Binnen weniger Stunden haben sich kleine Flüsse in der Eifel in reißende Ströme verwandelt. Dass das Hochwasser so schnell so katastrophal werden konnte, hat mehrere Ursachen.
Harmlose Flüsse führen plötzlich zerstörerische Wassermassen, Dutzende Menschen sind gestorben, Hunderte gelten als vermisst. Besonders schwer hat das Hochwasser den Ort Schuld (Landkreis Ahrweiler) in der Eifel getroffen. Innerhalb weniger Stunden wurde die Gemeinde zum Katastrophengebiet.
Wieso wurde das Hochwasser so schnell so zerstörerisch?
Dass das Hochwasser den Ort Schuld so schnell so hart getroffen hat, liegt unter anderem an seiner Lage: Der Ort wird umrahmt von zwei Schleifen des Flusses Ahr. So konnte das Hochwasser von mehreren Seiten in den Ort eindringen. Doch auch andere Dörfer und Städte ohne diese geografische Besonderheit wurden schwer getroffen.
Das habe mehrere Gründe, erklärt ARD-Meteorologe Karsten Schwanke: "Die Ausgangslage war ein sehr nasses Frühjahr 2021 mit immer wieder viel Regen. Die Böden konnten nicht mehr viel Wasser aufnehmen." Zudem habe sich Tief "Bernd" am Mittwoch intensiviert. Schwülwarme Luft aus Norddeutschland habe die Wolkenmassen über den Mittelgebirgen in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen regelrecht "ausgequetscht", erklärt Schwanke. Daher die intensiven Regenfälle von 150 bis 200 Liter pro Quadratmeter binnen 48 Stunden, von der Eifel über die Kölner Bucht, das Bergische Land bis ins Sauerland.
Nicht nur das Wetter, auch das Gelände ist ausschlaggebend
Doch die reine Regenmenge und die gesättigten Böden seien nicht allein Ursache dieser Flut-Katastrophe, sagt Schwanke. Ende Juni, Anfang Juli 2021 sei in der Uckermark im Nordosten Brandenburgs auf noch kleinerer Fläche mehr Regen gefallen als jetzt in der Eifel. Doch dort habe es "nur" vollgelaufene Keller gegeben, so der Meteorologe - weil das Wasser in der Fläche abfließen konnte.
In der Eifel sorge das Mittelgebirgsgelände mit Bergen und Tälern dafür, dass "das Wasser kanalisiert wird, aus kleinen Bächen werden reißende Sturzfluten". Das sei die besondere Gefahr in Mittelgebirgen: Die Pegelstände steigen nicht langsam an, sondern schießen plötzlich in die Höhe. Entsprechend schnell und hart treffen die Wassermassen auf die Orte an den Flüssen.
Wie der Klimawandel damit zusammenhängt
Meteorologe Schwanke erklärt: Auf der Welt werden durch die globale Erwärmung mehr Hitzerekorde und Dürrewellen erwartet, das führe zu einer insgesamt wärmeren Atmosphäre - die wiederum mehr Feuchtigkeit aufnehmen kann. Das wiederum resultiere in größeren Regenmengen.
Zudem sorge die Veränderung im globalen Klima dafür, dass einzelne Tief- oder Hochdruckgebiete sich länger an einem Ort festsetzen und nicht von den globalen Starkwinden, den Jetstreams, fortgetragen werden. Was wiederum zu länger anhaltenden Regenfällen oder lang andauernden Dürren führe.
Alte Rekord-Pegelstände werden "pulverisiert"
Diese Entwicklung sei laut Schwanke auch ein Problem für die Vorbereitung und den Katastrophenschutz: Die Pegelstände seien derart in die Höhe geschossen, dass die Pegel an den Flüssen aufgehört haben, ihre Daten zu melden. Wahrscheinlich wurden sie deutlich übertroffen, vom Wasser mitgerissen oder zerstört.
Das sei ein Problem für alle weiteren Orte flussabwärts, denn ohne die Daten wissen sie nicht, was genau auf sie zukommt. "Wir beobachten immer wieder, dass die alten Hitze- oder Regenrekorde pulverisiert werden", sagt Schwanke. "Darauf sind wir nicht vorbereitet."
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