Rufbusse widersprechen dem Geist des Nahverkehrs als öffentliches Gut, meint Martin Rupps. Man soll nicht nur zahlen, sondern sich auch selbst darum kümmern.
In Bad Waldsee (Kreis Ravensburg) sollen sogenannte Rufbusse den bisherigen Stadtbus („Citybus“) ersetzen. Rufbusse fahren nur, wenn sie jemand per Telefon oder App bestellt. Bürgerinnen und Bürger wehren sich gegen den Wegfall eines Bus-Angebots mit Taktfahrplan. Die Stadt begründet ihre Pläne mit vielen Leerfahrten des „Citybusses“.
Ich finde diese Debatte nicht nur für Bad Waldsee wichtig, sondern für den ganzen Südwesten. In Baden-Württemberg schließen Oberbürgermeister dünnere Fahrpläne wegen steigender Kosten nicht mehr aus. In Rheinland-Pfalz soll kommendes Jahr jeder zehnte Linienbus wegfallen. Gut möglich, dass immer mehr Städte und Gemeinden auf Rufbusse setzen.
Der Nahverkehr zählt zu den sogenannten öffentlichen Gütern. Der Staat stellt sie bereit mit Hilfe des Geldes der Steuerzahlenden, weil der freie Markt nicht zufriedenstellend beispielsweise für den Betrieb von Straßenlaternen oder eben Stadtbussen sorgt. Dafür stehen die Güter allen Mitgliedern in der Gemeinschaft gratis oder zu einem reduzierten Preis zur Verfügung.
Die Stadtmütter und Väter von Bad Waldsee wollen dieses Prinzip umkehren. Ich soll für ein öffentliches Gut zahlen, aber muss mich selbst darum kümmern. Aus der Bringschuld würde eine Holschuld. Ich muss den Bus rufen, sonst kommt er nicht. Sein selbstverständlicher Halt ist futsch – und meine Schwelle, mich aktiv darum zu bemühen, hoch.
Schräg finde ich, den Rufbus als kostenlos anzupreisen und im Bus selbst ein „Sparschwein“ aufzustellen. Das erinnert an den moralischen Druck einer Kollekte im Gottesdienst. Und dass die Rufbusse keine Rollstuhlfahrer mitnehmen können, geht natürlich gar nicht. Wer den öffentlichen Nahverkehr kaputtmachen will, wählt die Methode „Bad Waldsee“
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