Sie kommen ohne ihre Eltern in der Region Trier an. Die Flüchtlinge sind jünger als 2015. Die Anforderungen an das Schwerpunktjugendamt Trier wachsen.
Die meisten unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge kommen aus Afghanistan oder Syrien. In den vergangenen Monaten auch aus Nord- und Zentralafrika und der Türkei. Viele waren monatelang auf der Flucht und haben Schlimmes erlebt.
Ihre erste Anlaufstelle ist das Schwerpunktjugendamt Trier, das für 15 Kommunen in Rheinland-Pfalz zuständig ist. In acht bis zwölf Wochen durchlaufen sie hier das sogenannte Clearing- Verfahren, bei dem geschaut wird, was die jungen Menschen brauchen und wie ihre Perspektive in Deutschland ist.
Hier kommt dann auch das Jugendhilfezentrum Helenenberg in Trägerschaft der Salesianer Don Bosco ins Spiel, das einen Teil der geflüchteten Jugendlichen in der Zeit des Clearing- Verfahrens betreut. Jugendhilfezentrum und Schwerpunktjugendamt arbeiten Hand in Hand.
Flüchtlingszahlen steigen auch bei den Jugendlichen
Im vergangenen Jahr hat das Schwerpunktjugendamt Trier nach Angaben des Integrationsministeriums 700 unbegleitete Flüchtlinge in diesem Clearing- Verfahren betreut. Bis Mitte Oktober waren es in diesem Jahr schon 660. Im Oktober kümmerte sich das Schwerpunktjugendamt Trier um 240 junge Geflüchtete.
Die Jugendhilfeeinrichtung Don Bosco Helenenberg hat zwei Wohngruppen, in denen die Minderjährigen während des Clearing-Verfahrens untergebracht sind. Eine in Trier und eine auf dem Gelände des Helenenbergs zwischen Trier und Bitburg. Marcel Weinand und seine Kollegen schauen, dass die jungen Menschen ankommen und dass es ihnen gut geht. Vom ersten Tag an gibt es Deutschunterrricht und die Fachkräfte der Jugendhilfeeinrichtung begleiten die jungen Männer beim Gesundheitscheck und den Behördengängen.
Flüchtlinge sind jünger als 2015
Laut Schwerpunktjugendamt Trier ist das Alter der unbegleiteten minderjährigen Asylbewerber gegenüber 2015/2016 gesunken. Zunehmend kämen Jugendliche im Alter von deutlich unter 16 Jahren in der Region Trier an. Das stellt auch die Pädagogen vom Helenenberg vor neue Herausforderungen.
Viele Jugendliche vermissen natürlich ihre Eltern, erzählt Marcel Weinand von Don Bosco. Die sind manchmal noch selbst auf der Flucht oder im Heimatland. Die Helfer versuchen einen Kontakt zu den Eltern herzustellen. Funktioniert das nicht, versuchen sie selbst, die Jugendlichen aufzufangen. Je jünger die Geflüchteten sind, umso schwerer ist das. "Wir müssen viel intensiver auf die Jugendlichen eingehen". Das zeigt sich auch in der Schule. "Es ist ein Unterschied, ob ich eine Gruppe 16-, 17-Jähriger irgendwo in eine Klasse setze oder einen großen Anteil an Kindern, die gerade mal elf oder zwölf sind", erläutert Weinand.
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In der Aufnahmeeinrichtung in Hermeskeil leben derzeit 1.600 Flüchtlinge. Die Asylunterkunft sei überfüllt, heißt es beim Stadtrat. Jetzt hat er eine Resolution beschlossen.
Viele Flüchtlinge wollen zu Verwandten
Viele erwachsene Geflüchtete, auch aus der Einreisezeit von 2015 und 2016, leben inzwischen in Deutschland. Immer häufiger äußern junge unbegleitete Flüchtlinge den Wunsch, zu Verwandten zu ziehen, die irgendwo in Deutschland wohnen. Für das Schwerpunktjugendamt Trier ist das ein immenser Aufwand. Die Mitarbeiter prüfen, wie eng das Verwandtschaftsverhältnis ist und ob die Verwandten überhaupt Platz haben, die Geflüchteten unterzubringen. Dann muss dort vor Ort gegebenenfalls Jugendhilfe oder therapeutische Hilfe organisiert werden.
Verwandte in anderen Bundesländern
Noch schwieriger wird es, wenn die Verwandten in anderen Bundesländern wohnen. Jedes Bundesland muss ein bestimmtes Kontingent an Asylbewerbern aufnehmen. Wenn jetzt zusätzlich ein Flüchtling zu seinen Verwandten ziehen will, ist das eine sogenannte "freiwillige Übernahme", über die verhandelt werden muss.
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In Rheinland-Pfalz kommen wieder mehr Flüchtlinge an. Deshalb werden weitere Unterkünfte gebraucht. In Trier wird zum Beispiel eine Turnhalle hergerichtet - eine Zwischenbilanz.
Jugendschwerpunktamt am Anschlag
Im Schwerpunktjugendamt Trier arbeiten zwölf Beschäftigte, davon drei in Teilzeit. Die Belastung ist groß. Angesichts hoher Einreisezahlen ist es immer schwerer, die Jugendlichen unterzubringen und gleichzeitig das Beste für die jungen Menschen zu tun. Inzwischen dient eine Schule als Notunterkunft. Die Beschäftigten des Schwerpunktjugendamtes und der Jugendhilfeeinrichtungen, wie Don Bosco, müssen trotzdem schnell sein. Denn vieles muss wegen gesetzlicher Fristen zeitnah erledigt werden.
Jugendhilfeeinrichtung Don Bosco sucht Fachkräfte
Für die Jugendhilfeeinrichtung Don Bosco liegt das Hauptproblem darin, neue Fachkräfte zu finden, sagt der pädagogische Leiter Michael Schneider. Denn die Fachkräfte müssen breit aufgestellt sein. Einerseits müssen sie die oft traumatisierten Jugendlichen auffangen, andererseits aber auch die Tücken der Behördengänge kennen.
Ein Fehler bei einem Antrag könne für einen Geflüchteten ernste Konsequenzen haben, sagt Marcel Weinand von Don Bosco auf dem Helenenberg. Beispielsweise in einem Asylverfahren. Deshalb kommen in der Clearing-Phase zwei Dinge zusammen. "Der erste Prozess der Jugendlichen ist, wir sind angekommen und dann lässt man vieles sacken und man muss einen großen organisatorischen Prozess an Abläufen durchlaufen", erklärt Weiland.
Jugendhilfeeinrichtung sieht Rheinland- Pfalz gut gerüstet
Trotz der vielen unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge, die momentan in der Region Trier ankommen, sehen Michael Schneider und Marcel Weinand von der Jugendhilfeeinrichtung Don Bosco Helenenberg das Land Rheinland- Pfalz gut aufgestellt. Man habe seit 2015 viele gute Strukturen geschaffen und die Behörden seien eng vernetzt. Die Jugendhilfeeinrichtung Don Bosco profitiert davon, dass der Träger, der Salesianer Orden Don Bosco, das Personal seit 2015 nicht zurückgefahren hat. Auch nicht, als weniger Jugendliche Hilfe brauchten.
Kontakt zu Ex-Bewohnern bleibt
Michael Schneider, pädagogischer Leiter der Jugendhilfeeinrichtung Don Bosco Helenenberg, erzählt, dass immer wieder ehemalige junge Geflüchtete vorbeischauen und berichten, was sie bislang geleistet haben.
Viele besuchen das Helenenfest, eine Art Kirmes, und schauen mit ihren Familien vorbei. Dann reden sie mit den Mitarbeitern, berichten von ihrem Job und sagen auch, was damals vielleicht hätte besser laufen können, sagt Michael Schneider. So bekommen die Mitarbeiter Rückmeldung, wie der weitere Lebensweg der Flüchtlinge bis jetzt gelaufen ist. Für die Mitarbeiter sei das immens wichtig. Das sei es, was die Beschäftigten stütze, auch wenn es manchmal schwierig sei. Einfach die Erkenntnis: "Wir haben tatsächlich mit unserer Arbeit Erfolge erzielt und junge Menschen auf den Weg gebracht."
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