Regisseur Davide Ferrario entführt in seinem Dokumentarfilm „Umberto Eco – Eine Bibliothek der Welt“ in die verwinkelten Gänge von Umberto Ecos Privatbibliothek, wo sich über 30.000 zeitgenössische und 1.500 antike Bücher wie Schätze aneinanderreihen, und in einen magischen Kosmos des Wissens und der Erinnerungen einladen.
Mehr als 30.000 Bücher in Umberto Ecos Studierzimmern
Ein Mann geht zwischen den schmalen verwinkelten Reihen von Büchern in einer riesigen Bibliothek umher. Er geht in einen der mehreren Räume und wählt ein Buch aus.
Der Mann ist kein anderer als Umberto Eco, der Philosoph, Semiologe und Schriftsteller aus Bologna, der bereits 2016 verstarb, in diesem Film aber wiederaufersteht. Mit großer Selbstverständlichkeit und Vertrautheit bewegt er sich durch seine Studienzimmer, die mehr als 30.000 Bücher enthält, darunter über tausend höchst seltene bibliophile Bände zu oft einigermaßen merkwürdigen Themen. Die Bücher sind nach einem speziellen System geordnet, das nur dem verstorbenen Meister selbst bekannt war.
Regisseur Davide Ferrario lädt in Uberto Ecos private Höhle ein
Der italienische Regisseur Davide Ferrario realisierte mit Umberto Eco für die Biennale von Venedig eine Kunstinstallation und machte dafür zahlreiche Filmaufnahmen. Für diesen Dokumentarfilm greift er auf diesen Schatz zurück, der uns an das kollektive Gedächtnis jener „Bibliothek von Babel“ erinnert, über die einst der Argentinier Jorge Louis Borges schrieb, und die Umberto Eco in seinem berühmtesten Buch „Der Name der Rose“ aufgriff.
Ferrario lädt in diese private Höhle Umberto Ecos ein. Es werden zahlreiche Ausschnitte aus Interviews Umberto Ecos, aus Vorträgen und Symposien eingestreut. Sie zeigen die Bandbreite der Interessen dieses italienischen Multi-Intellektuellen, der vor allem für den Roman "Der Name der Rose" bekannt war, den er selbst als den schlechtesten seiner sechs Romane ansah.
Ecos Bücher waren immer auch intellektuelle Märchenerzählungen
Andererseits, auch das kommt in dem Film zur Sprache, hat Ecos für ihn selbst fatales wie für andere faszinierendes Buch mit seinem Welterfolg zumindest eine sehr erfreuliche Nebenwirkung gehabt: Der bisher kleine Kreis weltweiter Leser, der sich bis in die 1980er Jahre hinein für italienische Gegenwartsliteratur und für Philosophie aus Italien interessierte, hat sich durch das Buch in kürzester Zeit rasant vergrößert.
Umberto Ecos Bücher waren immer auch intellektuelle Märchenerzählungen, gut erzählte phantasievolle Geschichten und Parabeln auf den modernen Menschen. Zugleich war Eco ein Menschenfreund: Dieser Autor belehrt die Leser nicht, er interpretiert auch sein eigenes Werk nicht selber. Er wusste, dass es letztlich auf den Leser selbst ankommt. Und Eco hatte Vertrauen in den Leser.
Auflüge in Ecos innere Bibliothek
Der Filmemacher inszeniert auch sechs Schauspieler an verschiedenen Orten, die Auszüge aus Werken Ecos sprechen, lesen oder rezitieren, in denen lapidare Formulierungen und Spiegelungen in einer gelehrten und zugleich sehr verständlichen Sprache kombiniert werden.
Diese kurzen, von Carl-Orffs Musik begleiteten Ausflügen in die innere Bibliothek Ecos dienen auch dazu, mehrere dieser stillen Orte namens Bibliothek zu zeigen, an denen Bücher als Hüter des menschlichen Gedächtnisses zur Freude und zum Glück heutiger und zukünftiger Lesergenerationen aufbewahrt werden.
Der Film lädt zum lebendigen ersten Kontakt mit dem Denker Eco ein
Der Film, der in Kapiteln und einem Epilog unterteilt ist, lädt uns auf sehr zugängliche Weise zu einem lebendigen ersten Kontakt mit diesem Denker ein, dessen Ansichten über das Internet und über Verschwörungstheorien bis heute höchst zeitgemäß und notwendig scharf formuliert sind.
„Umberto Eco – Eine Bibliothek der Welt" - Trailer
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