Apotheken haben immer größere Probleme, Personal zu finden. Internationale Fachkräfte werden deswegen immer besser dabei unterstützt, hier Fuß zu fassen. Zwei Betroffene erzählen.
Damaskus, London, Rittersdorf in der Eifel. Das sind Stationen im Leben der Apothekerin Lana Othman-Haghour. Sie muss selbst schmunzeln, wenn sie davon erzählt. Jetzt arbeitet sie als approbierte Apothekerin in einer Trierer Apotheke.
Von London nach Rittersdorf
Ihr Pharmaziestudium hatte sie 2004 in der syrischen Hauptstadt Damaskus abgeschlossen. Danach folgte ein Masterstudium in London. Damals hatte sie noch den Plan, nach Syrien zurückzugehen und dort in der Pharmaindustrie zu arbeiten, erzählt sie. Doch es kam anders. Sie lernte ihren heutigen Mann kennen, einen deutsch-syrischen Zahnarzt, und kam der Liebe wegen nach Rittersdorf in die Eifel.
Start in Deutschland
Erst einmal ging für sie die Familie vor, erzählt sie. Sie bekam vier Kinder, lernte während der Schwangerschaften Deutsch. 2011 wollte sie zum ersten Mal versuchen, in Deutschland eine Approbation als Apothekerin zu bekommen. Kein leichter Schritt. Damals flossen nur spärliche Informationen, wie man seinen ausländischen Studienabschluss anerkennen lassen kann und eine Approbation bekommt, erinnert sich Lara Othman-Haghour.
Der aus Syrien stammende Apotheker Oqba Al Masri kam 2015 mit 23 Jahren nach Deutschland. Sein Pharmaziestudium hatte er in Syrien begonnen. Doch dann kam der Krieg. Er flüchtete zunächst nach Jordanien. Dort konnte er sein Pharmaziestudium abschließen. In Jordanien durfte er nicht arbeiten. Schließlich verschlug es ihn nach Idar-Oberstein. In nur einem Jahr lernte er sehr gut Deutsch.
Doch ohne Approbation sei es sehr schwierig gewesen, einen Praktikumsplatz in einer deutschen Apotheke zu finden. Er bekam zunächst nur Absagen. Die hiesigen Apotheken seien, was ausländische Fachkräfte angeht, damals sehr zurückhaltend gewesen, erinnert sich Oqba Al Masri.
Eine Bekannte half ihm. In Rhaunen konnte er schließlich unter Aufsicht eines approbierten Apothekers drei Monate lang arbeiten, legte dann die Fachsprachenprüfung ab.
Pilotprojekt der Apothekerkammer Rheinland-Pfalz
2015 kamen viele Apothekerinnen und Apotheker aus Syrien nach Deutschland. Oqba Al Masri konnte an einem Pilotprojekt der Apothekerkammer Rheinland-Pfalz teilnehmen. Sie bot einen Vorbereitungskurs auf die obligatorische Kenntnisprüfung an. "Seitdem hat sich viel verbessert", sagt Oqba Al Masri, der heute die Filiale einer Apotheke in Idar-Oberstein leitet.
Ein Grund: Apotheker, die gute Erfahrungen mit ausländischen Apothekern als Hospitanten gemacht hätten, seien offener. Inzwischen kämen viele Apotheker aus Syrien, Ägypten und anderen Ländern. "Das funktioniert wirklich gut", sagt Al Masri.
Prüfungen für Apotheker aus Nicht-EU Ländern
Diese Beobachtung kann auch Apothekerin Lana Othman-Haghour bestätigen. Die vierfache Mutter bemühte sich 2019 wieder um eine deutsche Approbation. Diesmal ging es zügig.
Dafür besuchte sie den Vorbereitungskurs der rheinland-pfälzischen Apothekerkammer im Rahmen des Projekts "IQ - Integration durch Qualifizierung". Sie setzte sich noch einmal für ein Semester in den Hörsaal der Universität Mainz, um ihr Fachwissen in Pharmazie wieder aufzufrischen.
Drei Monate büffelte sie konzentriert und legte dann die Fachsprachenprüfung und die sogenannte Kenntnisprüfung ab. 2019 hatte sie dann die Approbation in der Tasche.
Netzwerk Syrischer Apotheker und Ärzte hilft weiter
2021 gründete sich die Syrische Gesellschaft für Ärzte und Apotheker in Deutschland. 2009 begann es als Facebookgruppe, in der sich Syrerinnen und Syrer gegenseitig Tipps gaben, wie man seinen Berufsabschluss anerkennen lassen kann. Mittlerweile ist es ein Netzwerk mit 60.000 Mitgliedern aus Deutschland und verschiedenen arabischen Ländern.
Auch Apothekerin Lana Othman-Haghour hat von dem Netzwerk profitiert. Es gebe wirklich gute Tipps, wie man mit der Bürokratie zurechtkommt oder wo man was beantragen könne, freut sie sich.
Deutschland offener für ausländische Fachkräfte
Oqba Al Masri fühlt sich inzwischen in Idar-Oberstein zuhause. Er ist mit einer Deutschen verheiratet, hat zwei kleine Töchter und hat ein Haus gebaut. Sein Eindruck: Deutschland ist für Fachkräfte aus anderen Ländern offener geworden.
Debatte um Migration in Baden-Württemberg Syrischer Arzt in Stuttgart: Warum er hier seine zweite Heimat sieht
Saaid Ajmman ist Arzt am Klinikum Stuttgart: Jeder sechste Arzt hat hier einen nicht-deutschen Pass. Wie fühlt er sich in Baden-Württemberg?
SWR-Videopodcast "Zur Sache intensiv" Bürgermeister mit syrischen Wurzeln fordert: Sozialleistungen für Migranten auf drei Jahre befristen
Ryyan Alshebl floh 2015 aus Syrien nach Deutschland. Seit einem Jahr ist er Bürgermeister im Nordschwarzwald. Und dringt auf eine schärfere Asylpolitik - wie passt das zusammen?