Neun Tier-Graffiti an neun Tagen: Was bedeuten die neuen Streetart-Kunstwerke von Banksy? Natürlich könne man in den Wolf auf der Satellitenschüssel eine Medienkritik hinein interpretieren, sagt Kunsthistoriker Ulrich Blanché in SWR Kultur. Doch Banksy gehe es vor allem um Performance. Wichtiger Teil davon: Die derzeitige Schnitzeljagd durch London.
Tiermotive im Zoo: Zurück zu den Wurzeln
Tiere sind für Banksy eine Konstante. Schon in den späten 1990er-Jahren hinterließ der Streetart-Künstler Tiere als Kunstwerk. Ratten, Kühe, Affen – seine allerersten animalischen Motive waren Ameisen. Auch der Zoo diente ihm schon früh als Kulisse.
Anfang der 2000er-Jahre brach Banksy in Zoos ein und malte an die Käfigwände Graffiti, die den Eindruck erweckten, die Tiere selbst hätten sich da verewigt, sagt der Kunsthistoriker und Banksy-Experte Ulrich Blanché. „Langweilig, langweilig! Der Wärter stinkt, ich will raus“ sei zum Beispiel sinngemäß zu lesen gewesen.
Tiere symbolisieren menschliche Eigenschaften
In einem frühen Interview habe Banksy erzählt, dass es ihm bei seinen Tierdarstellungen um Symbole für menschliche Eigenschaften gehe. Durch Tiere ließen sich Facetten klarer darstellen als über ein menschliches Porträt. Ein Gorilla verkörpere zum Beispiel Wut.
Was bedeuten die neuen Bilder in London? Banksy-Experte Ulrich Blanché sagt, es bringe uns nicht weiter, die einzelnen Kunstwerke zu interpretieren.
Performance kommt bei Banksy vor Botschaft
Natürlich lasse sich in den Wolf auf der Satellitenschüssel eine Medienkritik hinein interpretieren. Doch bei Banksy gehe es vor allem um die Performance, sagt Blanché.
Es gehe darum, jeden Tag ein neues Werk zu veröffentlichen. Es gehe ihm um die Schnitzeljagd durch London. Und möglicherweise auch darum, in Kauf zu nehmen oder zu planen, dass die Satellitenschüssel mit dem Wolf geklaut werde.
Banksys Kunst will unterhalten
Banksys Kunst sei ein „Konversationsstarter“, so Blanché. Die Menschen sollen sich darüber unterhalten, spekulieren und unterhalten fühlen.
Banksys Bilder haben oft sehr klare und einfache Botschaften. Der Bauarbeiter entfernt einen Stern aus der Europaflagge im Jahr 2017: eine eindeutige Anspielung auf den Brexit. Die Tiere in London hingegen haben keine klare Botschaft.
Tröstende statt verstörende Kunst
Ein viel zitierter Satz in Banksys Umfeld laute: „Kunst soll die Verstörten trösten und die Bequemen verstören.“ Normalerweise treffe auf Banksy das Zweite zu: Er verstöre die Bequemen, sagt Ulrich Blanché.
Momentan jedoch seien wir durch Krisen in der Welt gestört genug, dass es vielleicht eher darum gehe, die Verstörten zu trösten. Nach dieser Logik ist der Wolf vielleicht einfach ein Wolf, die Affen sind Affen und der Bock ist ein Bock.