Der junge französische Maler Arthur Metz malt das Lebensgefühl der Millennials, und zwar mit Stilmitteln, die er bei Caspar David Friedrich entlehnt: Romantik trifft Social Media. Metz malt nach Fotos, doch formt sie zu etwas Neuem, Malerischem – um Emotionen auszulösen, sagt Metz.
Das Bild ist ein bisschen unscharf, weich, eine schlaksige männliche Figur in Bermuda-Shorts steht genau in der Mitte vor einem tiefblauschwarzen Hintergrund – könnte eine laue Sommernacht sein, irgendwo im Freien, beinahe romantisch.
Wenn nur dieser Titel nicht wäre. Der elsässische Maler Arthur Metz hat seinem kleinen Aquarell einen bedeutungsschweren Titel gegeben: „Le jeune Européen“ – „Der junge Europäer“.
„Der ist tatsächlich verloren, der ist im Dunkeln. Der steht auf ungewissem Boden. Es gibt was Bedrohliches, das da lauert“, sagt der 35-jährige Künstler – und bestreitet erst gar nicht, dass er mit solchen Motiven nicht nur sein subjektives Lebensgefühl darstellen will, sondern das seiner Generation.
Keine bloße Chronologie
Metz malt Millennials bei Musikfestivals, Partys und Grillabenden, aber auch bei gewaltsamen Demos und als Schlägertypen in der U-Bahn. Die Vorlagen dieser Malereien sind immer Fotos, viele davon holt Arthur Metz von Social Media Plattformen.
Und was Metz daraus macht, ist etwas ganz anders als die bloße Chronologie der laufenden Ereignisse. Er formt die oft alltäglichen Szenen um zu malerischen Manifestationen.
Metz hat an der Stuttgarter Kunstakademie studiert
„Man kann den Arbeiten nachspüren, wie die Farbe unkontrolliert verläuft, wie es Ringe hinterlässt, wo die Tusche oder die Farbe eintrocknet. Und das hat eine unheimliche Eigen-Materialität, die wir von der Wirklichkeit natürlich nicht kennen und die uns auch gleich klarmacht, dass hier ist ein Bild und es will auch als Bild gelesen werden“ sagt Martin Schick, Leiter der Städtischen Galerie Backnang, wo Arthur Metz gerade ausstellt.
Von 2017 bis 2022 hat der junge Maler an der Stuttgarter Kunstakademie studiert, er bewundert Reinhold Nägeles Stuttgart-Bilder, und schwelgt geradezu in ausufernden Nachtpanoramen der Stadt.
Ein Bewunderer Caspar David Friedrichs
Da glimmen die Lichter des Fernsehturms, das Volksfest lodert, und oft schaut man über die Schultern von Betrachtern hinweg auf das nächtliche Lichtermeer. Spätestens hier ist unübersehbar, dass Arthur Metz ein glühender Bewunderer von Caspar David Friedrich ist.
„Die Darstellungskraft, die er erreicht hat, puh, ist einfach kaum zu überschreiten“ meint Metz, aber, und das ist der Clou, er erstarrt nicht in Ehrfurcht vor dem Titanen.
„Ich mag auch an ihm, dass seine Technik zum Teil auch bisschen tollpatschig ist. Der ist nicht der reine Virtuos. Oft sind seine Figuren bisschen verkrampft, die Falten der Kleider sind nicht so schön wie bei anderen Malern und mit der Zeit habe ich es gelernt, das mehr und mehr zu schätzen.“
Romantik passt auch in die heutige Zeit
Metz sagt, seine Zeit in Deutschland habe ihm klar gemacht, dass die Romantik keine Veranstaltung für Nostalgiker ist, sondern auch in die heutige Zeit passt: „Durch das Dramatische, man kommt zum Inhalt und zum Verständnis. Und die Romantik, die schafft das. Und ich versuch dass jetzt am Leben zu erhalten.“
Metz spürt den ganz großen Fragen nach: Was ist der Mensch? Was ist der Tod? Was die Liebe? Wobei gerade Letztere in seinem dunkel getönten Bildkosmos am wenigsten auftaucht. Dabei erzählt er strahlend, seit kurzem glücklicher Vater zu sein.
„Ich habe das Glück, eine tolle und sehr schöne Frau zu haben. Manchmal habe ich das Gefühl, mit einem Klimt-Modell zusammenzuleben, und ich bin zu blöd, um sie zu zeichnen, zu malen.“
Vielleicht sind glückliche Bilder viel, viel schwieriger, zu malen als düstere, meint Metz: „Damit es dieselbe Tiefe ohne Schwere hat, ist es viel komplizierter – zumindest für mich.“
Ausstellung „Arthur Metz: Le jeune européen“,
Galerie der Stadt Backnang,
02.03.2024 – 26.05.2024
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