Dass die Autorin Katja Hoffmann den Nachlass des Fotografen Heinrich Pieroth gestoßen ist, war reiner Zufall. Doch sie war so begeistert von den rund 7.000 Negativen, dass sie diesen Schatz unbedingt der Nachwelt zugänglich machen wollte.
Heinrich Pieroth verbrachte sein ganzes Leben in der Eifel. 1893 wurde er geboren und hatte später ein kleines Fotostudio in Mayen. Seine Heimatregion war ein beliebtes Motiv von Pieroth: Von 1920 bis in die 1950er-Jahre hielt er in beeindruckenden Fotos die Landschaften der Vulkaneifel, ihre Bewohner und deren Alltag fest.
„Ich habe zunächst Heinrich Pieroth gar nicht gekannt. Ich war sehr überrascht, Bilder zu finden, die so toll sind und die offensichtlich außer mir kaum jemand kannte. Je mehr ich gesucht habe, desto mehr tolle Motive habe ich gefunden“, sagt die Autorin Katja Hoffmann. Aus rund 300 von Pieroths Fotos hat sie einen Bildband gemacht.
Der Basaltabbau in der Eifel war ein beliebtes Motiv des Fotografen
Ein immer wiederkehrendes Motiv in Pieroths Arbeiten ist der Steinabbau in der Vulkaneifel. Pieroths Vater arbeitete in den Gruben. Dorthin hat er ihn oft begleitet und den Wandel hautnah miterlebt. Denn die schwere Arbeit des Abbaus wurde in dieser Zeit statt von Hand immer mehr mit Presslufthämmern und Maschinen erledigt.
„Für mich sind die Steinfotos wirklich die ausdrucksvollsten. Ich glaube auch, dass sie für ihn selbst sehr wichtig waren, weil er familiär so eng verbunden war“, sagt Katja Hoffmann. Sie glaubt, dass sich Pieroth beim Thema Steinabbau besonders viel Mühe gab, weil das so wichtig für die Region war.
Analoge Fotobearbeitung – ganz ohne Photoshop
Diesen Fotoschatz hat sie im Historischen Archiv der Stadt Köln entdeckt, wo Pieroths Nachlass mit rund 7.000 Negativen auf Glasplatten liegt. Zweieinhalb Jahre lang ist Hoffmann tief in Pieroths Werk eingetaucht – und hat dabei festgestellt, dass er die Wirklichkeit manchmal auch ein bisschen beschönigt hat.
Sein Hochzeitsfoto aus dem Jahr 1921 hat er beispielsweise bearbeitet. Mit einem Graphitstift hat er sein Gesicht und das seiner Frau geglättet, „sodass eine Falte nicht so sehr sichtbar war oder dass eine Kontur besser zu sehen war“, erklärt Hoffmann. „Da kann man sehen, wie Photoshop ohne Photoshop früher funktionierte.“
Authentische Dokumentation des Lebens in der Eifel
Auch kleine Fotomontagen hat Pieroth damals schon gemacht. Zum Beispiel hat er einen Hund in ein Foto montiert, wo eigentlich keiner war. Denn die Zeitungsredaktion wollte das Foto nur mit Hund abdrucken.
Und trotzdem: Heinrich Pieroths Fotos zeigen vor allem das authentische Leben in seiner Heimat Eifel. Denn das war wohl der Kern von Heinrich Pieroths Fotoprojekt: Die Eifel und deren Bewohner zeigen, wie sie leben.
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