Achtteilige Serie aus dem Iran

Krimi mit absurder Komik: „The Actor“ von Nima Javidi

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Autor/in
Karsten Umlauf

Im Seriendebüt des iranischen Regisseurs Nima Javidi machen die beiden freischaffenden Schauspieler Ali und Morteza das heutige Teheran zu ihrer Bühne. Um finanziell über die Runden zu kommen, nehmen sie die ungewöhnlichsten Aufträge an, deren Zweck von Unterhaltung bis zu Spionage reicht. Die Serie ist in der Arte Mediathek zu sehen.

Die ganze Welt ist eine Bühne: Shakespeare Zitat als Motto der Serie

Eine Autopanne auf einer Wüstenstraße bei Teheran. Zuerst albert die Gruppe junger Leute noch rum, doch dann werden sie von zwei üblen Schnurrbartträgern mit Turban und Machete überfallen. Ein kurzer Schockmoment, aber letztendlich doch nur eine Inszenierung, die in einen Heiratsantrag mündet.

Nicht sonderlich geschmackvoll oder überaus witzig. Den Schauspielern Ali und Morteza ist es egal, mit dieser Art Auftragsarbeiten für die iranischen Rich Kids halten sich die beiden über Wasser.

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Ali (Navid Mohammadzadeh) und Morteza (Ahmad Mehranfar), zwei freischaffende Schauspieler aus Teheran, haben Geldsorgen. Mit eher unkonventionellen Auftritten halten sich die beiden über Wasser. Bild in Detailansicht öffnen
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Die Gagen reichen kaum zum Überleben und erst recht nicht zur Erfüllung ihres Traums von einem eigenen, unabhängigen Theater. Bild in Detailansicht öffnen
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Morteza (Ahmad Mehranfar) hat gerade einen Großteil der letzten Einnahmen auf den Kopf gehauen: Zum Geburtstag seiner Freundin Sara hat er ihr ein sündhaft teures Smartphone gekauft. Das Geld fehlt nun, um für die Miete des Theaters aufzukommen. Bild in Detailansicht öffnen
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Ihre Pechsträhne geht weiter als Ali und Morteza nach einen Auftritt auf einer Universitätsfeier von ihrem Auftraggeber um die Gage betrogen werden. Bild in Detailansicht öffnen
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Der Auftritt endet in einer Schlägerei, weil der Zahlmeister des Auftraggebers sich nicht an die Abmachung hält. Ali und Morteza müssen fliehen. Bild in Detailansicht öffnen
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Morteza, von der Schlägerei lädiert, macht sich bei seiner Freundin Sara extrem unbeliebt. Sie findet heraus, dass er aus Geldmangel versucht hat, ihr Geburtstagsgeschenk zu Geld zu machen. Bild in Detailansicht öffnen
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Ein neues, eher unkonventionelles Engagement bei einer Sicherheitsfirma bringt Ali und Morteza endlich doch noch das nötige Geld ein, um die Miete für das Theater zu bezahlen und ihren Rausschmiss aus ihrer Wohnung abzuwenden. Bild in Detailansicht öffnen
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Die Spezialaufträge für die Sicherheitsfirma erfordern Undercover-Einsätze. Ihr erster Spionageeinsatz führt die beiden Schauspieler ins Drogenmilieu. Auftraggeber ist ein misstrauischer Vater, der wissen möchte, ob seine Tochter abhängig von Crystal Meth ist. Bild in Detailansicht öffnen

Die ganze Welt ist eine Bühne – und alle Frauen und Männer bloße Spieler – das Shakespeare-Zitat steht als Motto vor jeder Folge von „The Actor“ und damit wird schon deutlich, dass es hier um einen größeren Rahmen geht.

Alle spielen: die Mutter für ihren Sohn, der Chef für seine Angestellte, selbst die Figuren in dem Theaterstück „Revanche“, das die beiden einstudieren, spielen sich gegenseitig noch was vor. Verkleidungen, Masken, das ganze Leben ist ein Rollenspiel, bei dem man nicht weiß, was vorgetäuscht oder echt ist.

Verkleiden und Verstellen als Überlebensstrategie

Das mag einem als kulturbeflissene Plattitüde vorkommen. Aber im Rahmen einer Tragikomödie aus dem Iran gewinnt das Verkleiden und Verstellen als Überlebensstrategie eine andere Tiefendimension.

Bald können die beiden ihr Schauspieltalent noch für ganz andere Zwecke einsetzen. Sie werden nämlich von einer geheimnisvollen Organisation als Privatdetektive angeheuert und kreieren dafür ihre eigenen Rollen als gut situierte Senioren oder als Drogendealer.

Filmemacher Nima Javidi feiert die Schauspielerei

So changiert „The Actor“ immer wieder zwischen klassisch europäischen Theaterelementen, einem Krimiplot mit absurder Komik und einem Gesellschaftsbild des modernen Iran.

Ein gelungener Genremix, der nie überdreht daher kommt, eher langsam erzählt und sich dann immer wieder konzentriert auf die warmherzige Geschichte einer Freundschaft.

Mit den großartigen Darstellern Navid Mohammadzadeh und Ahmad Mehranfar feiert Filmemacher Nima Javidi die Schauspielerei.

Die Fähigkeit, aus wenigen Dingen eine ganze Welt zu erschaffen sich nicht zu ernst zu nehmen, sich mit List und Chuzpe durchs Leben schlagen. Und dabei, egal auf welcher Bühne, Beziehungen aufzubauen. Nicht zuletzt zu sich selbst.

„The Actor“ in der Arte Mediathek:

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