Wie argumentieren Leute aus der rechten Szene und wie gehe ich damit am besten um? Das gehört zur Weiterbildung als Fachkraft für Rechtsextremismusprävention, die in Rheinland-Pfalz angeboten wird.
Wer kann Fachkraft für Rechtsextremismusprävention werden?
Die Weiterbildung richtet sich in erster Linie an Menschen, die sich beruflich oder ehrenamtlich bereits für Demokratie und gegen Rechtsextremismus engagieren und dafür noch mehr fachliches und didaktisch-methodisches Wissen erwerben wollen. Dabei gehe es vor allem um drei Personengruppen, sagt Florian Pfeil, Geschäftsführer des Weiterbildungszentrums Ingelheim und Leiter der Fridtjof-Nansen-Akademie für politische Bildung. Sie bildet die Fachkraft-Ausbildung an.
Das seien etwa Menschen, die sich in zivilgesellschaftlichen Zusammenhängen engagieren - in Vereinen, Verbänden, antifaschistischen Initiativen, Gewerkschaften oder Kirchen. Eine weitere Gruppe komme aus den Sicherheitsbehörden, vor allem der Polizei. Hinzu kämen Menschen, die in Kommunen etwa mit den Themen Migration, Gleichstellung und Bildung zu tun haben.
Was wird in der Fachkraftausbildung vermittelt?
Cornelia Dold hat das Zertikat als Fachkraft für Rechtsextremismusprävention bereits erworben. Sie ist die Leiterin des "Hauses des Erinnerns - Für Demokratie und Akzeptanz" in Mainz. Das ist die zentrale Gedenkstätte der Landeshauptstadt für Opfer der NS-Diktatur. Die neue Weiterbildung hilft ihr beispielsweise dabei, Bildungsangebote wie Studientage im eigenen Haus zu gestalten oder auszuweiten: "Wir konzipieren neue Bildungsangebote etwa zum Antiziganismus", sagte Dold dem SWR. Auf der Agenda stehe auch ein Angebot zu Queerfeindlichkeit zu konzipieren.
Thema in der Weiterbildung seien auch Social-Media-Inhalte oder Medienberichterstattung allgemein "kritischer zu hinterfragen", insbesondere was den Umgang mit Quellen angehe. Sie habe auch gelernt, "wie schnell Fake News produziert werden können". Darüber hinaus sei sie nun sicherer im Umgang mit Menschen, die extreme Meinungen vertreten, da auch Argumentationsmuster solcher Leute analysiert worden seien.
Menschen, die dazu neigten Verschwörungserzählungen wiederzugeben, wechselten demnach in der Diskussion häufig das Thema. Wichtig sei, "dass man sich darauf nicht einlässt, sondern immer wieder versucht, die eigentliche Diskussionsgrundlage wieder aufzugreifen", so Dold. Als großen Gewinn betrachtet sie auch, dass sich durch die Weiterbildung ein neues Netzwerk gebildet habe.
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Welche Aufgaben haben Fachkräfte in der Präventionsarbeit?
"Es geht nicht darum, überzeugte Neonazis bekehren zu wollen oder Aussteigerarbeit zu leisten", sagt Florian Pfeil, der die Weiterbildung mitkonzipiert hat und -leitet. Die meisten zertifizierten Fachkräfte sind demnach in der schulischen oder außerschulischen Bildungsarbeit aktiv.
"Wir qualifizieren die Fachkräfte dafür, mit pädagogischen Mitteln für Demokratie und gegen Rechtsextremismus einzutreten", so Pfeil. Dazu gehörten Bildungsangebote für verschiedene Zielgruppen, die die Fachkräfte konzipierten und durchführten. Polizistinnen und Polizisten, die sich zur Fachkraft weiterbilden, seien oft im Bereich der Kriminalprävention oder der Ausbildung tätig.
Warum unterstützt die Landesregierung die Ausbildung?
Aus Sicht des rheinland-pfälzischen Innenministeriums ist der Rechtsextremismus eine erhebliche Gefahr für die Innere Sicherheit, die Demokratie und den gesellschaftlichen Zusammenhalt. "Diesem Treiben entschieden zu begegnen, obliegt nicht allein den Sicherheitsbehörden. Vielmehr sind bei der Bekämpfung des Rechtsextremismus alle Demokratinnen und Demokraten gefordert", so Innenminister Michael Ebling (SPD).
Die Weiterbildung zur zertifizierten Fachkraft für Rechtsextremismusprävention stehe dafür beispielhaft. "Wir machen Präventionsarbeit weiter stark", sagte Ebling am Freitag anlässlich der Übergabe der Abschlusszertifikate an zehn Absolventinnen und Absolventen der Weiterbildung zur Fachkraft für Rechtsextremismusprävention.
Wie viele Menschen haben die Ausbildung zur Fachkraft bisher gemacht?
Die zehn Absolventinnen und Absolventen, die jetzt ihr Zertifikat erhalten haben, gehören zum zweiten Jahrgang der Weiterbildung. Im ersten Jahrgang hatten diese nach Angaben des WBZ 17 Teilnehmerinnen und Teilnehmer erfolgreich abgeschlossen. Damit gibt es bislang 27 zertifizierte Fachkräfte für Rechtsextremismusprävention. Sie kommen alle aus Rheinland-Pfalz. Da die Weiterbildung eine Kooperation mit dem rheinland-pfälzischen Innenministerium ist und von diesem finanziert wird, werden Bewerberinnen und Bewerber aus RLP bei der Auswahl bevorzugt.
Wo kann ich die Weiterbildung machen?
Die Weiterbildung zur zertifizierten Fachkraft für Rechtsextremismusprävention findet im Weiterbildungszentrum Ingelheim statt. Sie wird dort von der Fridtjof-Nansen-Akademie für politische Bildung angeboten - in Zusammenarbeit mit dem rheinland-pfälzischen Innenministerium. Die Weiterbildung besteht aus 5 Modulen und dem Abschluss.