Erbaut wurden sie unter anderem während des Kalten Krieges, um im Fall der Fälle Soldaten, Politiker oder auch Banknoten zu schützen. Heute sind mehrere Bunkeranlagen in Rheinland-Pfalz Gedenkstätten, Kulturräume oder auch verfallene Lost Places – und manchmal wurden sie auch für kriminelle Machenschaften zweckentfremdet.
- Alzey: Der Bunker der rheinland-pfälzischen Landesregierung
- Bad Neuenahr-Ahrweiler: Der Regierungsbunker der Bundesregierung
- Traben-Trarbach: Der CyberBunker
- Kindsbach: Der NATO-Bunker
- Montabaur: Der „Kunstbunker“
- Cochem: Der Bundesbankbunker
Alzey: Der Bunker der rheinland-pfälzischen Landesregierung
An nur zwei Tagen im Jahr, jeweils Anfang November, ist der „Ausweichsitz Rheinland-Pfalz“ für Besucher geöffnet. An allen anderen Tagen lässt sich kaum erahnen, was sich unter einer schmucklosen Turnhalle in Alzey befindet.
Der Bunker wurde zwischen 1979 und 1981 erbaut und sollte der Landesregierung ermöglichen, im Kriegsfall dreißig Tage lang von dort aus zu regieren. Davon zeugen bis heute Schlafräume, Dienstzimmer und ein Raum für den Ministerpräsidenten.
Original-Dokumente erhalten
1993 gab die Landesregierung ihre mehr als 1000 Quadratmeter große, geheime Unterwelt auf. Bis dahin musste alle zwei Jahre für den Ernstfall geübt werden. Die Verpflegung kam bei diesen Übungen jeweils aus der Kantine der benachbarten Schule.
Bis heute werden historische Unterlagen wie etwa Meldebögen mit dem Aufdruck „Geheim“ in dem Bunker aufbewahrt.
Bad Neuenahr-Ahrweiler: Der Regierungsbunker der Bundesregierung
Rund 20.000 Arbeiter haben in großer Geheimhaltung zwischen 1960 und 1971 im Ahrtal den „Ausweichsitz der Verfassungsorgane der Bundesrepublik Deutschland im Kriegs- und Krisenfall“ errichtet. Der Standort wurde wegen der Nähe zu Bonn ausgewählt.
Der Bau war der teuerste in der Geschichte der Bundesrepublik und sollte bis zu 3.000 Menschen im Kriegsfall Platz bieten. Es gab knapp 900 Büros und noch mehr Schlafräume, wobei nur für den Kanzler ein Einzelzimmer vorgesehen war.
Gedenkstätte statt Geheim-Operation
Damit der Standort des Bunkers und dessen Zweck nicht öffentlich werden, hat sich das Innenministerium einiges einfallen lassen: Mal wurde der Bau als Rosengarten getarnt, mal als Dienststelle des technischen Hilfswerks.
Seit 2008 wird in einem Museum in dem bis heute erhaltenen Teil des Bunkers die Geschichte der Anlage aufgearbeitet. Weite Teile wurden zuvor abgerissen.
Traben-Trarbach: Der CyberBunker
Im September 2019 stürmte ein Großaufgebot der Polizei eine ehemalige Bunkeranlage der Bundeswehr oberhalb der Mosel in Traben-Trarbach. Dort und an einem weiteren Standort in den Niederlanden hatten Internet-Kriminelle den so genannten CyberBunker untergebracht – ein Server-Netzwerk, über das kriminelle Geschäfte im Darknet abgewickelt werden konnten.
Fast 250.000 Straftaten wie etwa Drogenhandel aber auch Mordaufträge sollen mit Hilfe des CyberBunkers ermöglicht worden sein.
Ungewöhnlicher Prozess
2020 erhob die Landeszentralstelle Cybercrime Anklage gegen acht Tatverdächtige aus den Niederlanden, Deutschland und aus Bulgarien. Vor dem Landgericht Trier saßen dann erstmals nicht die „eigentlichen Täter“, die Drogen- oder Waffenhändler und Hacker auf der Anklagebank, sondern diejenigen, die die illegalen Geschäfte technisch möglich gemacht hatten.
Die Frage war: Ist das ein strafbares Verhalten? Ja, lautete die Antwort des Landgerichts: Bei den Betreibern handele es sich um eine kriminelle Vereinigung im Sinne des Strafgesetzbuchs.
Käselager oder Hotel
Was künftig mit der Bunkeranlage passiert, ist noch ungewiss. Aktuell lässt sie sich nur von außen besichtigen. Der Bürgermeister von Traben-Trarbach hat aber bereits mehrere Anfragen erhalten: Ein Holländer würde in der unterirdischen Anlage gerne Käse einlagern, auch Pläne für ein Event-Hotel wurden vorgelegt.
Kindsbach: Der NATO-Bunker
Der Bunker ist ein Ergebnis der Industrialisierung: Gießereien benötigten im 19. Jahrhundert einen speziellen, formbaren Sand. Diesen Sand gab es unter anderem in Kindsbach.
1919 wurden dort die Formsandwerke Würmell gegründet. Während des Zweiten Weltkriegs beschlagnahmte die Wehrmacht das Areal und baute für 1,2 Millionen Reichsmark einen unterirdischen Befehlsstand.
Anlage wieder in Familienbesitz
Nach Ende des Krieges wurde der Bunker erst von Franzosen, dann von Amerikanern besetzt, bis er letztlich 1993 wieder an den ursprünglichen Eigentümer, die Familie Würmell, zurückgegeben wurde.
Heute bietet Wolfgang Würmell Führungen an, für die er die schweren Türen öffnet und die bewegte Geschichte der ehemaligen Sandgrube erläutert.
Montabaur: Der „Kunstbunker“
Auf einem insgesamt fast zwölf Hektar großen, umzäunten Gelände in Montabaur, das mal ein NATO-Munitionslager war, stehen mehrere in die Natur getriebene Bunker. Heute locken ein Café, aber auch die imposanten Bunkeranlagen viele Besucher an.
Das liegt am Verein b-05, der dafür sorgt, dass dort Konzerte, Lesungen und Ausstellungen stattfinden. Die Verbindung von Natur, Historie und Kunst ist ideal: Sie spricht auch Menschen an, die sonst nicht ins Museum gehen würden. Auch die Kunstschaffenden schätzen die Atmosphäre dieses besonderen Ortes.
Komplizierte Umnutzung
Aus der Militäranlage einen Kulturort zu machen, sei gar nicht so einfach gewesen, sagt Gerhard Neumann vom Verein b-05: „Das sind Erdbunker. Die sind sehr feucht und eignen sich auch nicht für jede Art von Kunst.“
Die Mitglieder des Vereins sorgen dafür, dass die Bunker nicht komplett zuwachsen und die Besucher den Weg zur Kunst überhaupt finden. Dank Spenden ist die Anlage inzwischen in weiten Teilen barrierefrei und für Besucher von April bis Oktober geöffnet.
Cochem: Der Bundesbankbunker
Jahrzehntelang war er eines der bestgehüteten Geheimnisse der Bundesrepublik Deutschland: der Bunker der Deutschen Bundesbank in Cochem. Ab 1962 hortet die Bundesbank dort einen Geldschatz von rund 15 Milliarden DM in einem Bergstollen an der Mosel.
Bis 1988 wurde in der streng geheimen Anlage eine Ersatzwährung gelagert, die Deutschland im Falle einer Hyperinflation, verursacht durch den Kalten Krieg, vor einer nationalen Wirtschaftskrise bewahren sollten. Unter anderem befürchtete man eine massive Geldentwertung durch große Mengen Falschgeld, die vom Ostblock in der Bundesrepublik in Verkehr gebracht werden sollten.
Farbkopierer macht Bunker überflüssig
Der Geldbestand wurde alle drei Monate von einem Prüfer der Bundesbank stichprobenartig kontrolliert. Außer diesen Prüfern durfte niemand den Bunker betreten. Ende der 1980er-Jahre wird der Farbkopierer erfunden – die Ersatzwährung ist nun nicht mehr fälschungssicher.
Deshalb werden alle Geldscheine geschreddert und verbrannt. Was von dem Geheimprojekt bis heute übrig ist, ist im Bundesbankbunker in Cochem zu besichtigen.
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