In der Region Trier ist die Mobile Beratung gegen Rechtsextremismus verstärkt worden. Seit Januar hilft ein Team von vier Frauen und Männern allen Menschen, die Rat suchen.
Sticker rechtsextremer Organisationen kleben auf den Masten von Straßenlaternen. Frauen und Männer in Politik und Behörden werden bedroht. Auch in der Region Trier gibt es eine Szene sogenannter Reichsbürger, die den Staat und seine Institutionen ablehnen. Rechtsextremisten verbreiten Hetze und Drohungen im Internet. Was kann man da tun? Menschen, die im Alltag mit Rechtsextremismus konfrontiert werden, können sich an die Mobile Beratungsstelle gegen Rechtsextremismus wenden.
Schon mehr als 20 Fälle in diesem Jahr
Markus Pflüger gehört zu dem Team der Mobilen Beratungsstelle gegen Rechtsextremismus in Trier, Regionalstelle West genannt. Engagierte Menschen sollten Rückhalt und Unterstützung finden, sagt er. Frage jemand um Rat, könne er von der Beratungsstelle betreut werden. Man sehe dann erst einmal, ob es wohnortnah schon einen Verein oder ein Bündnis gebe, das sich für die Zivilgesellschaft, die Demokratie und gegen Rechtsextremismus engagiere.
"Wenn sich jemand an uns wendet, machen wir gerne einen Termin für eine Beratung vor Ort aus. Wir gehen dahin, wo die Leute sind", sagt Markus Pflüger. Man wolle engagierte Menschen vernetzen, denn gemeinsam sei es einfacher. Aggressionen und Bedrohungen hätten in der Gesellschaft zugenommen. Das fange zum Teil schon in der Kita an, wo es vorkomme, dass Kinder andere beschimpften und man sich frage, wo sie diese Ausdrücke aufgeschnappt hätten. Die Beratungsstelle hilft mit Präventionsprogrammen für alle Altersgruppen.
Oft höre man ja nur die, die laut seien, sagt eine Mitarbeiterin der mobilen Beratungsstelle gegen Rechtsextremismus in Trier. Sie will ihren Namen zum eigenen Schutz lieber nicht nennen. So sei es zum Beispiel während der Coronapandemie gewesen, als sogenannte Querdenker regelmäßig auf den Marktplätzen gegen Coronamaßnahmen demonstriert hätten, wie in Wittlich.
Feature Zivilgesellschaft und Demokratie
Das Engagement gemeinnütziger Einrichtungen und NGOs ist für moderne Gesellschaften unverzichtbar. Aber der Druck auf sie wächst. Gefährdet das die Demokratie?
Bei den Demonstrationen gegen Coronamaßnahmen seien auch Rechtsextreme und die Demokratie ablehnende Protestler lautstark aufgetreten, sagt die Mitarbeiterin der Beratungsstelle gegen Rechtsextremismus. Menschen aus Wittlich hätten die Beratungsstelle kontaktiert und sich Tipps geholt, wie man dem etwas entgegensetzen könne. "Wir wollen engagierten Menschen eine Stimme geben", so die Mitarbeiterin.
Beratungsstelle bundesweit vernetzt
Die Beratungsstelle für die Region Trier ist mit dem Bundesverband der Beratungsstellen gegen Rechtsextremismus und darüber bundesweit mit entsprechenden Einrichtungen und Initiativen vernetzt. "Das ist sinnvoll, denn so erfahren wir schneller, wenn zum Beispiel ein bekannter Neonazi aus Mecklenburg-Vorpommern in die Eifel umzieht und seine Aktivitäten dort fortsetzt", sagt Markus Pflüger.
Bundesprogramm "Demokratie leben!"
Für die Aufnahme in den Bundesverband sei es auch notwendig geworden, die seit 2011 bestehende Beratungsstelle in Trier auszubauen. Sie ist jetzt als Regionalstelle West in Rheinland-Pfalz für die Stadt Trier und die umliegenden Landkreise zuständig. Aus einer 20-Stunden-Teilzeitstelle wurde ein Team von vier Beraterinnen und Berater, die sich 2,5 Stellen teilen. Träger ist der Verein Palais e.V. Finanziert wird die Stelle mit Geld von Bund und Land aus dem Bundesprogramm "Demokratie leben!". In Rheinland-Pfalz gibt es vier Beratungsstellen dieser Art.
Fälle von Rechtsextremismus nehmen zu
Das Team der Beratungsstelle gegen Rechtsextremismus wird nicht nur aktiv, wenn jemand um Rat fragt. Sie beobachteten auch rechtsextreme Tendenzen in bestimmten Kanälen der sozialen Medien, sagt Markus Pflüger. Eine Entwicklung sei zum Beispiel, dass ökologische Initiativen von Rechtsradikalen unterwandert würden. Den Betroffenen sei nicht immer sofort klar, mit wem sie es da zu tun hätten. Um zu informieren und aufzuklären, biete die Beratungsstelle deshalb auch Vorträge und Seminare zur Prävention an.