Bernd Cullmann zählt zu den größten Olympioniken in der Region Trier. Der Idar-Obersteiner schildert, wie dramatisch der Sieg über die Amerikaner 1960 war.
Es ist der Moment, den Bernd Cullmann in seinem Leben nicht mehr vergessen wird. Am 8. September 1960 ist der Idar-Obersteiner Teil der deutschen 4x-100-Meter-Staffel bei den Olympischen Spielen in Rom. Mehr als 60.000 Menschen sind im Stadion dabei, erzählt Cullmann.
Die deutsche Staffel überquert die Ziellinie als zweites Team, hinter den USA. Die amerikanische 100-Meter-Staffel ist bei Olympia seit Jahrzehnten ungeschlagen.
Doch irgendetwas stimmt nicht. "Die haben sich überhaupt nicht gefreut", sagt Cullmann. Der Idar-Obersteiner ahnt etwas. Zu Beginn des Staffellaufs könnten die Amerikaner einen Wechselfehler begangen haben, den Staffelstab außerhalb der vorgegebenen Zone weitergegeben haben.
Die Kampfrichter prüfen. Fast zehn Minuten ist es vollkommen still im Stadion, sagt Cullmann. Dann die Lautsprecherdurchsage: "prima germania". Deutschland gewinnt. Die Amerikaner werden wegen eines Wechselfehlers disqualifiziert. Ekstase im Olympiastadion. Mehr als 60.000 Menschen rasten aus. "Das war ein Schrei, den ich bis heute nicht vergessen habe. Das war der bewegendste Moment überhaupt in meinem Leben", sagt Bernd Cullmann.
Der Idar-Obersteiner ist Olympiasieger. Dabei wäre wenige Minuten zuvor sein Start im olympischen Finale fast noch an seinem Startblock gescheitert.
Aufgewachsen in Idar-Oberstein
Bernd Cullmann wächst im Idar-Obersteiner Stadtteil Tiefenstein als Sohn eines Edelsteinschleifers auf. "Ich war ein Kind, das immer nur draußen gespielt hat und bewegungsverrückt war." Eigentlich gehört sein Herz dem Fußball, doch auf dem Platz fällt seine Schnelligkeit auf.
Cullmann nimmt an einem Leichtathletik-Wettkampf in Birkenfeld teilt. Und gewinnt. Sein Ehrgeiz ist geweckt. Weil Cullmann auch auf größeren Wettkämpfen überzeugt, locken ihn die damaligen Topsprinter Manfred Germar und Martin Lauer 1958 nach Köln. Sie seien damals die "Heroen" des deutschen Sprints gewesen, sagt Cullmann.
Nach Köln zu Germar und Lauer
Mit Lauer wird er später in Rom Gold gewinnen. Dank des besseren Trainings in Köln verbessert sich Cullmann immer weiter, läuft 100 Meter bald in 10,4 Sekunden. 1960 wird er deutscher Hallenmeister, ist in der nationalen Spitze angekommen.
Obwohl Cullmann in den folgenden Monaten mit Knieproblemen kämpft, schafft er die Qualifikation für Olympia. In Rom teilt er sich mit dem Superstar der deutschen Leichtathletik ein Zimmer: Olympiasieger Armin Hary. Die beiden verstehen sich bis heute sehr gut, spielen damals Skat auf ihren Zimmern, bereiten sich zusammen auf die Wettkämpfe vor.
Probleme mit dem Startblock im olympischen Finale
Ansonsten erinnert sich Cullmann auch an die drückende Hitze in Rom, die ihm zu schaffen macht. Und ausgerechnet kurz vor dem Start im olympischen Staffelfinale hat er ein weiteres Problem. "Armin Hary war Werkzeugmacher und hat sich einen eigenen Startblock gebaut. Den wollte ich für das Finale haben", erzählt er.
Damals müssen die Startblöcke der Sprinter noch mit einem Nagel in die Asche gehauen werden. Doch Cullmann bekommt seinen Block nicht befestigt, ist vor dem Finale ohnehin sehr nervös.
"Dann hab ich Armin hergerufen, es waren nur noch zwei Minuten bis zum Start." Hary sprintet zu seinem Freund, hilft ihm den Block zu richten. Wenige Augenblicke später trotzt Bernd Cullmann der Hitze und seiner Nervosität, legt den besten Lauf seines Lebens hin, wie er erzählt. Er übergibt den Staffelstab als Erstplatzierter an Armin Hary. Die beiden Kumpels ebnen den Weg zum deutschen Olympiasieg.
In Idar-Oberstein gefeiert
Dieser Erfolg wird auch in Idar-Oberstein gefeiert. Als Cullmann aus Rom zurückkehrt, fährt er in einem Cabrio durch die Schmuckstadt und wird von tausenden Menschen umjubelt. Betriebe und Schulen bleiben geschlossen. Idar-Oberstein feiert seinen Helden. Er ist bis heute der einzige Olympiasieger der Stadt.
Olympia in Paris vor dem Fernseher
Die Olympischen Spiele in Paris wird Bernd Cullmann ab der kommenden Woche vor dem Fernseher in Idar-Oberstein verfolgen. Sein Enkel und sein Sohn haben sogar Tickets für die Spiele bekommen, erzählt Cullmann. "Natürlich beim Finale über 100 Meter." In der Disziplin, in der Bernd Cullmann mit Armin Hary, Walter Mahlendorf und Martin Lauer Sportgeschichte geschrieben hat.
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