Ein in Ludwigshafen geflüchteter Straftäter aus der Justizvollzugsanstalt in Mannheim ist gefasst. Auch sein mutmaßlicher Helfer kam in Untersuchungshaft.
Etwas mehr als zwei Wochen nach seiner Flucht bei einem Arztbesuch außerhalb des Mannheimer Gefängnisses sitzt ein Straftäter wieder hinter Gittern. Der 25-Jährige wurde in einem Hotel in Weinheim (Rhein-Neckar-Kreis) festgenommen, wie die Polizei am Freitag mitteilte.
Polizei und Staatsanwaltschaft ergänzten am Samstag, ein mutmaßlicher Komplize des Strafgefangenen sei ebenfalls am Freitag in dem Weinheimer Hotel festgenommen worden. Der 21-Jährige soll den Motorroller gefahren haben, der für die Flucht nach dem Arztbesuch genutzt worden war. Er sei "der Gefangenenbefreiung dringend verdächtig". Am Samstag (30. Dezember) wurde der junge Mann dem Haftrichter beim Amtsgericht Frankenthal vorgeführt. Er befindet sich inzwischen in Untersuchungshaft. Als Haftgründe wurden Flucht- und Verdunklungsgefahr angenommen.
Häftling nach zwei Wochen gefasst: Festnahme ohne Widerstand
Den entflohenen Strafgefangenen hatten die Beamten eigenen Angaben zufolge ohne Widerstand in dem Hotel festgenommen. Die Polizei überstellte ihn in eine Justizvollzugsanstalt - in welche wollten die Ermittelnden nicht sagen.
Dem Häftling war am 14. Dezember die Flucht gelungen, als er einen Termin bei einem Kieferorthopäden im Klinikum Ludwigshafen wahrnahm. Dabei hatten ihn zwei Justizvollzugsbeamte begleitet. Nach dem Arztbesuch lösten die Begleiter die Fesseln des Gefangenen, damit er für den Rückweg in den Transporter steigen konnte. In diesem Moment riss sich der Mann den Angaben zufolge los - während sich zeitgleich von hinten der Komplize auf einem Motorroller näherte und mit einer Waffe einen Schuss in die Luft abgab.
Wegen räuberischer Erpressung Mannheim: Entflohener Straftäter war zu sieben Jahren Haft verurteilt
Die Polizei sucht weiter nach dem Mannheimer Häftling, der nach einem Arzttermin im Klinikum Ludwigshafen geflohen ist. Der Mann war wegen mehrerer Straftaten im Gefängnis.
Mann saß wegen räuberischer Erpressung in Haft
Der 25-Jährige war im Oktober 2022 vom Landgericht Mannheim unter anderem wegen besonders schwerer räuberischer Erpressung und räuberischer Erpressung zu sieben Jahren Gefängnis verurteilt worden.
Bereits Ende Oktober war ein Häftling der JVA Bruchsal bei einem Ausflug an einen Baggersee im rheinland-pfälzischen Germersheim geflohen. Von ihm fehlt weiterhin jede Spur. Die zwei Vorfälle hatten für Kritik auch an der baden-württembergischen Justizministerin Marion Gentges (CDU) gesorgt. Die Ministerin musste mehrere Pannen einräumen.
Unter anderem waren nach ihren Angaben im Mannheimer Fall nicht alle Vorschriften eingehalten worden. Neben den erfahrenen Vollzugs- und Vorführbeamten sei bei dem Termin nur ein auszubildender Justizwachtmeister eingeteilt worden und kein zweiter Justizvollzugsbeamter - "entgegen ausdrücklicher Vorgaben", wie Gentges betonte. "Das stellt einen Regelverstoß dar, dem wir weiter nachgehen." Ausschlaggebend für die Flucht sei dies aber nicht gewesen. Ihr Justizministerium hat inzwischen die Vorgaben für sogenannte Ausführungen per Erlass verschärft.
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