Gewinner der Carl-Zuckmayer-Medaille

Schauspieler, Sprecher, Autor: Das kreative Multitalent Matthias Brandt

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Autor/in
Leonie Berger
SWR Kultur Autorin Leonie Berger

Für die Carl-Zuckmayer-Medaille hat Matthias Brandt sich seit Jahren empfohlen – ohne es zu wissen. Denn er hat sich mit seinen vielfältigen Aktivitäten um die deutsche Sprache und das künstlerische Wort verdient gemacht: als Schauspieler auf der Theaterbühne und im Film, als Sprecher von Hörbüchern und nicht zuletzt als Autor.

Von der Bühne zum Film – Der Schauspieler Matthias Brandt

Die Karriere von Matthias Brandt begann eher unspektakulär: Ausbildung an der Hochschule für Musik und Theater Hannover, danach viele Jahre an verschiedenen Theatern, unter anderem in Wiesbaden, Mannheim, Frankfurt und Oldenburg.

Dann machte ihn eine Filmrolle schlagartig bekannt: In „Im Schatten der Macht“ spielte er Günter Guillaume, jenen DDR-Spion, dessen Enttarnung 1974 den damaligen Bundeskanzler zum Rücktritt zwang, Willy Brandt, Matthias Brandts Vater.

Matthias Brandt bei seinem schauspielerischen Durchbruch, als er sich selbst spielt
An der Seite von Michael Mendl, der Willy Brandt spielte, verkörperte Matthias Brandt 2003 im Film von Regisseur Oliver Storz den Spion Günter Guillaume.

Ursprünglich hatte Regisseur und Drehbuchautor Oliver Storz nur mit Matthias Brandt gesprochen, um Informationen über die letzten zwei Wochen der Kanzlerschaft seines Vaters zu bekommen. Mehr im Spaß gefragt, wen er spielen wollen würde, hatte sich Matthias Brandt die Person ausgesucht, über die man am wenigsten wusste, den Spion.

Matthias Brandt mit seinem Vater, Willy Brandt
Als jüngster der drei Söhne von Willy und Rut Brandt kannte Matthias Brandt den Stoff des Films aus erster Hand: Er hatte ihn selbst miterlebt.

Tatsächlich übernahm er die Rolle dann erst nach gründlicher Überlegung und weil er es spannend fand, seinen Kolleg*innen dabei zuzusehen, wie sie etwas darstellten, was er tatsächlich erlebt hatte.

Anspruchsvolle Rollen als Herausforderung

Matthias Brandt im Polizeiruf 110
Von 2011 bis 2018 ermittelte Matthias Brandt als Hauptkommissar Hans von Meuffels in insgesamt 15 Fällen. In den ersten Fällen ist Polizeimeisterin Anna Burnhauser (Anna Maria Sturm) an seiner Seite.

Sei es ein minderbegabter Vater, ein Oberst der Bundeswehr oder der Polizeiruf-Kommissar Hanns von Meuffels: Matthias Brandts Rollenauswahl ist von einer gewissen Risikobereitschaft geprägt. „Ich bin immer sehr neugierig, Arbeiten anzunehmen, von denen ich nicht weiß, wie ich das machen soll. Das ist geradezu ein Credo. Ich bin überzeugt davon, dass man manchmal Dinge tun muss, vor denen man Angst hat.“

Ich bin überzeugt davon, dass man manchmal Dinge tun muss, vor denen man Angst hat.

Auch auf der Bühne ist Matthias Brandt weiter zu erleben: Mit seinem künstlerischen Partner, dem Musiker Jens Thomas, tritt er mit Wort-Musik-Collagen auf.

Matthias Brandt mit seinem Bühnenpartner Jens Thomas
Matthias Brandt liest oder erzählt Texte, Jens Thomas improvisiert dazu.

„Das ist ein bisschen wie surfen“ – Der Hörbuchsprecher Matthias Brandt

Nicht nur auf Bühnen und Filmsets, auch in Tonstudios ist Matthias Brandt anzutreffen. Er mag es, Hörbücher einzulesen, denn so kann er sich in die Fantasiewelten der Autoren begeben. Jeder Autor habe einen besonderen Klang, dem er eine Stimme zu geben versucht.

Dafür bereitet er sich gründlich vor und liest den Text mehrmals, auch laut. Im Studio verbindet er sich mit dem Text und versucht, eine stimmige Grundhaltung zu finden, die auch garantiert, dass Figuren für die Hörerinnen und Hörer immer eindeutig zu erkennen sind.

Dabei setzt er seine gewohnten schauspielerischen Mittel ein, die dann aber nur über die Stimme zu hören sind. Und auch das tut er virtuos: Für seine Interpretationen wurde Matthias Brandt bereits zweimal mit dem Deutschen Hörbuchpreis ausgezeichnet.

Die Kindheit als Fundus – Der Autor Matthias Brandt

Zwei der Hörbücher, die Matthias Brandt gelesen hat, nehmen einen besonderen Platz ein, denn er hat die Buchvorlage selbst geschrieben.

2016 veröffentlichte er mit „Raumpatrouille“ sein Debüt, einen Band mit Erzählungen aus seiner Kindheit. Drei Jahre später folgte mit „Blackbird“ der Roman über die Freundschaft zweier 15jähriger Jungs. Was beide Bücher vereint: Sie sind streng aus der Sicht ihrer Protagonisten erzählt und mit großer Liebe zum Detail geschrieben.

Matthias Brandt als kleiner Junge auf Sylt mit einem Hund
Im Vordergrund in „Raumpatrouille“ steht nicht das Leben als Kanzler-Sohn, sondern ganz normale Kindheitsmomente von Matthias Brandt.

Das Nicht-Besondere einer besonderen Kindheit wird zum Sujet

Matthias Brandt findet den Begriff des „schreibenden Schauspielers“ für sich passend: „Meine künstlerischen Kriterien, mit denen ich Dinge aufschreibe, sind im Grunde die des Schauspielers.“ Er sei überrascht gewesen, wie ähnlich sich Schreiben und Schauspielen für ihn angefühlt habe.

Seine Kindheit, aufgrund seiner Herkunft ungewöhnlich, habe er immer als einen Fundus gebrauchen können. Gleichzeitig habe er aber das Nicht-Besondere des scheinbar Besonderen in seiner Kindheit beschreiben wollen. So schreibt er über den Wunsch nach einem Astronauten-Anzug ebenso wie über das Scheitern als Torwart.

Matthias Brandt bei einer Lesung auf der lit.cologne 2023
Auf Veranstaltungen wie der lit.cologne liest Matthias Brandt aus seinen Büchern.

Lustige und zugleich tieftraurige Beschreibungen

Von der Perspektive eines Kindes wechselt Matthias Brandt in seinem Roman „Blackbird“ zu den Jugendlichen. Die Wirren des Erwachsenwerdens sind in seinen Beschreibungen lustig und tieftraurig zugleich: Einer der beiden Freunde erkrankt an Krebs.

Auch in seinem Roman beeindruckt Matthias Brandt durch die treffenden Beobachtungen seiner Hauptfigur. Offenbar weiß der Preisträger der Carl-Zuckmayer-Medaille nicht nur mit Sprache umzugehen, sondern ist auch ein einfühlsamer Menschenkenner.

Zeitgenossen | Carl-Zuckmeyer-Medaille 2024 Matthias Brandt: „Man muss manchmal Dinge tun, vor denen man Angst hat“

Die deutsche Sprache ist Matthias Brandts Beruf – als Schauspieler, Autor und Sprecher. Das Fernsehpublikum kennt Matthias Brandt aus zahlreichen Filmen.

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Mainz

Preisverleihung Schauspieler und Autor: Zuckmayer-Medaille für Matthias Brandt

Vom Krimi bis zur Komödie – Egal, was er spielt, Matthias Brandt bleibt doch immer er selbst. Kurz vor der Verleihung der Zuckmayer-Medaille in Mainz trifft SWR Kultur ihn in Stuttgart.

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Frankfurt

Film Von den grünen Hügeln kommen wir - Letzter Tatort des Frankfurter Duos Janneke und Brix mit Matthias Brandt in der Hauptrolle

Wolfram Koch und Margarita Broich alias Paul Brix und Anna Janneke gehen zum letzten Mal in Frankfurt auf Mörderjagd. In „Es grünt so grün, wenn Frankfurts Berge blüh’n“ bekommen sie es mit einem mehr oder weniger verrückten Psychologen zu tun, gespielt von Matthias Brandt. Dabei wabert der Nebel und das Orchester schmachtet, mit anderen Worten: es wird romantisch. Ein augenzwinkernder Tatort mit kunstvollen Anspielungen. Er beschert dem Ermittlerteam einen gebührend effektvollen Abgang.

SWR Kultur am Samstagnachmittag SWR Kultur

lesenswert Gespräch Gespräch mit Matthias Brandt über seinen Roman "Blackbird"

Eine Jugend in den 1970er Jahren, mit Amselfelder Rotwein, Kippen und cooler Musik. In seinem ersten Roman erzählt Schauspieler Matthias Brandt von Freundschaft, Verliebtheit und einem schmerzlichen Verlust. Ein ebenso melancholisches wie komisches Buch.

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