Stärkung digitaler Angebote, Einschnitte im klassischen Fernsehen, Verkauf von Immobilien - damit soll der Reformprozess im SWR vorangetrieben werden. Der Sender reagiert damit auch auf Kostendruck.
70 Millionen Euro pro Jahr will der Südwestrundfunk (SWR) künftig einsparen. Um das zu erreichen, hat die Geschäftsleitung Einschnitte unter anderem bei der Infrastruktur und im Programm angekündigt. So sollen etwa Immobilien verkauft werden, Veranstaltungen wegfallen und Sendungen gestrichen oder angepasst werden. Gleichzeitig will der Sender digitale Formate für junge Menschen ausbauen. Die Umsetzung der Maßnahmen beginne sukzessive ab dem Jahr 2025. Hintergrund ist die geplante Erhöhung des Rundfunkbeitrags, die geringer ausfallen soll als erhofft.
Reduktion im TV-Programm, Ausbau digitaler Angebote
Insbesondere im Fernsehen gibt der SWR noch immer den überwiegenden Teil der Mittel für Programm aus, das vor allem ein älteres Publikum erreicht. Hier werden nun Mittel reduziert, um Angebote für jüngere und digitalaffine Zielgruppen fortsetzen und ausbauen zu können. So wird es ab 2026 etwa deutlich weniger Neuproduktionen der "Eisenbahn-Romantik" geben. Die Sendungen "Menschen und Momente" und "lesenswert" werden eingestellt. Mit dadurch frei werdenden Mitteln sollen Formate entstehen wie zum Beispiel "Longreads" mit Helene Hegemann für die ARD Mediathek.
Aufgegeben wird unter anderem auch die "Mathias Richling Show". Stattdessen ist mit dem Kabarettisten ein Podcast und eine Fortführung des YouTube-Formats "Richling Backstage" geplant. Für das Erste wird der SWR künftig noch drei statt bisher fünf Ausgaben von "Verstehen Sie Spaß?" mit Barbara Schöneberger pro Jahr beisteuern. Verstärkt soll es dafür Content für die Digitalkanäle des Formats geben.
Doku- und Comedy-Festival werden eingestellt
Auch bei Festivals und Events stellt sich der SWR neu auf: So wird ab 2025 das SWR Dokufestival nicht mehr stattfinden. Den Deutschen Dokumentarfilmpreis will der SWR mit seinen Partnern MFG und LfK jedoch weiterhin vergeben. Außerdem wird die Veranstaltungsreihe "SWR live!" beendet. Bereits bekanntgegeben wurde darüber hinaus das Ende des "SWR3 Comedy-Festivals" zum kommenden Jahr.
SWR Intendant Kai Gniffke betonte, man folge einer klaren Strategie: "Wir wollen weiterhin bestmögliches Programm für die Menschen machen, die digitale Transformation kraftvoll vorantreiben und das finanzielle Fundament stabil halten. Das ist eine Aufgabe, die den gesamten SWR fordert und die wir nur mit einer großen Gemeinschaftsanstrengung aller Mitarbeitenden meistern werden." Bereits 2023 hatte der SWR ein erstes Maßnahmenpaket beschlossen. In diesem Zuge waren SWR4 Baden-Württemberg und SWR4 Rheinland-Pfalz enger zusammengerückt.
Derzeit arbeiten im SWR als zweitgrößtem ARD-Sender rund 3.600 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Man wolle "die demografische Entwicklung in den nächsten Jahren nutzen, um den notwendigen Umbau sozialverträglich zu gestalten", hieß es.