Otto Herbert Hajek (1927 - 2005) war überzeugt, „dass die bildende Kunst den Menschen in seinem Verhalten verändern kann“. Im Stuttgarter Stadtbild sind die bunten Farben und die Skulpturen des Bildhauers allgegenwärtig. Dass sein Werk viel mehr umfasst, zeigt jetzt eine Retrospektive im Stuttgarter Kunstmuseum. Eine vielfältige Schau auf seine spannende künstlerische Entwicklung – durch alle Kunstgattungen.
Klein Bronzen und große Plastiken
Drei kleine Bronzen – die Farbe darauf für Otto Herbert Hajek nahezu unauffällig. Farbwege nennt sie der Künstler. Wandert der Blick aber weiter – zu den Plastiken aus Holz und Stahl – und da sind sie, die Farben, für die Hajek bekannt ist. Vor allem sattes blau, gelb und rot. Die Schau im Stuttgarter Kunstmuseum will Hajeks ganzes Werk in den Blick nehmen, erklärt Kuratorin Sabine Gruber, es ist die erste Hajek Retrospektive in Deutschland seit 2007.
Wichtige Beiträge der abstrakten Kunst der Nachkriegszeit
Hajek wird oft auf zwei Aspekte reduziert: Da sind die sogenannten Raumknoten – filigrane, gitterartige Bronze-Plastiken, die fast in den Raum zu wuchern scheinen. Wichtige Arbeiten im Kontext der Informellen Kunst, der abstrakten Kunst der Nachkriegszeit, die Hajek maßgeblich geprägt hat.
Markante Plastiken im öffentlichen Raum
Auf der anderen Seite sind da die bunten großen Plastiken im öffentlichen Raum, Wegzeichen – oder ganze Bau Projekte wie das markante Gebäude des Leuze Mineralbades in Stuttgart – ein Gesamtkunstwerk, das Anfang der 80er Jahre entstand. Seine künstlerischen Anfänge sind da fast in Vergessenheit geraten. So zeigt die Ausstellung auch figurativ gegenständliche Arbeiten, die sich an christlich-religiösen Motiven orientieren. Eine
Die Welt mit den Mitteln der Kunst verbessern
Hajek will also für die Gesellschaft arbeiten – ein ganz neuer Künstlertypus. Die Welt mit den Mitteln der Kunst verbessern – das möchte Hajek auch 1969 mit dem ambitionierten Projekt „Platzmal“. Auf dem Kleinen Schlossplatz in Stuttgart lässt Hajek den Boden großflächig mit geometrischen Formen bemalen und stellt mehrere Plastiken auf, die auch zum Sitzen und Verweilen einladen sollen. Auch die Wände der umliegenden Gebäude werden bespielt. Der Plan geht auf: die kontrovers diskutierte Betonwüste – auch „die kalte Platte“ genannt – wird zum belebten Hotspot. Auch ein Aspekt der Ausstellung
Wem gehört der öffentliche Raum?
Der Raum ist das Stichwort – Hajeks Plastiken entstehen aus dem Erleben des Raumes – als eine der Grundvoraussetzungen menschlichen Seins. Das heißt, der Mensch wird immer mitgedacht. Dabei traut der Bildhauer der Kunst sogar noch mehr zu, wie er in einem Interview 1977 erklärt.
Kunstkollektiv will Stadt nach dem Vorbild Hajeks beleben
Die Idee des Stadtraumes als Kunstraum greift die Ausstellung im Kunstmuseum auf und startet sozusagen einen Neuversuch: das Kunstkollektiv „Umschichten“ will mit einer temporären Intervention nach Hajeks Vorbild den urbanen Raum mit den Mitteln der Kunst neu beleben. Nicht Platzmal sondern Platzprobe nennen sie das. Skulpturale Objekte, die den Kleinen Schlossplatz heute hinterfragen und ergänzen.
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