Priscilla Presley war die Frau an der Seite des King of Rock'n'Roll, die kindliche Kaiserin von Graceland. Doch ihre Ehe mit Elvis machte die junge Frau vor allem einsam. Sofia Coppolas neuer Film „Priscilla“ holt sie aus dem Schatten des Popstars.
Zu Elvis sagt man nicht Nein
In ihrem neuen Film „Priscilla" erzählt die Amerikanerin Sofia Coppola von einer erst 14-jährigen Teenagerin, die selbst nicht genau weiß, warum sich ein zehn Jahre älterer, berühmter Rockstar für sie interessiert. Aber weil es sich um Elvis Presley handelt, sagt man nicht Nein.
Nach zwei Jahren keuscher Distanzbeziehung ziehen die beiden zusammen. Doch eine grundsätzliche Distanz, die nicht nur etwas mit dem Altersunterschied zu tun hat, bleibt weiter bestehen.
„Priscilla“ ist vor allem ein typischer Coppola-Film
Wüsste man nicht, dass sich dieser Film eng an die Autobiografie von Priscilla Presley, die Ex-Frau des „King“ anlehnt, wäre das auch nicht weiter schlimm. Denn „Priscilla“ ist vor allem ein typischer Coppola-Film: Keine brave Illustration von Fakten, sondern die klug-empathische Meditation über die universelle Einsamkeit junger Mädchen.
Zwischen Graceland, dem luxuriösen Anwesen der Presleys, und den Schauplätzen Coppolas anderer Filme – Versailles, das „Park Hyatt Hotel“ in Tokio und das „Chateau Marmont“ in Los Angeles – ist kein großer Unterschied. Dieser Film ist auch eine Feier des Luxus, des schönen Lebens und der Abwesenheit von schlichten, psychologischen Kurzschlüssen.
Priscilla emanzipiert sich in Graceland
In Coppolas Kino gibt es immer ähnliche geschlossene Orte, fast freiwillige Trennungen, aber normalerweise neigen die Protagonisten der Filme dazu, ihren Ort der Gefangenschaft bis zum Ende des Films nicht zu verlassen. In Graceland findet der Entwicklungsprozess der Figur statt: Intim, diskret, respektvoll und sehr persönlich.
Wobei die Kamera mit den Augen und Gesichtern der beiden Hauptfiguren jeden noch so kleinen Gesichtszug zeigt. Elvis ist ein Mann, ein Ehemann, verletzlich, unfähig, auf seine Frau zu hören, zugleich dominiert von seinem Vater und seinem Manager. Gehüllt in perfekte pastellfarbene Kostüme und wunderbare Pop-Musik, die nur selten von Elvis stammt, sondern zeitgenössischer Pop ist, wird dieser Film erzählt.
Cailee Spaeny und Jacob Elordi überzeugen als Priscilla und Elvis
Getragen wird alles auch von der exzellenten, bisher wenig bekannten Cailee Spaeny in der Titelrolle. Sie und Jacob Elordi als Elvis sind zwei der größten Stärken des Films. Sie sind wie Priscilla- und Elvis-Doubles aus einem Paralleluniversum, denen sie nicht einmal allzu sehr ähneln.
In ihnen verbindet sich extreme Natürlichkeit mit einer Art Undurchdringlichkeit, auch untereinander. Fast wie in einer realen Version von Ken und Barbie und einem unfreiwilligen, aber wichtigen Echo auf „Barbie“ von Greta Gerwig.
Spaenys Heldin ähnelt auch auf subtile Weise einer der selbstmörderischen Jungfrauen aus Coppolas Debüt „The Virgin Suicides“, aber der unmittelbare Vorgänger von „Priscilla“ ist „Marie Antoinette“: auch ein Biopic über eine unerfahrene Heldin, die sich in ein wunderschönes Leben stürzt, in dem sie Kuchen statt Brot isst.
Mit künstlichen Wimpern in die Entbindungsklinik
Coppolas visueller Ansatz wird durch den gesamten Stil des Films unterstützt – betont dekorativ, vollgestopft mit farbenfrohen Artefakten. Die wichtigsten Veränderungen, die Priscilla in Graceland erlebt, sind eine neue Garderobe, ungewöhnliche Frisuren und Make-up. Selbst wenn sie in die Entbindungsklinik geht, klebt sie ihre Wimpern auf.
Aber das ist keine Oberflächlichkeit, sondern eine bewusst gewählte Methode und das eigentliche Thema aller Coppola-Untersuchungen. Die Regisseurin versucht nicht, hinter die glänzende Hülle von Elvis zu schauen, denn sie will zeigen, dass er nur aus dieser Hülle besteht.
Trailer „Priscilla“ von Sofia Coppola, ab 4.1.24 im Kino
1.10.1958 Elvis Presley landet als GI in Bremerhaven
1.10.1958 | Elvis Presley war schon ein junger Weltstar, als er einen Einberufungsbefehl zum Militärdienst erhielt. Er absolvierte seine Grundausbildung in Texas und wurde schließlich in Deutschland stationiert. Am 1. Oktober 1958 trifft er, von New York kommend, mit dem Schiff in Bremerhaven ein. Hunderte Fans warten auf ihn. Am Ende der Reportage hört man ihn auch selbst kurz nach der Ankunft.