Waschbären sehen süß aus. Aber, weil sie eine invasive Art sind, die bei uns keine natürlichen Feinde hat, breiten sie sich immer mehr aus. Zum Schaden von Menschen und Tieren.
Auf der Suche nach Nahrung schleichen sie nachts durch Gärten, suchen nach Schlupflöchern in Dächern und erobern die Städte. So niedlich sie auch aussehen - für viele sind Waschbären inzwischen eine Plage – auch aus Sicht von Heiko Murrmann aus Burgschwalbach im Rhein-Lahn-Kreis. "Wir haben einen Gemüsegarten, wir investieren viel Arbeit, viel Zeit, viel Geld da rein. Und dann kommt ein Tier, das hier nicht heimisch ist, und macht uns alles kaputt. Das stört mich schon sehr", schimpft er.
Murrmanns Haus am Waldrand und sein liebevoll gezüchtetes Gemüse zog die Waschbären offensichtlich magisch an. "Wir hatten letztes Jahr im Oktober noch Kürbisse stehen, die waren angefressen und ansonsten war halt der ganze Außenbereich so wie durchsucht. Alles war hin und her geräumt, unordentlich", erzählt er.
2023/24 schießen Jäger 3.300 Waschbären
Jäger Ansgar Römer überrascht das nicht. Auch in seinem Revier im Rhein-Lahn-Kreis laufen ihm die invasiven Tiere bei der Jagd vor die Flinte. "Ich hatte das Glück und hab hier drei Jungbären geschossen, einmal zwei und einmal einen. Da werden die so schnell nicht mehr erscheinen", meint er. "Der Waschbär ist schlau."
An den Abschusszahlen lässt sich ablesen, wie stark die Population gewachsen ist. Wurden 2018/19 noch 563 Tiere erlegt, waren es 2023/24 schon rund 3.300 – etwa sechs Mal so viele. Die Waschbären können sich so stark vermehren, weil sie keine natürlichen Feinde haben. Nicht nur Menschen spüren die Konsequenzen. Heimische Tierarten wie Frösche, Vögel oder Sumpfschildkröten sind bedroht, weil sie von Waschbären gefressen werden. Der Landesjagdverband Rheinland-Pfalz warnt schon länger vor einer unkontrollierten Ausbreitung der Waschbären.
"Wenn die Population zu doll wird, dann leiden hauptsächlich Singvögel darunter", sagt Ansgar Römer. "Und deshalb sind Waschbären Gott sei Dank im Jagdrecht und man kann als Jäger eingreifen, wenn man merkt, es werden zu viele."
Freie Wähler fordern Managementkonzept für Waschbären
Die Freien Wähler Rheinland-Pfalz fordern, dass die Landesregierung für die Waschbären ein Managementkonzept auflegt - ähnlich wie für den Wolf. "Man sollte auf jeden Fall schauen, dass man in den Ortschaften die Population eindämmt", fordert Lisa-Marie Jeckel von den Freien Wählern. "Das geht ja nur mit Fallen oder Kastration. Wenn wir jetzt schon ansetzen und investieren, dann investieren wir in den Schutz unserer Biodiversität. Und da sollte man nicht warten, bis das Problem groß geworden ist."
Die CDU-Fraktion im rheinland-pfälzischen Landtag hält ein Managementkonzept, wie es das für den Wolf gibt, für übertrieben. "Man muss sich sicher fragen, ob die Kosten von 3,6 Millionen Euro für fünf erwachsene Wölfe in Rheinland-Pfalz über fünf Jahre gerechtfertigt sind", sagt Horst Gies, jagdpolitischer Sprecher der CDU. "Ich denke, das brauchen wir unter keinen Umständen für den Waschbär."
RLP-Landesregierung setzt auf Wildtier-Berater
Auch die rheinland-pfälzische Landesregierung sieht noch keinen großen Handlungsbedarf. Der Staatssekretär im Umweltministerium, Erwin Manz, sagte, Managementpläne gebe es vor allen Dingen für Rehwild und Rotwild. Für den Waschbär sei das nicht angedacht. "In urbanen Gebieten wird nicht gejagt, sondern wir sehen da eine spezielle Regelung im neuen Jagdgesetz vor, dass wir urbane Wildtier-Berater einführen, die dann diese Aufgabe übernehmen sollen."
Diese Wildtier-Berater sollen ab 2026 eingesetzt werden, damit die Waschbären auch in Kommunen keine großen Schäden mehr anrichten. So dass man die Räuber mit Kulleraugen künftig nicht auf dem Dach, sondern nur in der Natur beobachten kann.
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