Der Südwestrundfunk (SWR) muss Einschnitte in Verwaltung, Produktion, Infrastruktur und Programm vornehmen, um die Kürzungen der KEF im 24. Bericht zu kompensieren.
Bereits in der Vergangenheit hat der SWR eine Reformagenda gestartet, die nun mit den nächsten Schritten weitere und spürbare Veränderungen bringt. Mit organisatorischen Optimierungen oder neuen Produktionstechnologien allein kann diese Herausforderung nicht bewältigt werden. Veränderungen betreffen auch das Programmangebot des SWR.
Die SWR Geschäftsleitung hat daher u. a. beschlossen, den Immobilienbestand weiter zu verkleinern sowie Mittel für Unterhaltungssendungen im linearen Fernsehen – auch zugunsten von Angeboten für jüngere Zielgruppen – zu reduzieren. Produktionsprozesse und Workflows werden weiter standardisiert und sorgen damit für noch mehr Wirtschaftlichkeit in Produktion und Verwaltung. Zudem fokussiert und strafft der SWR sein Angebot an Off-Air-Veranstaltungen.
Die Umsetzung der Maßnahmen beginnt sukzessive ab dem Jahr 2025.
SWR Intendant Kai Gniffke:
„Der SWR geht verantwortungsbewusst mit dem Geld um, das uns die Beitragszahlenden anvertrauen. Deshalb folgt der SWR einer klaren Strategie: Wir wollen weiterhin bestmögliches Programm für die Menschen machen, die digitale Transformation kraftvoll vorantreiben und das finanzielle Fundament stabil halten. Das ist eine Aufgabe, die den gesamten SWR fordert und die wir nur mit einer großen Gemeinschaftsanstrengung aller Mitarbeitenden meistern werden.“
Beton spart vor Programm
Schon seit langem hat sich der SWR einer strategischen Flächenreduktion verschrieben. Der SWR trennt sich von Immobilien, die sanierungsbedürftig, ineffizient oder nicht mehr unbedingt erforderlich sind.
Verwaltungsdirektor Jan Büttner:
„Der SWR setzt seinen bereits vor vielen Jahren eingeschlagenen Kurs der Flächenkonsolidierung fort. Die Bandbreite reicht dabei von der systematischen Aufgabe von Lagerflächen bis hin zur konsequenten Verkleinerung bei sämtlichen Bauvorhaben.“
Mehr Generationengerechtigkeit durch neue Angebote für digitalaffine Zielgruppen
Insbesondere im Fernsehen gibt der SWR noch immer den überwiegenden Teil der Mittel für Programm aus, das vor allem ein älteres Publikum erreicht. Hier werden nun Mittel reduziert, um Angebote für jüngere und digitalaffine Zielgruppen fortsetzen und ausbauen zu können. So wird es ab 2026 z. B. deutlich weniger Neuproduktionen der „Eisenbahn-Romantik“ geben. Die Sendung “Menschen und Momente” wird ab 2025 eingestellt. Ressourcen für den Dokumentarfilm im Dritten Programm werden für die Mediathek eingesetzt. Auch die Sendung „lesenswert“ wird im linearen TV-Programm eingestellt. Mit dadurch frei werdenden Mitteln sollen Formate entstehen wie z.B. „Longreads“ mit Helene Hegemann für die ARD Mediathek.
Reduktion im Programm – verstärkt im Bereich Unterhaltung
Im Bereich Fernsehunterhaltung werden u. a. die „Mathias Richling Show“, die Sendungen „Advent live“ sowie „Comedy vom Rhein“ aufgegeben, außerdem – wie schon bekanntgegeben – die Formate „Spätschicht“ und „Ich trage einen großen Namen“. Mit Mathias Richling sind stattdessen ein Podcast und eine Fortführung des YouTube-Formats „Richling Backstage“ geplant. Nicht mehr übertragen werden zukünftig der „Umzug Deutsches Weinlesefest“, „Rhein in Flammen“ sowie das „Seenachtsfest“. Für das Erste wird der SWR künftig noch drei statt bisher fünf Ausgaben von „Verstehen Sie Spaß?“ pro Jahr beisteuern. Verstärkt soll es dafür exklusive Verlade-Filme für die ARD Mediathek und Content für die erfolgreichen „Verstehen Sie Spaß“-Digitalkanäle geben.
Programmdirektor Information, Sport, Fiktion, Service und Unterhaltung Clemens Bratzler:
„Wir straffen und fokussieren unser Angebot, um auf den wachsenden finanziellen Druck und den Wandel der Mediennutzung zu reagieren. Unterhaltung bleibt uns wichtig, muss aber stärkere Einschnitte verkraften als andere Teile unseres Auftrags. Folglich konzentrieren wir uns im SWR Fernsehen vor allem auf unsere Erfolgsmarken ‚Nachtcafé‘, ‚Sag die Wahrheit‘ und den ‚Schlagerspaß‘, aber auch auf regionale Formate wie die neu gestartete ‚Comedy-Scheune‘. Im Digitalen wollen wir Erfolgsformate wie die ‚Kurzstrecke‘ mit Pierre M. Krause oder ‚Almania‘ mit Phil Laude fortsetzen und uns weiter im Bereich Comedy engagieren. Die Reduktion der linearen Ausgaben von ‚Verstehen Sie Spaß?‘ soll es uns ermöglichen, uns an anderer Stelle und mit neuen Ideen am nationalen Angebot der ARD zu beteiligen.“
Effizienzsteigerung in Verwaltung und Produktion
Mit standardisierten Systemen und harmonisierten Abläufen hebt der SWR weitere Wirtschaftlichkeitspotenziale in der Produktion wie in den Verwaltungsbereichen. So wird zum Beispiel das „Nachtcafé” seit Anfang 2024 nicht mehr in einer externen Produktionsstätte in Baden-Baden realisiert, sondern im eigenen Mainstage-Studio in Mainz. Zudem werden Etats gekürzt, Wartungsintervalle gestreckt, Investitionen gekappt. Und es erfolgt eine Trennung von ganzen Bereichen, z. B. bei den unterstützenden Infrastrukturleistungen von der Telefonzentrale bis hin zur Hausdruckerei am Standort Stuttgart.
Konzentration bei Events
Auch bei Festivals und Events stellt sich der SWR neu auf: So wird ab 2025 das SWR Dokufestival nicht mehr stattfinden. Den Deutschen Dokumentarfilmpreis will der SWR mit seinen Partnern MFG und LfK jedoch weiterhin vergeben und die Förderung des jungen Dokumentarfilms unverändert fortsetzen. Außerdem wird die Veranstaltungsreihe „SWR live!“ beendet. Bereits bekanntgegeben wurde darüber hinaus das Ende des „SWR3 Comedy-Festivals“ zum kommenden Jahr.
Erstes Maßnahmenpaket in 2023
Bereits 2023 hatte die SWR Geschäftsleitung ein erstes Maßnahmenpaket beschlossen: In diesem Zuge waren SWR4 Baden-Württemberg und SWR4 Rheinland-Pfalz enger zusammengerückt, bei qualitativ gleichbleibendem Programm. Bei den Unterhaltungsformaten im Dritten Programm wurden Veränderungen realisiert, wie z. B. die oben erwähnte Einstellung von „Ich trage einen großen Namen“, der „Spätschicht“ sowie „Planet Wissen“ und das Ende von „Hannes und der Bürgermeister“ und „Freunde in der Mäulesmühle“. Auch das Aus des „Tatorts Mainz“ wurde bereits verkündet. Das verlängerte gemeinsame Mittagsmagazin von ARD und ZDF löst zudem das „ARD-Buffet“ ab, das vom SWR produziert und 2025 eingestellt wird.
Der SWR bleibt ein zuverlässiger Arbeitgeber
Der SWR ist und bleibt ein zuverlässiger Arbeitgeber. Auch wenn der SWR über die Zeit personell kleiner werden wird, werden die bestehenden vertraglichen Vereinbarungen eingehalten. Die demografische Entwicklung wird in den nächsten Jahren genutzt, um den notwendigen Umbau sozialverträglich zu gestalten. Sowohl Gremien als auch Belegschaft wurden von den Plänen der Geschäftsleitung informiert.
Der SWR wird auch in Zukunft Maßstäbe bei Information, Kultur und Unterhaltung setzen. Dafür treibt die Geschäftsleitung die Digitalstrategie des Senders mit Tempo weiter voran. Investitionen in die Zukunft, insbesondere in die Qualität des Journalismus und in neue Technologie wie zur Anwendung Künstlicher Intelligenz, haben höchste Priorität.
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