automarke Audi](/swrkultur/kunst-und-ausstellung/1715962849173%2Cvitra-design-science-fiction-audi-a4-dress-100~_v-16x9@2dS_-6be50a9c75559ca1aaf1d0b25bae287afdcd877a.jpg)
Zukunftswelten greifen aktuelle Themen auf
Moderne Designer verarbeiten in ihren futuristischen Entwürfen gesellschaftliche Fragestellungen und Probleme unserer Gegenwart,etwa die Spaltung der Gesellschaft, die Interaktion von Medien und Technik, Künstliche Intelligenz und Digitalisierung. Viele Designer nutzen KI und digitale Programme für ihre Arbeiten, wobei sich beide Bereiche überschneiden und auch gegenseitig inspirieren können.
Was geht - was bleibt? Zeitgeist. Debatten. Kultur. Science Fiction und Design: Wie sieht unsere Zukunft aus?
Der Weltraum hat vor allem die Zukunftsvorstellung in den 60er- und 70er-Jahren geprägt. Schriftsteller*rinnen und Filmemacher*innen begannen damals, Science-Fiction-Szenarien zu entwerfen; die vielleicht bekanntesten, darunter natürlich die verschiedenen Star Trek-Serien. Darin entstand ein ganzes Design-Universum mit Innenausstattungen, die heute Klassiker sind. Irgendwo zwischen pragmatischer Form und bunter Fantasiewelt. Was ist vom utopischen Gehalt dieser Zukunftsdesigns damals geblieben und welche Ideen haben und brauchen wir heute als Gesellschaft?
„Die Neugierde für das Unbekannte, für neue Technologien bleibt heute noch aus dieser Zeit“, meint Susanne Graner, die die Ausstellung „Science Fiction Design“ vom Vitra Design Museum mit kuratiert hat. Auch im Design zeige sich diese Neugierde in einer immer wiederkehrenden Lust, mit neuen Materialien zu arbeiten und Formen auszuprobieren.
Allerdings war damals das Zukunftsbild sehr positiv konnotiert, sagt sie. Es wurden Utopien geschaffen. Heute hingegen gehe es mehr um zukünftige Dystopien, erklärt Friedrich von Borries, Professor für Designtheorie und kuratorische Praxis an der Hochschule für Bildende Künste in Hamburg. „Die Szenarien, die wir heute haben, sind beklemmender und weniger begeisternd“, sagt er.
Statt um die Entdeckung fremder Planeten geht es heute um die Eroberung einer virtuellen Welt: Das Metaverse. Eine tolle Möglichkeit für Gesellschaftsentwürfe, sagt Susanne Graner. Das, was das Metaverse gerade anbiete, sei „echt nicht aufregendes“, kontert Friedrich von Borries. Denn es gebe reelle Räume, wie zum Beispiel historische Orte und Gebäuden, die „aufregendere und abgefahrene Räume als das Metaverse erzeugen“.
Wie schaut für euch die Zukunft aus? Habt ihr bereits tolle Möbelstücke aus der Zukunft? Schickt uns eure Meinungen per E-Mail an kulturpodcast@swr.de.
Host: Christian Batzlen, Pia Masurczak
Showrunner: Giordana Marsilio
Links:
Fan-Seiten mit Design-Klassikern aus Star Trek gibt es viele, Star Trek + Design ist eine besonders schön aufbereitete: https://star-trek.design/
Ausstellung „Science Fiction Design: Vom Space Age zum Metaverse”: http://www.design-museum.de/de/ausstellungen/detailseiten/science-fiction-design.html
Friedrich von Borries – „Stadt der Zukunft“ https://www.fischerverlage.de/buch/friedrich-von-borries-benjamin-kasten-stadt-der-zukunft-wege-in-die-globalopolis-9783596704323
SWR2 Impuls - Mittwoch, 24.1.2024 | 1000 Antworten: Physik von Star Trek, Star Wars und Co.
An Bord ist der "Captain Kirk" aus Kaiserslautern: Dr. Hubert Zitt – Elektrotechnik-Ingenieur und seit vielen Jahren Star-Trek-Technik-Experte! Er beantwortet Ihre Fragen.
Ausstellung „Popstar des Designs“ – Luigi Colani in der Galerie Stihl in Waiblingen
Er war ein Provokateur, aber auch ein Visionär: Der deutsche Designer Luigi Colani. Ob Kugelschreiber, Lastwagen wie Raumschiffe oder Fernseher – seine enorme Bandbreite zeigt jetzt die Ausstellung „Luigi Colani. Popstar des Designs“ in der Stihl Galerie in Waiblingen.
Zeitwort 1.9.1902: Der erste Science-Fiction-Film kommt ins Kino
„Die Reise zum Mond“ war ein Riesen-Erfolg. In dem 16 Minuten-Film experimentierte Georges Méliès mit vielen Tricks. Der Science-Fiction war damals ein ganz neues Genre.
Archivradio-Gespräch Wettlauf ins All – Die frühe Raumfahrt
Der Wettlauf im Weltraum hielt die Welt in Atem. Erst ein gewaltiger Kraftakt brachte die USA zuerst auf den Mond. Eine Sensation - im deutschen Radio aber getrübt durch eine Panne. Christoph König im Gespräch mit Thomas Hillebrandt. (SWR 2019) | Mehr zur Sendung: http://swr.li/raumfahrt-geschichte | Wenn Ihr euch für den Weltraum interessiert, könnt Ihr direkt in eine neue SWR-Reihe reinhören! Ab dem 7. Juni präsentieren Isabella Hermann und Andreas Brandhorst, wie man sich vor fünfzig Jahren die Zukunft vorgestellt hat. Anhand der SDR-Reihen ‚Science-Fiction als Radiospiel‘ und ‚Phantastik aus Studio 13‘ der 1960er bis 1990er Jahre diskutieren sie, wie aktuell diese Zukunftsvisionen heute sind. Hört „Das war morgen“ in der ARD Audiothek: https://www.ardaudiothek.de/sendung/das-war-morgen/12701131/ | Bei Fragen und Anregungen schreibt uns: wissen@swr2.de | Folgt uns auf Mastodon: https://ard.social/@SWR2Wissen