Peter Jacobi einzuordnen, fällt nicht leicht: Bildhauer ist er, Fotograf. Und Pädagoge auch: Jahrzehntelang hat der gebürtige Siebenbürger an der Hochschule für Gestaltung in Pforzheim gelehrt. Einen guten Überblick über das Werk des vielseitigen Künstlers bekommt man derzeit in der Galerie im Prediger, Schwäbisch Gmünd zu sehen.
Die Säule als Verbindung zwischen Himmel und Erde
Ein wichtiges Element in Jacobis Arbeiten lernen die Besucherinnen und Besucher schon vor dem Ausstellungsgebäude kennen: die Säule. In diesem Fall ist sie knapp drei Meter hoch, besteht aus versetzt montierten Modulen und erinnert an einen schlanken Turm aus Bauklötzen.
Jacobi setzt sich mit der Arbeit mit Leben und Vergänglichkeit auseinander, erklärt Joachim Haller, den Kurator der Gmünder Ausstellung: „Die Säule ist für ihn Verbindung zwischen Himmel und Erde, zwischen Mensch und Gott, zwischen Hiersein und dem Transzendenten, wenn man so will.“
Bilder aus der Ausstellung:
Von Siebenbürgen nach Pforzheim
Wer in Jacobis Säulen außerdem eine Verbeugung vor dem rumänischen Künstler Constantin Brancusi und seiner „Säule der Unendlichkeit“ vermutet, liegt sicher nicht falsch. Jacobi selbst ist als Rumäniendeutscher in Siebenbürgen aufgewachsen.
Seine Künstlerkarriere beginnt auch dort, und schon während des Ceausescu-Regimes sind seine Werke in Wien, Antwerpen, Sao Paolo und 1970 auf der Biennale in Venedig zu sehen. Von dort setzt er sich mit seiner damaligen Lebensgefährtin Ritzi, ebenfalls Künstlerin, nach Deutschland ab. Schon ein Jahr später wird Jacobi Professor an der Hochschule für Gestaltung in Pforzheim.
Bei der Materialwahl war Jacobi wegweisend
Was den knapp 90-jährigen Künstler für Kurator Joachim Haller bis heute auszeichnet, ist seine Vielseitigkeit: Bei der Materialwahl war er wegweisend.
Die Ausstellung im Gmünder Prediger zeigt die Rekonstruktion eines Frühwerks von 1965: Ein geschnitzter Torso aus Eichenholz, bedeckt mit einem Gewirr aus ineinander verschlungenen Schnüren. „Mit Rosshaar, mit Sisal, mit ganz neuen Materialien, die eben, damals aus dem Handwerk kommend, Eingang in die Kunst gefunden haben,“ erläutert Joachim Haller.
Auch in Jacobis Fotografien zeigt sich der Blick eines Bildhauers
Die Wandlungsfähigkeit des Künstlers Peter Jacobi verdeutlichen mehrere Stellwände mit Fotografien. Auch als Fotograf setzt er sich mit Erinnerung und Vergänglichkeit auseinander: In einer Serie mit siebenbürgischen Wehrkirchen etwa, sie wirken verwahrlost und verfallen. Auch das Motiv eines über und über mit Glasscherben bedeckten Gebetsraums zeigt den Blick eines Bildhauers.
„In der näheren Betrachtung sieht man, dass es um einen Ort der Zerstörung sich handelt“, sagt Kurator Joachim Haller, „und aus der Ferne hat das etwas sehr Ästhetisches, auch in der Farbkombination: Dieses Grün der zerschlagenen Flaschenhälse, und hier im Hintergrund dieses Grün, das sich fortsetzt in den Resten der Wandbemalung.“
Peter Jacobis wohl bedeutendstes Werk: das Holocaust-Mahnmal in Bukarest
Eine andere Art der Vergänglichkeit zeigen Jacobis Fotografien aus Deutschland: Nachkriegs-Trümmerberge aus Berlin, München und Stuttgart. Besonders eindrucksvoll: Die Steinwüste auf dem Birkenkopf, Überreste vom Neuen Schloss, die wie Mahnmale in den Himmel ragen und daran erinnern sollen an diese furchtbaren Geschehnisse, die der Zweite Weltkrieg mit sich gebracht hat für die Städte, wie Joachim Haller erklärt.
Peter Jacobis wohl bedeutendstes Werk hat ebenfalls den Weg nach Schwäbisch Gmünd gefunden, allerdings ebenfalls in Form von Fotos: Das Holocaust-Mahnmal in Bukarest. Das 2009 eingeweihte Bauwerk erinnert an die 300.000 von den Nazis ermordeten rumänischen Juden und Roma. Auf der rund 2.000 Quadratmeter großen Anlage steht ebenfalls eine metallene Säule, als Verbindung zwischen Himmel und Erde. Oder, wie es Jacobi ausdrückt: „Sie zeigt dorthin, wo die Seelen sind“.
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