Der Winter wird wärmer. Schnee wird seltener. Wie sich die Eifel-Wintersportgebiete dem Klimawandel anpassen - und trotzdem auf Schnee ab Donnerstag hoffen.
- Wie sieht es aktuell in den Ski-Gebieten in der Eifel aus?
- Welche Folgen hat der Klimawandel für die Ski-Gebiete?
- Wie stellen sich die Wintersportgebiete für die Zukunft auf?
Skigebiete in der Eifel längst nicht mehr schneesicher
Wintersport am Schwarzen Mann bei Prüm - es klingt wie ein Märchentitel aus vergangen Zeiten. "Das letzte Mal viel Schnee war vor zwei Jahren, aber da war gesperrt wegen Corona", sagt Pächter und Skiliftbetreiber André Hillen in Prüm. Wenn er aus seinem Restaurant den Gipfel hinaufschaut, sieht er zwar Schnee - aber zuletzt nur ein bisschen.
"Momentan haben wir auf dem Schwarzen Mann acht bis zehn Zentimeter Schnee - jedenfalls an der Spitze", so Hillen. Fürs Skifahren reiche das nicht. Der Pächter des Wintersportzentrums hofft auf mehr Schnee ab Donnerstag.
Schneekanonen auf der Wolfsschlucht
Anders als am Schwarzen Mann gibt es in der nahegelegenen Wolfsschlucht Schneekanonen. Aber auch die können in einem warmen Winter keine Schneelandschaft zaubern. Erst recht nicht angesichts der gestiegenen Energiepreise.
Nach Angaben der Stadt Prüm sollen die Schneekanonen nur dann für einen Skibetrieb laufen, wenn sichergestellt ist, dass 14 Tage lang Schnee liegt. Erst dann rechne sich der Betrieb.
Wintersport in der Eifel nicht planbar
Früher habe nur der Schnee gefehlt, mittlerweile würden auch die Frosttage immer weniger, sagt Marc Saxler vom Skiclub Daun. Der Klimawandel sei da. Dem Club-Vorsitzenden tut es weh um die "Top-Anlage" am Dauner Mäuseberg mit Skilift und Flutlicht, die an guten Wintertagen Skifahren bis 22 Uhr möglich macht. Doch mit Wintersport in der Eifel lässt sich immer weniger planen.
Ski-Clubs in der Eifel stellen sich neu auf
"Die Zukunft des Vereins hängt nicht am Winterbetrieb", sagt etwa Joachim Bretz vom Ski-Club Prüm. Um ihre Mitglieder zu halten, haben sich die Ski-Clubs in der Eifel zu Breitensportvereinen gewandelt, bieten etwa Badminton, Handball, Herzsport oder Fitnesskurse an. Auch Skigymnastik ist im Angebot - zum Skifahren geht’s dann eben auf gemeinsamen Reisen in Regionen, in denen noch mehr Schnee fällt.
Die Ski-Hütten werden im Sommer wie im Winter genutzt - die des Ski-Clubs Prüm etwa auch von Schulen und Kindergärten oder für Angebote der Eifeltouristik. Der Ski-Club Daun veranstaltet - auch ohne Wintersport - am Wochenende eine Après-Ski-Party, im Sommer gibt es Grillfeten.
Beim Ski-Langlauf-Verein Ernstberg, der sich seit 40 Jahren um die Loipen des gleichnamigen Langlaufgebiets auf dem Hochplateau zwischen Daun und Gerolstein kümmert, kann sich der Vorsitzende Ewald Schäfer vorstellen, dass Mitglieder eines Tages als Guides tätig werden im Rahmen des Vulkaneifeler Mountainbike-Parcours. Eine vereinseigene Mountainbikegruppe gibt es schon.
Schwarzer Mann: Mountainbikes als Alternative zum Ski
Das Mountainbike als Alternative zum Skibetrieb spielt auch am Schwarzen Mann eine Rolle. Der "Zweckverband Wintersport und Erholungsgebiet Schwarzer Mann" arbeitet an einem sogenannten Sommerkonzept, das so nicht auf den Sommer beschränkt bleiben muss.
Im vergangenen Jahr hat ein Fachmann im Ausschuss Downhill-Strecken für Mountainbiker vorgestellt, wie es sie etwa im Sauerland oder im Hunsrück gibt. Sollte Ähnliches am Schwarzen Mann umgesetzt werden, könnten die Mountainbiker die Skilifte nutzen, um nach oben zu kommen - und auf verschiedenen Strecken bergab sausen. Theoretisch wäre dies das ganze Jahr über denkbar. Wenn Schnee läge, würde man wieder auf Ski- und Rodelbetrieb umstellen.
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Zuhause durch den Wald gurken geht, keine Frage. Es geht aber auch besser: Abwechslungsreiche Parks, super Aussichten und spannende Touren. Hier gibt's Tipps, wo man voll auf seine Kosten kommen kann.
Pläne für Winter ohne Schnee mit Hürden
Doch damit es so kommen kann, sind einige Hürden zu nehmen. Im Rathaus der Verbandsgemeinde Prüm verweist Bürgermeister Aloysius Söhngen (CDU) auf einen Termin am 6. Februar. Dann soll im Zweckverband beschlossen werden, ob die entsprechende Planung für die Downhill-Strecken angestoßen wird.
Außerdem im Gespräch: Übernachtungsmöglichkeiten in Hütten. André Hillen, der Blockhauspächter und Skilift-Betreiber, sieht hier Potential. Die planungsrechtlichen Voraussetzungen zu schaffen, kostet allerdings erst mal viel Geld - von einer sechsstelligen Summe ist im Rathaus die Rede - und viel Zeit. Es geht vor allem um Naturschutz. Für neue Nutzungen müssen anderswo Ausgleichsflächen geschaffen werden. Bis Verträglichkeitsprüfungen und andere anstehende Schritte abgeschlossen sind, dürften noch ein bis zwei Jahre vergehen, heißt es aus dem Rathaus.
Für Restaurant- und Skilift-Betreiber André Hillen am Schwarzen Mann scheint der Rückgang des Skibetriebs derweil kein Drama. Er hat schon öffentlich geäußert, dass er in den Startlöchern steht, was neue Nutzungen wie die Schlafhütten anbelangt. Das Sommergeschäft, erzählt er, sei wirtschaftlich schon lange wichtiger, weil konstanter. "Aber bei Schnee im Winter, da macht das hier am meisten Spaß."
Langlauf schon bei wenig Schnee möglich
Am Ernstberg bei Daun blickt man immerhin zuversichtlich auf das bevorstehende Wochenende. Die Aussichten für Langlauf seien nicht schlecht: "15 Zentimeter Schnee reichen uns schon für Langlauf", sagt Vorsitzender Ewald Schäfer. Ski-Alpin-Fahrer seien schwerer getroffen, die bräuchten etwa das Doppelte an Schneehöhe.
Doch auch in der Wolfsschlucht bei Prüm hoffen sie auf Wintersport am Wochenende. Zumindest wolle man eine 200-Meter-Rodelpiste auf dem Haupthang sicherstellen. Dank frostiger Nächte könne mit technischem Schnee der schon vorhandenen, dünnen Schneedecke etwas beigeschneit werden, sagt der Prümer Ski-Club-Vorsitzende Joachim Bretz: "So können wir vor allem den Kindern wieder ein Wintersportangebot machen - und laden alle heimischen und auswärtigen zur Ski-Hütte in der Wolfsschlucht ein."
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