Nationalsozialismus

Erinnerungskultur in Familien - Ausstellung im Mainzer Landtag fordert zum Hören, Schauen und Mitmachen auf

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Autor/in
Sara Maleš

Welche Rolle spielten die eigenen Vorfahren im Nationalsozialismus? Und wie viel wurde und wird darüber in Familien gesprochen? Eine neue Wanderausstellung stellt Ergebnisse eines Forschungsprojektes zu diesem Thema vor.

Über ein Jahr lang sammelten die Forschenden Daten zum Umgang rheinlandpfälzischer Familien mit der NS-Vergangenheit – konzipiert wurde daraus eine Ausstellung mit veranschaulichenden Grafiken, aber auch Erinnerungsstücken und Interviewbeiträgen, die persönliche Geschichten erzählen, und einer Aufforderung zum Mitmachen.

NS-Ausstellung Landtag Rheinland-Pfalz
Blick in den Ausstellungsraum. Bild in Detailansicht öffnen
NS-Ausstellung Landtag Rheinland-Pfalz
Präsident des rheinland-pfälzischen Landtages: Hendrik Hering, bei der Eröffnungsrede. Bild in Detailansicht öffnen
NS-Ausstellung Landtag Rheinland-Pfalz
Reflektionen darüber, wie man Demokratie und Zivilgesellschaft aktiv mitgestalten kann. Bild in Detailansicht öffnen
NS-Ausstellung Landtag Rheinland-Pfalz
Postkarten laden zum Mitmachen ein. Bild in Detailansicht öffnen
NS-Ausstellung Landtag Rheinland-Pfalz
Schachfiguren von Alfons Kieper, der diese in Gefangenschaft im KZ Buchenwald schnitzte. Bild in Detailansicht öffnen
NS-Ausstellung Landtag Rheinland-Pfalz
Mit dieser Eisenbahnlaterne signalisierte ein Rangierer die Durchfahrt eines Zuges mit Soldaten nach Stalingrad und gab einer Familie die Möglichkeit, ihren Sohn und Bruder ein letztes Mal zu sehen. Bild in Detailansicht öffnen
NS-Ausstellung Landtag Rheinland-Pfalz
Dr. Inka Engel, Universität Koblenz, Projektleiterin. Bild in Detailansicht öffnen
NS-Ausstellung Landtag Rheinland-Pfalz
Erinnerungsgegenstände und Zeichnung eines Mannes, der sich gegen das Regime stellte und ermordet wurde. Bild in Detailansicht öffnen
NS-Ausstellung Landtag Rheinland-Pfalz
Audiostation mit Interviews mehrerer Generationen. Bild in Detailansicht öffnen

Gespräch Gedenkstätten protestieren: Ärger um neue Erinnerungskultur

Noch ist der Entwurf des Kulturstaatsministeriums zur Vision einer neuen Deutschen Erinnerungskultur zwar nicht veröffentlicht, dennoch hat sich Claudia Roth damit aber schon den geballten Protest der Holocaust- und SED-Gedenkstätten eingehandelt. Die befürchten durch eine Vermengung mit anderen Themen, wie der Deutschen Kolonialgeschichte letztlich eine Verharmlosung und gar eine Bagatellisierung ihres Anliegens, sagt Dr. Elke Gryglewski, die Leiterin der Gedenkstätte Bergen-Belsen in SWR Kultur:
Differenzierung ist wichtig
"Durch diese [...] Aneinanderreihung von Themen, ohne sie in Beziehung zueinander zu setzen und ohne zu differenzieren, das ist ein Problem. Zum Beispiel : was sollen Orte der Erinnerung sein? Es ist ein großer Unterschied, ob ich von einem Tatort, einem Verbrechen vor Ort spreche oder ob ich von einem Ort spreche, wo es beispielsweise darum geht, die Geschichte der Einwanderung zu thematisieren".
Geld ist nicht entscheidend
Natürlich spiele auch das Geld eine Rolle, wenn künftig mehr Gedenkstätten aus einem Topf bezahlt werden. "Aber die Situation ist ja schon in den letzten Jahren so gewesen, dass wir alle als NS -und SED-Gedenkstätten uns bestimmte Mittel teilen . Aber das ist nicht die primäre Begründung, warum wir Einspruch gegen dieses Papier erhoben haben".
MigrantInnen in Erinnerungskultur mit einbinden
Ein neues Erinnerungskonzept sei auch schon wegen der vielen Menschen mit Migrationshintergrund in Deutschland wichtig." Auch in den Gedenkstätten hat es lange gedauert, bis wir das wahrhaben wollten. Seit 2000 ist es ein großes Thema, und die Antworten sind vielfältig. Es hat vielfach auch mit einer Haltung zu tun, wahrzunehmen, dass Besucherinnen und Besucher zu uns kommen, die das, was sie bei uns sehen, vor dem Hintergrund ihrer eigenen Erfahrungen sehen und dass man darüber ins Gespräch kommt. Es gibt jetzt schon jede Menge Projekte, die genau dem Rechnung tragen"

SWR Kultur am Mittag SWR Kultur

Holocaust-Gedenken Michel Friedman fordert neue Erinnerungskultur: „Deutschland war lange ein Schweigeland“

In einer Zeit, in der immer mehr Zeitzeugen des Holocausts sterben, wirbt der Publizist Michel Friedman, selbst Kind von Shoa-Überlebenden, für ein neues Erinnern an das Grauen der NS-Zeit. Denn Deutschland sei „zu lange ein Schweigeland gewesen“, sagt Friedman im SWR2 Gespräch.

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Sara Maleš