"Wir haben kein Wissens-, sondern ein Handlungsproblem", sagt Meteorologe Sven Plöger im SWR1 Interview über den Klimawandel. Die Politik müsse dringend Rahmenbedingungen schaffen.
Was kann jeder Einzelne für den Klimaschutz tun?
Folgen des Klimawandels: zu viele warme Tage kein Ausreißer mehr
War der viel zu milde Jahreswechsel 2022/23 ein Einzelfall oder ein deutliches Zeichen für den immer weiter fortschreitenden Klimawandel? Meteorologe Sven Plöger sagt auf diese Frage unmissverständlich:
Klassisches Gegenargument in den Diskussionen um den Klimawandel: "früher war's im Winter ja auch immer mal warm" - Plöger reagiert darauf gelassen. "Ja, Ihr habt recht", ist seine erste Antwort, seine zweite dann die wissenschaftliche Erkenntnis, dass diese zu warmen Phasen immer häufiger werden. Er empfiehlt, sich daran zu erinnern, dass Wissenschaftler schon vor Jahrzehnten vor dem Klimawandel gewarnt haben - der Blick in alte Zeitungen von vor 30-40 Jahren zeige das ganz deutlich: "Da stand's schon!".
Wie definiert die Wissenschaft "Klimawandel"?
Was wird weltweit für den Klimaschutz getan?
Der Kampf gegen den Klimawandel geht Sven Plöger deutlich zu langsam, das wird aus seinen Antworten immer wieder klar.
Stellt sich die Frage, ob wir überhaupt noch genug Zeit haben, das 1,5-Grad-Ziel zu erreichen, das im Pariser Klimaschutzabkommen aufgestellt worden ist. "Es ist natürlich viel zu langsam, wir hängen allem hinterher. Und das ist ja auch der Hauptkritikpunkt.", sagt Plöger. Auch, weil das Klimaproblem ein globales Problem sei.
Sven Plöger ist sich in seiner Analyse sicher: es werde nicht genügen, wenn auf dieser Welt einige Idealisten sagen "wir stellen alles um, wir verändern". Seine klare Forderung: "Wir brauchen politische Rahmenbedingungen". Einen Rahmen, der auch die Marktwirtschaft mit einbeziehe und darüber Soziales und Ökologie nicht vergisst. Das - so seine Kritik - habe die Politik bislang versäumt.
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Prognose: an milde Winter gewöhnen und aufs Skifahren verzichten?
Schneereiche Winter seien nicht "grundsätzlich abgesagt", meint Plöger, es werde immer wieder schneereiche Winter-Phasen geben. Aber:
Was das bedeutet, hat er selbst vor kurzem mit seiner Familie erlebt: eine schmale Kunstschneepiste, mitten in braunem Gras. "Der Kunstschnee ist auch problematisch für die Natur. Du machst also auch noch ganz viel kaputt.", sagt er und erklärt, warum.
Die Lufteinschlüsse, die der normale Schnee hat, werden von den Pistenraupen beim Kunstschnee sehr viel stärker heraus gedrückt. Diese Luftbläschen aber sind eine natürliche Dämmung, die verhindert, dass an warmen Tag der Schnee direkt über der Grasdecke schmilzt. Das Schmelzwasser unter dem Kunstschnee gefriert dann am Boden zu Eis und verhindert den Luftaustausch für die Pflanzen - sprich: der Kunstschnee zerstört die Vegetation.