Ab 2025 sollen 18-Jährige befragt werden, ob sie sich einen Dienst bei der Bundeswehr vorstellen könnten. Wir haben uns an einer Trierer Schule umgehört, was Schüler davon halten.
Morgens 8 Uhr im Friedrich-Wilhelm-Gymnasium in Trier. 13 Schüler sitzen im Leistungskurs Sozialkunde von Lehrerin Stefanie Leich. Nächstes Jahr wollen die 18-Jährigen Abitur machen, eine Ausbildung oder ein Studium beginnen. Doch gebraucht würden die jungen Leute auch bei der Bundeswehr.
Die Truppe sucht derzeit dringend Rekruten. Unmittelbar nach Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine hätten sich zwar mehr Interessenten beraten lassen. Schon einen Monat später sei die Zahl der Bewerber aber wieder zurückgegangen. "Personal zu finden, wird zunehmend herausfordernder", sagt die zuständige Pressesprecherin der Bundeswehr in Köln.
Bundeswehr wird von Trierer Schülern eher positiv gesehen
Nach Plänen von Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) sollen daher auch die jungen Trierer nächstes Jahr einen Fragebogen bekommen. Die Jungs müssten ausfüllen, ob sie sich den Dienst an der Waffe vorstellen können und sich einer Musterung unterziehen. Für die Mädchen wäre das freiwillig. Ob sie den Dienst antreten, sollen sie selbst entscheiden dürfen. Das Ziel: Rund 5.000 Rekruten pro Jahr zu gewinnen.
Bundeswehr Neuer Wehrdienst soll kommen: Darauf musst du dich jetzt einstellen
Die Bundeswehr in Deutschland soll gestärkt werden. Junge Männer könnten deshalb vielleicht bald angeschrieben werden.
Und in Trier könnte die Bundeswehr ein paar Bewerber finden. Fünf der dreizehn Schüler könnten sich nach eigenen Angaben vorstellen, den Wehrdienst zu absolvieren. Und auch die übrigen sehen die Bundeswehr und einen Dienst für die Gemeinschaft positiv - anders als 60 Prozent ihrer Altersgenossen in ganz Deutschland, wie eine Umfrage des Meinungsforschungsinstitutes Forsa ergab. Warum?
Tom Goossens
"Mein Vater war Panzerkommandant bei der Bundeswehr und ich durfte als Kind auch mal mitfahren. Und das fand ich unheimlich interessant, also diese ganze Maschinerie dahinter. Und von daher weiß ich auch: Wenn man zur Bundeswehr geht, heißt das ja nicht, dass man wie Rambo ins Maschinengewehrfeuer rein rennen muss. Sondern es gibt da zum Beispiel auch Jobs im Ingenieurwesen.
Und weil ich sowieso noch nicht ganz genau weiß, was ich nach dem Abitur machen will, kann ich mir das schon vorstellen, mal sechs Monate zur Bundeswehr zu gehen. Danach bin ich dann 19, dann ist das Leben ja noch nicht vorbei und ich kann immer noch ein Studium anfangen. Und wenn ich merke, dass das mein Ding ist, bleib ich vielleicht auch bei der Bundeswehr."
Luzia Schornick
"Ich weiß nicht, ob so ein freiwilliger Dienst der richtige Weg ist. Ich glaube es wäre besser, wenn alle jungen Menschen verpflichtet würden, etwas für die Gesellschaft zu tun. Der Wehrdienst ist sicher nicht für jeden was, aber in sozialen Berufen werden ja auch Leute gebraucht. So ein Dienst könnte dann auch das Gemeinschaftsgefühl wieder stärken, das ein bisschen verloren gegangen ist.
Ich fände es dann aber ungerecht, wenn nur Jungs den Dienst absolvieren müssten und wir Mädchen nicht. Die Jungs könnten sich diskriminiert fühlen. Auch da sollte es eine Gleichberechtigung der Geschlechter geben. Ich kann mir selbst gut vorstellen, später für die Bundeswehr zu arbeiten."
Lukian Dornoff
"Wir haben als Schüler in Rheinland-Pfalz den Vorteil, dass wir früher als andere Bundesländer unser Abitur schreiben. Wir können uns deshalb schon im Sommersemester an der Uni einschreiben und bekommen eher einen Studienplatz. Wenn ich aber eine Grundausbildung von sechs Monaten dazwischen schiebe, gebe ich diesen Vorteil auf. Deshalb würde ich lieber sofort Medizin, Jura oder BWL studieren."
Kalil Muß
"Ich möchte nach dem Abitur erstmal ins Ausland gehen, einfach um eine neue Kultur und neue Menschen kennenzulernen. Ich will ein bisschen rauszukommen aus Deutschland. Und ein Wehrdienst wäre schon einschneidend und ich wüsste nicht, wie ich den mit meinen Plänen vereinbaren sollte.
Wenn jetzt alle 18-Jährigen so einen Dienst verpflichtend machen müssten, dann wäre es gerecht und alle wären auf dem gleichen Level. Aber ich würde mich als Einzelner nicht bewusst dafür entscheiden. Das würde mich ja gegenüber den anderen um sechs Monate zurückwerfen."
Jamiro Schmidt
"Ich finde das Konzept mit dem Fragebogen und der Musterung nicht schlecht. Da hat man dann im Hinterkopf, dass da extrem viele Leute gemustert werden und man könnte es schaffen einer der Besten zu werden. Das ist ein Anreiz. Wenn man da ausgewählt wird gegenüber Bewerbern aus ganz Deutschland, dann würde mich das motivieren, zur Bundeswehr zu gehen."