Alzheimer ist mehr als nur Vergesslichkeit. Mit Alzheimer wird nicht nur das Leben der Betroffenen, sondern auch das der Angehörigen anders.
Eine Demenzerkrankung wie Alzheimer stellt nicht nur die Betroffenen selbst, sondern auch ihre Angehörigen auf eine harte Probe. Wir geben Tipps auf dem Weg von der Diagnose bis hin zum Umgang mit einem erkrankten Angehörigen und berichten über neue Forschungen.
- Wie erkenne ich erste Anzeichen?
- Wenn Zeit und Raum für Verwirrung sorgen
- Achten Sie auf die Sprache!
- Gibt es Veränderungen im Verhalten?
- Suchen Sie Rat beim Hausarzt
- Behalten Sie Gewohnheiten und Tagesabläufe bei
- Holen Sie sich rechtzeitig Unterstützung
- Bleiben Sie gelassen!
- Passen Sie die Wohnung an
- Armband bei Alleingängen
- Wo stehen wir aktuell bei der Suche nach neuen Wirkstoffen gegen Alzheimer?
1. Wie erkenne ich erste Anzeichen?
Zum typischen Krankheitsbild von Alzheimer gehört, dass Gedächtnis und Konzentrationsfähigkeit immer mehr nachlassen. Zunächst ist das Kurzzeitgedächtnis stärker betroffen, später auch das Langzeitgedächtnis. Wichtige Daten und Ereignisse - einfach weg. Wie etwa der Herd zu benutzen ist - weg.
Erinnerungsnotizen und Klebezettel werden zu wichtigen Gedächtnisstützen, alltägliche Aufgaben, wie die Fahrt mit dem Auto zum Arbeitsplatz, zur ungewohnten Herausforderung.
2. Wenn Zeit und Raum für Verwirrung sorgen
Menschen mit Alzheimer fällt es zunehmend schwerer, sich räumlich und zeitlich zu orientieren. Manchmal vergessen sie sogar, wo sie sind oder wie sie dort hingekommen sind.
3. Achten Sie auf die Sprache!
Wer an Alzheimer erkrankt, hat immer mehr Probleme, sich an die Bedeutung von Begriffen zu erinnern. Oder auch die richtigen Worte zu finden. Aus einer "Armbanduhr" kann dann schnell mal eine "Hand-Uhr" werden. Oder Menschen mit Alzheimer hören mitten in der Unterhaltung auf zu reden - weil sie nicht wissen, wie sie fortfahren sollen.
Erkrankte weichen dann oft auf Füllwörter oder Phrasen aus, die nicht in den Zusammenhang passen. Dadurch werden ihre Sätze schwer verständlich. Zudem verstehen sie ihre Gesprächspartner immer schlechter.
4. Gibt es Veränderungen im Verhalten?
Alzheimer beeinträchtigt nicht nur das Denk- und Urteilsvermögen, sondern auch den Charakter. Viele Menschen mit Alzheimer werden ungewohnt ängstlich, misstrauisch, passiv oder auch aggressiv.
Wer Dinge häufig vergisst oder die Kontrolle verliert, schämt sich, ist frustriert oder gerät leicht aus der Fassung. All das belastet die Psyche. Nicht wenige Erkrankte haben daher auch Depressionen oder Schlafstörungen.
5. Suchen Sie Rat beim Hausarzt
Sollten Sie also bei einem Angehörigen erste Warnsignale für Alzheimer bemerken, suchen Sie den Hausarzt auf. Er ist die erste Anlaufstelle, er kennt den Patienten und kann Veränderungen einschätzen und beurteilen. Eine frühe Diagnostik hilft, da bei einer frühen Behandlung die Leistungsfähigkeit länger erhalten werden kann. Der Hausarzt kann auch dazu raten, einen Facharzt wie Neurologen oder Psychiater aufzusuchen. Oder er entscheidet, ob und welche Medikamente sinnvoll sind.
6. Behalten Sie Gewohnheiten und Tagesabläufe bei
Für Menschen mit Alzheimer ist es wichtig, rountinemäßige Abäufe beizubehalten, etwa feste Zeiten beim Essen, regelmäßige Spaziergänge, bestimmte Rituale beim Zubettgehen. Dazu gehören auch Treffen mit Bekannten und Freunden, wie etwa der Stammtisch. All das schafft Vertrauen und gibt Sicherheit zurück.
Weitere Tipps zum selbstständigen Essen finden Sie hier.
7. Holen Sie sich rechtzeitig Unterstützung
Ohne Unterstützung einen Menschen mit Alzheimer betreuen und pflegen - schwierig, sehr schwierig. Auch, wenn weitere Familienmitglieder helfen. Im Anfangsstadium der Krankheit lassen sich oft noch Freunde gut einbinden, etwa bei Spaziergängen mit dem Angehörigen oder durch regelmäßige Besuche. Später ist dann mitunter professionelle Hilfe gefragt, wie ambulante Pflegedienste.
Orientierung gibt es bei der Deutschen Alzheimer Gesellschaft, Alzheimer-Foren, ihrer Krankenkasse oder den Pflegestützpunkten. Zudem gibt es in vielen Städten Selbsthilfegruppen und Angebote für Beratungsstellen.
Informationen zur Pflege geben auch das Bundesministerium für Gesundheit sowie die Bundesregierung in ihrem "Ratgeber Demenz".
8. Bleiben Sie gelassen!
Alzheimer-Kranke folgen oft ihrer eigenen Logik und sind vernünftigen Argumenten nicht zugänglich. Hier heißt es ruhig bleiben und kühlen Kopf bewahren! Streiten hilft da nicht weiter und sorgt nur für miese Stimmung. Nehmen Sie Gefühlsschwankungen und Aggressionen nicht persönlich. Diese sind Teil der Krankheit - keine direkten Angriffe.
Seien Sie geduldig bei der Kommunikation. Es hilft, deutlich und langsam zu sprechen - und in kurzen, einfachen Sätzen. Wiederholen Sie Gesagtes, wenn Sie den Eindruck haben, dass die Information bei ihrem Gegenüber nicht sofort angekommen ist.
Wenn die sprachliche Verständigung immer schwieriger wird - etwa wenn Menschen mit Alzheimer im fortgeschrittenen Stadium grundlos schreien - helfen oft auch Berührungen oder Gesten weiter.
Denke Sie aber auch an sich, wenn Ihnen die Situation über den Kopf wächst. Und nutzen Sie gegebenenfalls Angebote der Krankenkasse, wie die Verhinderungspflege.
9. Passen Sie die Wohnung an
Was für viele Senioren generell gilt, gilt ganz besonders auch für Alzheimer-Patienten. Also, keine losen Teppiche als Stolperfallen und keine unbeaufsichtigten Elektrogeräte wie Herd oder Bügeleisen. Zimmer und Flure sollten gut beleuchtet sein. Bei nächtlichen Toilettengängen kann ein Nachtlicht im Flur sinnvoll sein. Ein Nachtlicht am Bett gibt Orientierung, wenn der Alzheimer-Kranke nachts aufwacht.
Hilfreich zur zeitlichen Orientierung sind auch große Uhren oder ein Kalender mit dem täglichen Datum. Mehr Infos zur Raumgestaltung und zur Möblierung gibt es hier.
10. Armband bei Alleingängen
Wenn Ihr Angehöriger die Wohnung ohne Aufsicht verlässt, kann ein Armband oder eine Kette mit Name und Adresse hilfreich sein.
11. Wo stehen wir aktuell bei der Suche nach neuen Wirkstoffen gegen Alzheimer?
In den vergangenen Monaten gab es vielversprechende Entwicklungen, aber auch Rückschläge. Jüngstes Beispiel ist der Wirkstoff Lecanemab. In den USA ist der Antikörper seit Anfang 2023 zugelassen - als erster Wirkstoff, der den geistigen Verfall zumindest ein wenig bremsen kann.
In Europa können Patienten Lecanemab aber nicht bekommen - die europäische Arzneimittelbehörde EMA hat die Zulassung Ende Juli 2024 abgelehnt. Denn aus Sicht der EMA ist die Wirkung ziemlich schwach, bestenfalls verzögere sich das Fortschreiten der Demenz um ein paar Monate.
Gleichzeitig seien schwere Nebenwirkungen wie Schwellungen und Blutungen im Gehirn möglich. Die Risiken überwiegen laut EMA den Nutzen. Die Entscheidung ist in der Fachwelt aber durchaus umstritten.
Demenz Alzheimer: Neues aus der Forschung
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