Der Künstler Florian Slotawa kombiniert Meisterwerke der Skulptur mit eigenen Arbeiten, die oft aus Alltagsgegenständen bestehen. Zur Eröffnung des restaurierten Kunstgebäudes in Stuttgart zeigt Slotawa dort nun prominente Werke aus der Sammlung der Staatsgalerie zusammen mit Artikeln aus dem Baumarkt und einem Porsche, der als Vitrine dient.
Wenn das mal kein Künstler-Traum ist: Der Bildhauer Florian Slotawa durfte sich für seine aktuelle Ausstellung quasi beliebig aus den Beständen der Staatsgalerie Stuttgart bedienen. Der Haken dabei: allein die Abteilung für Skulptur des 19. und 20. Jahrhunderts umfasst rund 5000 Stück.
Was wählt man da aus? „Alles, was ich auch gern zu Hause in der Wohnung hätte“, witzelt Florian Slotawa und kommt gleich mal auf ein Objekt zu sprechen, das die Dimensionen der meisten Wohnungen sprengen würde: Ein 25 Meter langer, auf Hochglanz polierter Messingstab von Walter de Maria, mit dem schönen Titel „Anfang und Ende der Unendlichkeit“.
Fünfzig halbmeterkurze Holzkisten
Der passt noch nicht mal in das eigentlich großzügige Kunstgebäude am Schlossplatz. Also holte Slotawa den Unendlichkeits-Stecken so in seine Ausstellung, wie er aus praktischen Gründen eingelagert ist: in fünfzig halbmeterkurzen Holzkisten, durchnummeriert und aufgestellt in Reih und Glied.
Das raumgreifende Kisten-Raster kombiniert Slotawa mit betont bescheidenen Schwarz-Weiß-Fotos, auf denen er vor einigen Jahren seinen kompletten Hausstand dokumentiert hat, zum Beispiel Messer, Gabeln und Löffel, aufgereiht wie die Holzkisten in der Ausstellung: “Und dadurch gibt es eine formale Entsprechung oder eine formale Verwandtschaft.“
Ironisches Gegengewicht zum monumentalen Rang der Klassiker
Und vor allem gibt es ein subtil ironisches Gegengewicht zum bisweilen monumentalen Rang der Klassiker aus der Staatsgalerie. Am deutlichsten wird das bei Slotawas Antwort auf Picassos abstrakte Figurengruppe der „Badenden“, im Original sechs Figuren aus Holz, Brettern und anderen Fundstücken. Das Ensemble gilt als ein Höhepunkt in der Sammlung der Staatsgalerie.
Nix wie rein in den Baumarkt!
Da die Figurengruppe aus konservatorischen Gründen nicht transportiert werden darf, dachte sich Slotawa: „Dann macht man den Picasso halt selber“ und nimmt dabei den Stammtisch-Kommentar aller Moderne-Verächter gleich mit auf die Schippe: Kann doch jeder!
Also nix wie rein in den nächsten Baumarkt, frei nach dem Motto: Es gibt immer was zu tun.
Picasso nachgebaut aus Bügelbrett, Putzschwamm, Gartenharke und Alu-Profil
Jetzt stehen sie neben dem einzigen großen Fenster des Kunstgebäudes, das rausgeht auf den Eckensee vorm Opernhaus: Picassos Wiedergänger, in Form und Größe ziemlich genau den Originalen entsprechend, jetzt aber gebastelt aus Bügelbrett, Putzschwamm, Gartenharke und Alu-Profil.
Porsche 911 zur Vitrine umfunktioniert
Im vorletzten Kabinett des Rundgangs hat Slotawa einen nagelneuen Porsche 911 zur Vitrine umfunktioniert. Hinterm Steuer thront ein gold glänzender Metallkopf im Art-Déco Stil der 1920er Jahre – ein Werk des Bildhauers und Auto-Narren Rudolf Belling.
An der Wand gegenüber aber hängt eine schäbige, total verdreckte Blechtröte von Jannis Kounellis, die einen schwarzen Rußschleier auf der weißen Museumswand hinterlassen hat – ein Schelm, wer Feinstaub dabei denkt.
Falls es aber jemand nicht goutiert, wie Florian Slotawa hier mit den Säulenheiligen der Moderne umspringt, so kann er oder sie vom Kunstgebäude aus einfach die Straßenseite wechseln, empfiehlt Kurator Hendrik Bündge.
Ausstellung in Heilbronn Hautnah und empathisch – Mary Ellen Mark fotografierte Menschen am Rande der Gesellschaft
Die US-amerikanische Dokumentarfotografin Mary Ellen Mark (1940-2015) „war keine Missionarin, aber sie hatte eine Mission: Menschlichkeit.“, sagt die Kuratorin in SWR Kultur.
Ausstellung Ifa-Ausstellung Stuttgart: „Out of the Box. Traces of Interest”
Mehr als 24.000 Werke umfasst der Bestand der ifa-Kunstgalerie Stuttgart. In einem dreiteiligen Ausstellungsprojekt haben sich zeitgenössische Künstlerinnen und Künstler mit dem Archiv des Instituts für Auslandsbeziehungen beschäftigt, das auch für den deutschen Pavillon auf der Biennale in Venedig verantwortet. Vor drei Jahren hat das ifa sechs Künstlerinnen und Künstler beauftragt, sich mit diesem Bestand künstlerisch auseinander zu setzen.