Von Max Knieriemen
Eine neue Attraktion im Welterbe Oberes Mittelrheintal: Der William-Turner-Wanderweg führt zu den Orten, an denen der berühmte britische Maler seine Aquarelle mit Ansichten des Mittelrheins entworfen hat. 25 Stationen soll der Weg später bekommen. Rund um Sankt Goar sind vier davon jetzt fertiggestellt.
Wo William Turner am Mittelrhein gemalt hat
St. Goar, auf der unteren Seite der Burg. Mit Blick auf die Stadt ist im Schotterboden eine Plakette aus Bronze eingelassen. Auf den ersten Blick sieht sie aus wie ein Gullideckel. Darauf sind zwei Fußabdrücke eingeprägt.
In den Fußstapfen von Turner - den Rhein mit seinen Augen sehen
Sarah Renzler, Projektleiterin beim Zweckverband oberes Mittelrheintal stellt sich auf die Platte: "Ich stehe jetzt genau in den Fußstapfen Turners, sehe seine Skizze und dazu die Landschaft, kann direkt Bezüge herstellen. Man sieht: die Burg Katz, die Turner gezeichnet hat, ist genau hier in der Blickachse. Auch die Stiftskirche mit dem Turm ist heute noch da. Der Rhein mit seiner Biegung ist gut erkennbar."
Ein QR-Code auf der Platte führt zu weiteren Informationen: Im Netz lässt sich das Aquarell aufrufen, das Turner von dieser Ansicht später gemalt hat - außerdem weitere Skizzen, sofern es von dem jeweiligen Ort welche gibt.
Armin Thommes entdeckte 26 Turner-Motive am Mittelrhein
Die Idee zum Turner-Wanderweg hatte der Künstler Armin Thommes aus St. Goar, der das Projekt schon seit über zehn Jahren verfolgt. "Im Laufe einer etwa zweijährigen Recherche bin ich insgesamt auf 26 Aquarelle gestoßen, mit Motiven zwischen Koblenz und Bingen. Da ist die Idee entstanden, diese Eindrücke zusammenzufassen und als eine Art William-Turner-Wanderweg der Öffentlichkeit zugänglich zu machen."
Manche Zeichenplätze von Turner nur mit Kletterpartie erreichbar
Leichter gesagt als getan. Es dauerte, bis als Geldgeber der Zweckverband Oberes Mittelrheintal gefunden war.
Und auch die Spur zu den Orten, an denen William Turner seine Zeichnungen gemacht hat, ist oft verwischt. Armin Thommes: "Manchmal muss man schon ein bisschen klettern. Und an manchen Orten sieht es heute ganz anders aus als vor 200 Jahren. Da sind jetzt Bäume, Hecken, Gebäude, so dass man an die genaue Position gar nicht mehr herankommt."
In London malte Turner den Rhein dramatischer, als er war
Nicht nur das: Manche Positionen gibt es auch gar nicht. Die Lahnmündung zum Beispiel ist bei William Turner auf der falschen Rheinseite. Turner hatte nur wenig Zeit auf der Durchreise und hat am Rhein selbst nur Skizzen angefertigt.
Die eigentlichen Aquarelle, so Armin Thommes, entstanden erst in London: "Bei manchen sieht man, dass drei bis vier Zeichnungen und auch Blickwinkel in einem Aquarell kombiniert wurden."
Vier Stationen von Turner am Rhein sind gekennzeichnet
Viele Tage lang reisten Armin Thommes und Sarah Renzler den Rhein entlang, um die 26 exakten Positionen ausfindig zu machen. Nun sind zumindest vier davon mit den Fußstapfen aus Metall kenntlich gemacht.
250 Kilogramm Material, das die Bauarbeiter erstmal an die entlegenen Standorte bringen mussten. Zum Beispiel hoch über eine steile Treppe an der Burg Katz. "Eine Schubkarre konnten sie wegen der Treppen nicht nehmen", erzählt Sarah Renzler. "Die Jungs haben mir wirklich leid getan, weil es auch noch sehr warm war."
Turner-Route: ein schöner Tagesausflug
Mit leichtem Reisegepäck sind die schon bestehenden Stationen der Turner-Route ein lohnender Ausflug. Ganz ohne zu schwitzen kann man William Turners komplette Rheinroute auf der Internetseite des Projekts nachvollziehen. Dort inklusive aller Zeichnungen und Aquarelle von William Turner selbst.