Vater von Tiger und Bär

Lach doch mal: Der malende Kinder-Philosoph Janosch und sein zeitlos liebenswertes Werk

Stand
Autor/in
Sina Weinhold

„Bevor ich dieses eine Buch geschrieben habe, Sie wissen schon, kannte keine Sau Panama”, sagte Janosch einmal. Mit „Oh, wie schön ist Panama“ wurde der Illustrator und Kinderbuchautor berühmt. Heute zählen seine Figuren wie die Tigerente, der kleine Bär und der kleine Tiger zu den Klassikern in jedem Kinderzimmer.

Schwieriger Start

Er ist der Autor von „Oh, wie schön ist Panama“, der Geschichte vom kleinen Bären und dem kleinen Tiger, die das Land ihrer Träume suchen, nur um am Ende festzustellen, dass es zuhause am schönsten ist. Janosch selbst hatte es nicht immer schön, vor allem nicht als Kind.

Geboren 1931 im damaligen Oberschlesien, wächst Horst Eckert, wie Janosch mit bürgerlichem Namen heißt, mit vielen Schlägen, einem betrunkenen Vater und furchteinflößender katholischer Erziehung auf.

In seinen Büchern macht Janosch seine Kindheit zum Thema – und dreht die Situation um: In der Geschichte „Ich sag Du bist ein Bär“, macht der Junge seinen Vater zu einem Bären und zeigt ihm, wie abhängig Kinder von ihren Eltern sind. Wenn der Vater heimkommt, muss er mit dem Sohn spielen, Quatsch machen und ihm immer helfen. Alles wovon Janosch als Kind nur träumen kann.

Der Künstler Janosch lächelt in die Kamera, im HIntergrund sind seine bekanntesten Tiger-und-Bär-Geschichten als Bücher zu sehen
Universalkünstler mit einem Händchen fürs Philosophische: Der Illustrator und Kinderbuchautor Horst Eckert alias Janosch.

Dokumentation „Janosch: Ja ist gut, nein ist gut“ in der ARD Mediathek:

Sein Traum vom Kunststudium erfüllt sich nicht

Mit 13 lernt Horst Eckert Schlosser, dann Textilweber in München. Er hat einen Traum: Kunst studieren, an der Kunstakademie.

Nach einigen Probesemestern an der Akademie in München fliegt er wegen mangelnder Begabung raus. „Das hat mich sehr getroffen“, sagt er später in einem Interview.

Horst Eckert, der sich jetzt Janosch nennt, ist frustriert, trinkt zu viel und bringt seine Dämonen aufs Papier, etwa mit Zeichnungen zu Gedichten von Charles Bukowski.

Der Künstler Janosch schaut in die Kamera und lächelt, hat dabei seinen Kopf auf seine Hände gestützt
„Das Leben ist ein Abenteuer“, sagt der Autor und Illustrator Janosch. „Jede Geschichte, die ich schreibe, ist ein kleiner Teil dieses Abenteuers. Ich möchte, dass die Menschen das Leben durch meine Bücher ein bisschen besser verstehen und schätzen lernen.“ Bild in Detailansicht öffnen
Der Künstler Janosch in seinem Atelier
Über seine Arbeit sagt er: „Ich habe schon immer Geschichten erfunden und gezeichnet. Das war mein Weg, der Realität zu entfliehen und eine eigene Welt zu erschaffen.“ Bild in Detailansicht öffnen
Radierung von Janosch zur Ausstellung in Balingen: Hohenzollern („Nicht weit von Württemberg und Baden…
Janoschs Werk ist vielseitig. Seine berühmten Figuren finden sich auch in Ansichten von Sehenswürdigkeiten oder Städten. Diese Radierung zeigt etwa die Burg Hohenzollern ... Bild in Detailansicht öffnen
Bild von Janosch: Tübingen
... jene ein Tübinger Panorama ... Bild in Detailansicht öffnen
Bild von Janosch: Bodensee
... und auch der Bodensee kommt in Janoschs Werk vor. Bild in Detailansicht öffnen
Porträt des Künstlers Janosch
„Mein Stil ist einfach und klar, weil ich glaube, dass die wahre Schönheit in der Einfachheit liegt. Kinder verstehen diese Einfachheit und können sich darin wiederfinden“, sagt Janosch. Bild in Detailansicht öffnen

Der Durchbruch kommt mit Panama

Den ersten Erfolg als Kinderbuchautor hat Janosch mit der Geschichte „Das Auto Ferdinand“. In seinen Bildern stehen hingegen oft Frauen und Liebespaare im Vordergrund.

Der Künstler Janosch mit einem seiner Bilder, auf dem eine nackte Frau zu sehen ist
Janosch, das bedeutet nicht nur Tigerente und Frosch.

Ab 1960 lebt Janosch am Ammersee, malt, schreibt und trinkt. „Ich hatte die Schnauze voll von Kinderbüchern, keiner kaufte die“, erinnert sich der Künstler in der BR-Doku „Janosch: Ja ist gut, nein ist gut“.

Aber, „Oh wie schön ist Panama“, bringt 1978 endlich den internationalen Durchbruch. Janosch wird der erfolgreichste Kinderbuchautor Deutschlands. Glücklich ist er trotzdem nicht. Seinen Schmerz betäubt Horst Eckert Jahrzehnte lang mit Alkohol.

„Ich konnte 40 Jahre lang keinen Tag ohne Alkohol leben“, sagt er in einem Interview mit seiner Biografin Angela Bajorek, das im Jahr 2016 in mehreren Medien veröffentlicht wird. Nachdem Alkohol für ihn als Betäubung weggefallen sei, habe er zunächst kein gutes Janosch-Buch mehr zustande gebracht. 

„Ich glaube, danach schrieb Gott meine Bücher allein. Jetzt ist alles vorbei, kein Schnaps und kein Gott, vorbei“, so das lakonische Fazit des Autors, der zwar vor allem eine Kinderbuchlegende ist, aber auch Romane für Erwachsene geschrieben hat.

Aufgeben, um zu gewinnen

„Was man nicht braucht, das muss man anzünden“, sagt Janosch und tut es auch. Trotz des eingetretenen Erfolges verbrennt der Autor all sein Hab und Gut und wandert 1980 nach Teneriffa aus.

„Man muss eine Sache aufgeben, um sie zu gewinnen“, meint der Künstler. Und: „Das Paradies ist in uns“.

Der Künstler Janosch hält einen Zettel in die Kamera, auf dem geschrieben steht: Kunst ist Leben. Im Vordergrund sind viele bunte Farben zu sehen
„Glück heißt frei zu sein“, sagt Janosch. Wer nichts braucht, dem kann überhaupt nichts passieren.

Neue Freiheit auf Teneriffa

In Spanien beginnt für Janosch das, was er Lebenskunst nennt. Er lebt in billigen Pensionen oder unter Hippies am Strand. Und er trifft dort auch seine heutige Frau Ines.

Gemeinsam gründen sie 2021 die Stiftung für Natur und Umwelt „Canarina“, deren Hauptziel der Schutz der Natur und Umwelt auf den Kanarischen Inseln ist.

Tigerente aus Holz des Künstlers Janosch
Sie kennt wohl jeder: Die Tigerente aus Janoschs Feder ist längst zu einer eigenständigen Marke geworden.

Die Marke Janosch

Janoschs Bilder und Zeichnungen hängen nicht nur in Galerien. Sie sind auch im Alltag zu finden, auf Postkarten, Spielzeugen und Alltagsgegenständen. Die Rechte an vielen seiner Werke hat der Künstler weitgehend an die „Janosch film & medien AG“ übergeben. 

Wondrak Illustration von Janosch
Neue Bücher schreibt Janosch nicht mehr, im Zeit-Magazin publiziert er über 300 Auftritte seines in getigerte Latzhose und Latschen gewandeten Alter Egos Wondrak. Schnoddrige Lebensweisheiten, im unverkennbaren Janosch-Stil gezeichnet.

Freundschaft, das große Abenteuer und die Suche nach Glück

Dass Janoschs Geschichten bis heute funktionieren, liegt an seinen universellen Themen: Freundschaft, Abenteuer und die Suche nach Glück.

Zudem sind seine Figuren keine komplexen Charaktere, deren Sprache oft sehr bildhaft ist.

,Jawohl‘, sagte der kleine Bär, , ich bin stark wie ein Bär und du bist stark wie ein Tiger. Das reicht.‘

Der Künstler Janosch mit mehreren Kindern, ein Mädchen hält ein Schild mit einer Tigerente in die Höhe
Unterhaltsam und lehrreich: Die Bücher von Janosch faszinieren sowohl Erwachsene als auch Kinder seit Jahrzehnten.

Zeitlos gut: Janoschs Geschichten

Janoschs Geschichten haben einen hohen Wiedererkennungswert und sind nicht nur unterhaltsam, sondern auch lehrreich. Sie werden oft in Kindergärten oder ähnlichen Orten verwendet, um Kindern soziale und emotionale Werte zu vermitteln.

Und Erwachsenen bieten sie die Möglichkeit, mit Kindern über wichtige Lebensfragen ins Gespräch zu kommen.

Und der kleine Tiger sagte: ,Weißt du, Bär, was das Schönste am Briefeschreiben ist? Dass man dem anderen eine Freude machen kann, auch wenn man weit weg ist.‘

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